Aktive und passive Immunisierung erklärt

Aktive und passive Immunisierung erklärt

Immunität kann gezielt durch zwei Arten der Immunisierung hervorgerufen werden – der aktiven und passiven Immunisierung.

Das Immunsystem des menschlichen Körpers ist ein komplexes Netzwerk, das sich aus vielfältigen Komponenten zusammensetzt und bei Erregerkontakt unterschiedliche Schutz- und Abwehrmechanismen aktiviert. Infolgedessen ist der Körper (zeitweise) immun gegenüber einer Neuansteckung.

Was sind die Unterschiede zwischen angeborener und erworbener Immunität?

Das Immunsystem des menschlichen Körpers besteht aus zwei Komponenten – einem angeborenen (unspezifischen) und einem erworbenen (spezifischen) Anteil. 

Die angeborene (unspezifische) Immunität ist seit der Geburt vorhanden. Das angeborene Immunsystem erkennt unspezifische, häufig vorkommende Moleküle auf Erregern und reagiert auf diese immer gleich. Dadurch können Erreger schnell eliminiert werden. Zu den Bestandteilen des angeborenen Immunsystems gehören spezielle Immunzellen wie Granulozyten oder natürliche Killerzellen, und Proteine aus dem Blut oder der Lymphe.

Die erworbene (adaptive oder spezifische) Immunität ist bei Geburt noch nicht vorhanden. Trifft das erworbene Immunsystem einer Person auf ein neues Antigen, benötigt es Zeit, um sich zu entwickeln und zu lernen wie man das spezifische Antigen angreift. Dadurch bildet das erworbene Immunsystem ein Gedächtnis für das Antigen aus. Spätere Reaktionen auf dieses Antigen verlaufen schneller und effektiver als die Reaktionen nach dem erstmaligen Kontakt.

Immunität Abbildung
Abbildung 1: Übersicht über die verschiedenen Arten der Immunität
Definitionen rund um das Thema Immunisierung

Antigen: Fremde Substanz, die eine spezifische Immunantwort auslöst oder das Ziel einer Immunantwort ist.

Antikörper (Immunglobuline): Antikörper sind Eiweiße, die vom Immunsystem zur Neutralisation von Krankheitserregern oder deren Toxine eingesetzt werden. Antikörper entstehen im Körper, wenn B-Zellen (B-Lymphozyten) mit einem passenden Antigen in Kontakt kommen. Infolge dessen werden die B-Zellen aktiviert und entwickeln sich zu Plasmazellen, die in der Lage sind, das Antigen bei erneutem Kontakt wiederzuerkennen. In diesem Fall produziert die Plasmazelle in kurzer Zeit viele, für das Antigen spezifische Antikörper. Der im menschlichen Blut vorherrschende Antikörpertyp ist das Immunglobulin G (IgG). Antikörper sind krankheitsspezifisch. So schützen beispielsweise Masern-Antikörper eine Person vor einer Maserninfektion, haben aber keine Wirkung, wenn sie an Röteln erkrankt ist. 

DNA: Die DNA (Desoxyribonukleinsäure) enthält die genetischen Informationen einer Zelle. Die DNA liegt in der Zelle als Doppelstränge vor.

Impfung: Künstliche Immunisierung gegen bestimmte Erkrankungen, ohne dass die betroffene Person zuvor die Erkrankung durchmachen muss.

Immunisierung: Herbeiführen der Immunität mit einem bestimmten Antigen oder mit einem spezifischen Antikörper gegen ein Antigen.

Immunität: Angeborene oder durch Kontakt mit Krankheitserregern erworbene Unempfänglichkeit des menschlichen Körpers gegenüber Krankheitserregern bzw. deren Toxinen.

Immunsystem: Abwehrsystem des menschlichen Körpers, das vor schädlichen Krankheitserregern der umgebenden Umwelt und vor abnormen Zellen, z. B. Krebszellen des Körpers schützt.

Lymphozyten: Weiße Blutkörperchen, mit zentraler Aufgabe in der Immunabwehr.

mRNA: mRNA (messenger-RNA bzw. Boten-Ribonukleinsäure) überträgt die genetische Information für den Aufbau eines bestimmten Proteins in einer Zelle. Die mRNA liegt einzelsträngig vor.

Was sind die Unterschiede zwischen aktiver und passiver Immunisierung?

Die erworbene Immunität gegen eine Krankheit wird durch das Vorhandensein von Antikörpern gegen diese Krankheit im Körper einer Person erreicht. Die Immunität kann durch zwei Prozesse erworben werden – durch die passive Immunisierung und die aktive Immunisierung.

Von passiver Immunisierung spricht man, wenn einer Person Antikörper gegen eine Krankheit verabreicht werden, anstatt dass diese durch ihr eigenes Immunsystem produziert werden. Eine passive Immunität kann künstlich, etwa durch die Injektion oder Infusion antikörperhaltiger Blutprodukte wie Immunglobuline erworben werden. Daneben erwirbt ein Neugeborenes die natürliche Form der passiven Immunität, den sogenannten Nestschutz, von seiner Mutter über Plazenta oder Muttermilch. Die passive Immunität bietet sofortigen Schutz gegenüber Krankheiten, der für einige Wochen bis Monate anhält.

Die künstlich herbeigeführte aktive Immunisierung, allgemein als Impfung bezeichnet, ist eine der wirksamsten Maßnahmen der Infektionsbekämpfung. Dabei wird der gesunde Körper aktiv mit dem abgetöteten bzw. abgeschwächten Erreger oder Erregerbestandteil in Kontakt gebracht, damit er spezifische Antikörper gegen den Krankheitserreger produziert. Zusätzlich produziert der Körper Gedächtniszellen, die nach Abklingen der Erkrankung noch jahrelang im Körper bleiben. Bei erneuter Infektion kann das Immunsystem schnell aktiv werden und den Erreger abwehren. Bei der aktiven Immunisierung baut sich der Impfschutz erst nach einigen Wochen auf und in vielen Fällen sind mehrere Teilimpfungen nötig. Dafür ist die aktive Immunität von monate- bis jahrelanger Dauer.

Impfung als Vorbeugung vor ansteckenden Krankheiten

Impfungen gehören zu den bedeutendsten und effizientesten medizinischen Maßnahmen zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten.

Herdenimmunität

Mit einer Impfung schützt eine Person nicht nur sich selbst. Der eigene Impfschutz trägt gleichzeitig zum Schutz der Gemeinschaft bei. Ist ein Großteil der Bevölkerung geimpft, sinkt das Risiko einer Ansteckung bzw. können Infektionsketten schneller unterbrochen werden, weil sich der Erreger nicht mehr ungehindert ausbreiten kann. Dadurch können auch Bevölkerungsgruppen geschützt werden, die aus verschiedenen Gründen nicht geimpft werden dürfen.

Gutes Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil

Bevor ein Impfstoff auf den Markt kommt, muss seine Wirksamkeit und Sicherheit in klinischen Studien nachgewiesen und ein umfassendes Zulassungsverfahren durchlaufen werden. Eine positive Nutzen-Risiko-Bewertung ist Voraussetzung für die Zulassung. Ein Impfstoff wirkt, wie auch viele andere Medikamente, nicht bei jeder Person gleich. Alter und Grunderkrankungen können beispielsweise die Wirksamkeit und das Auftreten von Nebenwirkungen beeinflussen. Generell gelten moderne Impfstoffe als gut verträglich. Die meisten Komplikationen treten in Form von lokalen Impfreaktionen (lokale Schwellung, Rötung oder Schmerzhaftigkeit an der Injektionsstelle) auf. Nur in seltenen Fällen werden unerwünschte, schwerwiegende Nebenwirkungen gemeldet.

Positives Kosten-Nutzen Verhältnis

Das Kosten-Nutzen Verhältnis vieler Impfstoffe wird als positiv bewertet. Impfungen gelten als ein wirksames und effizientes Instrument, Krankheiten vorzubeugen, ohne das Gesundheitssystem mit hohen Kosten zu belasten.

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Welche Arten von aktiven Impfstoffen gibt es?

Je nach Art der Abwandlung der Erreger unterscheidet man zwischen Lebend- und Totimpfstoffen. 

Lebendimpfstoffe enthalten geringe Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger. Diese sind jedoch so abgeschwächt (attenuiert), dass sie die Erkrankung selbst nicht auslösen können. Gelangen die abgeschwächten Erreger durch die Impfung in den Körper, wird eine Infektion nachgeahmt und das Immunsystem produziert Antikörper gegen den Erreger. Der Impfschutz hält meist lange an, bei einigen Erregern sogar ein Leben lang. Beispiele für Lebendimpfstoffe sind Impfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken.

Totimpfstoffe (inaktivierte Impfstoffe) enthalten abgetötete Erreger oder Bestandteile des Erregers, die sich nicht mehr vermehren können. Der Körper erkennt diese als fremd und produziert Antikörper. Im Vergleich zu den Lebendimpfstoffen fällt die Antikörperproduktion nach einer Impfung mit einem Totimpfstoff allerdings geringer aus. Damit das Immunsystem nach einer Impfung mit Totimpfstoffen ausreichend aktiviert werden kann, enthalten manche Totimpfstoffe Wirkverstärker, sogenannte Adjuvanzien. Adjuvanzien stimulieren die Immunzellen und dadurch die Antikörperproduktion. Das am häufigsten eingesetzte Adjuvans ist Aluminiumhydroxid. Außerdem müssen Totimpfstoffe in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden. Beispiele für Totimpfstoffe sind Impfstoffe gegen Polio, Hepatitis B oder Keuchhusten.

Genbasierte Impfstoffe, wie mRNA-Impfstoffe und Vektorimpfstoffe wurden in Deutschland erstmals mit der Coronavirus-Pandemie zugelassen. Diese Impfstoffe enthalten die genetische Information für Zielantigene der Krankheitserreger.

Wie wirken mRNA-Impfstoffe?

Durch die Impfung wird den Körperzellen in Form einer mRNA die Information für die Herstellung der sogenannten Zielantigene (Antigene, anhand derer das Immunsystem einen Erreger erkennt und eine Immunantwort auslöst) übertragen (Abbildung 2). Anhand der Information aus der mRNA beginnt die Körperzelle mit der Produktion dieser Zielantigene, die Proteinen auf der Oberfläche des Virus entsprechen. Die Proteine werden aus der Zelle freigesetzt und besitzen dann die Funktion von Antigenen. Das menschliche Immunsystem erkennt die Antigene und produziert spezifische Antikörper. 

Wie wirken Vektorimpfstoffe?

Vektorimpfstoffe bestehen aus gentechnisch veränderten und für den Menschen harmlosen Trägerviren, den sogenannten Vektoren. Diese Vektoren sind im Menschen nicht oder nur sehr begrenzt vermehrungsfähig. Vektorimpfstoffe können das genetische Material eines Erregers auf zwei unterschiedliche Wege in die Zielzellen einschleusen, um im Körper eine Immunreaktion auszulösen.

  1. Ein Molekül (kleines Teilchen, das aus zwei oder mehreren verbundenen Atomen besteht) aus der Virushülle des Vektors wird gegen ein Molekül aus der Hülle des Krankheitserregers ausgetauscht.
  2. Der Vektor enthält die Information zum Aufbau von Proteinbestandteilen des Krankheitserregers in Form von DNA. Diese Information wird dann in der menschlichen Zelle abgelesen, der Virusbestandteil hergestellt und dem Immunsystem als Antigen präsentiert (siehe Abbildung 3).
Wirkprinzip eines mRNA-Impfstoffes Abbildung
Abbildung 2 Wirkprinzip eines mRNA-Impfstoffes
Wirkprinzip eines Vektor-Impfstoffes Abbildung
Abbildung 3 Wirkprinzip eines Vektor-Impfstoffes
Azubi-Lernzettel: Röteln
Azubi-Lernzettel: Masern
Azubi-Lernzettel: Mumps

Welche Arten von passiven Impfstoffen gibt es?

Passive Impfstoffe enthalten bereits „fertig gebildete Antikörper“ gegen einen Erreger. 

Bei einer passiven Impfung werden einer Person Antikörper gegen einen bestimmten Erregertyp verabreicht. Passive Impfstoffe können aus dem Serum oder der Milch von natürlich infizierten bzw. geimpften Tieren oder aus einer Bakterien- oder Zellkultur stammen. Da die Antikörper nicht vom Körper selbst produziert wurden, stellt die passive Impfung im eigentlichen Sinne keine Impfung dar. Ein Passivimpfstoff baut sich innerhalb kurzer Zeit im Körper ab, weshalb er meist bei einer bereits bestehenden Infektion oder einem Infektionsverdacht injiziert wird.

Ein passiver Impfstoff wird beispielsweise nach einem Tollwut-Biss oder bei einer Infektion mit dem Rötelnvirus verabreicht.

Was ist eine Simultanimpfung?

Bei einer Simultanimpfung erfolgt die aktive und passive Immunisierung gleichzeitig.

Die Simultanimpfung kombiniert den Sofortschutz einer passiven Impfung und die Dauerimmunität einer aktiven Impfung. Der Sofortschutz der passiven Immunisierung überbrückt hierbei den Zeitraum, bis die Dauerimmunität durch die aktive Immunisierung eintritt. Simultanimpfungen werden unter anderem gegen Tollwut verabreicht.

Bedeutung der Eigenverantwortung beim Impfen

Jede Person kann sich eigenverantwortlich für oder gegen eine Impfung entscheiden.

In Deutschland kann jede Person für sich selbst bzw. für das eigene Kind entscheiden, sich impfen zu lassen oder nicht. Allerdings gab es während der COVID-19-Pandemie kontroverse Diskussionen über die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht gegen das Corona-Virus. Für einige Monate galt eine einrichtungsbezogene Impfpflicht gegen das Corona-Virus in ambulanten oder stationären Einrichtungen oder Unternehmen des Gesundheitswesens sowie Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen. Die einrichtungsbezogene Impflicht gegen das Corona-Virus wurde Ende 2022 aufgehoben.

Aktuell existiert eine einrichtungsbezogene Impfpflicht gegen das Masernvirus. Das Masernschutzgesetz gilt seit dem 1. März 2020. Alle nach 1970 geborenen Personen, die in einer Gemeinschaftseinrichtung betreut werden oder dort arbeiten, müssen den Impfschutz nachweisen.

Impfberatung und Impfung

Medizinisches Personal kann Impfleistungen wie subkutane und intramuskuläre Injektionen übernehmen.

Viele Tätigkeiten, die im Rahmen der Erbringung von Impfleistungen anfallen, kann das Ärzteteam an qualifiziertes Praxispersonal delegieren. Durch berufsbegleitende MFA-Fortbildungen als Fachkraft für Impfmanagement oder Impfassistenz können MFA die notwendigen Qualifikationen erlangen. Zu den Qualifikationen und Aufgaben einer Fachkraft für Impfmanagement oder Impfassistenz gehören:

  • Wissen über Impfgrundlagen
  • Regelmäßige Impfstoffinventur
  • Kontrolle der Lieferung und Lagerung der Impfstoffe
  • Impfaufklärungsmaterial besprechen vor der ärztlichen Aufklärung
  • Durchführung der Impfung
  • Dokumentation
  • Abrechnung

Dokumentation im Impfpass oder Impfausweis

Jede Schutzimpfung muss unmittelbar im Impfpass oder in einer Impfbescheinigung dokumentiert werden.

Der gelbe Impfpass, auch Impfausweis genannt, ist ein internationales Dokument, das nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt wurde. Aus diesem Grund ist der Impfpass in drei Sprachen verfasst: Deutsch, Englisch und Französisch. Im Impfpass sind alle von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen gelistet.

In Deutschland besteht laut §22 des Infektionsschutzgesetztes Dokumentationspflicht. Die Impfdokumentation muss zu jeder Schutzimpfung folgende Angaben enthalten:

  1. Datum der Schutzimpfung,
  2. Bezeichnung und Chargenbezeichnung des Impfstoffes,
  3. Name der Krankheit, gegen die geimpft wurde,
  4. Name der geimpften Person und deren Geburtsdatum.  Sowie Name und Anschrift der Person, die die Impfung durchführt.
  5. Bestätigung in Schriftform oder in elektronischer Form mit einer qualifizierten elektronischen Signatur oder einem qualifizierten elektronischen Siegel durch die für die Durchführung der Schutzimpfung verantwortliche Person.
Impfpass Covid 19 Abbildung
Abbildung 4 Analoger Impfausweis mit Schutzimpfung gegen COVID-19

Es gibt aktuell Überlegungen in Deutschland einen elektronischen Impfausweis ergänzend zum analogen Impfausweis einzuführen. Voraussichtlich soll der elektronische Impfausweis Teil der elektronischen Patientenakte (ePa) sein. Seit Mitte 2021 besteht für Impfungen gegen COVID-19 die ergänzende Möglichkeit eines digitalen Impfzertifikats.

Organisation von Folgeterminen und die Nutzung von Recall-Systemen

Eine telefonische oder digitale Benachrichtigung hilft, auf Folgetermine und Auffrischimpfungen aufmerksam zu machen.

Mithilfe von Recall-Systemen kann per Post, Telefon, Mail oder SMS an Arzttermine, Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen erinnert werden.

Obwohl die Wirksamkeit von Recall-Systemen wissenschaftlich belegt ist, werden sie laut RKI in Deutschland noch immer nicht flächendeckend genutzt. Dabei bietet sich ein Recall-System besonders beim Impfen an, wenn nach einer Vorimmunisierung noch weitere Impfungen erforderlich sind. Allerdings sollten dabei bestimmte rechtliche Vorgaben beachtet werden, Datenschutz und Datensicherheit spielen in einer Arztpraxis eine wichtige Rolle. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) regelt, inwiefern Personendaten genutzt werden dürfen. Demnach ist eine Nutzung von Patientendaten nur nach einer aktiven Zustimmung seitens der Patientinnen und Patienten möglich. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, sich bei Praxisbesuch eine schriftliche Einverständniserklärung geben zu lassen, in der die Patientin oder der Patient die Zustimmung erteilt, dass die Arztpraxis zukünftig an Termine erinnern darf und auf welchem Weg – beispielsweise per Mail oder Telefon – dies geschehen soll.

Impfkalender und Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut

Die ständige Impfkommission am Robert Koch Institut gibt etwa einmal im Jahr aktualisierte Impfempfehlungen und einen Impfkalender heraus.

Impfkalender

Der Impfkalender der STIKO enthält die empfohlenen Standardimpfungen für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene nach Alter bei Impfung und Erregertyp gelistet.

Impfempfehlung

Einmal jährlich erscheinen im „Epidemiologischen Bulletin“ des RKI die aktuellen Impfempfehlungen der STIKO. Die STIKO unterscheidet zwischen Standardimpfungen (alle Personengruppen), Indikationsimpfungen (Personengruppen mit erhöhter Gefährdung, z. B. ältere Menschen, Menschen mit Grunderkrankungen), Reiseimpfungen, Impfung aufgrund einer erhöhten beruflichen Gefährdung und Prophylaxemaßnahmen.

Tabelle 1 Übersicht über die Empfehlungen zu Standardimpfungen des Erwachsenenalters sowie zu Indikations-(Berufs- und Reiseimpfungen) und Auffrischimpfungen für alle Altersgruppen (Quelle: Epidemiologisches Bulletin, 2023)

ErkrankungKategorieIndikation
Affenpocken/ Mpox und andere OrthopockenI, BMänner, die Sex mit Männern haben, berufliche Gefährdung (z. B. Personen in Speziallaboren)
CholeraRAufenthalt in Gefährdungsgebieten
COVID-19 (Coronavirus Disease 2019)n/an/a
DiphtherieS/AFehlende oder unvollständige Grundimmunisierung
FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und andere TBE (tick-borne encephalitis)- HauptsubtypenI, B, RAufenthalt in Gefährdungsgebieten, berufliche Gefährdung (z. B. Forstpersonal)
GelbfieberB, RAufenthalt in Gefährdungsgebieten, berufliche Gefährdung (z. B. Personen in Speziallaboren)
Haemophilus influenzae Typ bIPersonen mit fehlender oder nicht funktionierender Milz
Hepatitis A, BI, B, RGefährdete Personengruppen (Männer, die Sex mit Männern haben, medizinischen Personal, Hämophilie, Lebererkrankungen), Aufenthalt in Gefährdungsgebieten
Herpes zoster (Gürtelrose)S, IÄltere oder durch eine Vorerkrankung besonders gefährdete Personen (z. B. Diabetes mellitus, HIV-Infektion)
InfluenzaS, I, B, RÄltere oder durch eine Vorerkrankung bzw. Beruf besonders gefährdete Personen, bei drohenden Epidemien
Japanische EnzephalitisR, BAufenthalt in Gefährdungsgebieten, berufliche Gefährdung (z. B. Personen in Speziallaboren)
MasernS, INach 1970 geborenen Personen bei fehlender oder unvollständiger Immunisierung; bei Aufenthalt in Gemeinschaftseinrichtungen
Masern, Mumps, Röteln BBeruflich Gefährdete (z. B. medizinisches Personal, Personal in Kindergärten)
MeningokokkenI, B, RGefährdete, immundefiziente Personen; berufliche Gefährdung; Aufenthalt in Gefährdungsgebieten
MumpsBSiehe Mumps, Masern, Röteln
Pertussis (Keuchhusten)S/A, I, BErwachsene sollen die nächste fällige Tetanus/Diphterie-Impfung einmalig als Tetanus/Diphtherie/Keuchhusten-Kombinationsimpfung erhalten; schwangere Frauen; beruflich Gefährdete
PneumokokkenS, I, BÄltere oder durch Vorerkrankungen besonders gefährdete Menschen, z. B. Patienten nach Milzentfernung, Frühgeborene
Poliomyelitis (kurz Polio, Kinderlähmung)S/A, I, BFehlende oder unvollständige Grundimmunisierung, beruflich Gefährdete (z. B. medizinisches Personal), Aufenthalt in Gefährdungsgebieten
RötelnI, BUngeimpfte oder unvollständig geimpfte Frauen im gebärfähigen Alter (siehe Mumps, Masern, Röteln)
Tetanus (Wundstarrkrampf)S/AFehlende oder unvollständige Grundimmunisierung
TollwutB/Rberufliche Gefährdung (z. B. Forstpersonal, Tierärztinnen und Tierärzte), Aufenthalt in Gefährdungsgebieten
TyphusRAufenthalt in Gefährdungsgebieten
Varizellen (Windpocken)I, Bseronegative Frauen mit Kinderwunsch, seronegative Personen vor immunsuppressiver Therapie oder Organtransplantation, seronegative beruflich Gefährdete (z. B. medizinisches Personal, Personal in der Pflege)

B: Impfung aufgrund einer erhöhten beruflichen Gefährdung

I: Indikationsimpfungen bei erhöhter Gefährdung (nicht beruflich), auch zum Schutz weiterer Personen

n/a: nicht angegeben

P: Postexponentielle Prophylaxe oder andere Maßnahmen der spezifischen Prophylaxe (Immunglobulingabe oder Chemotherapie)

R: Reiseimpfung (die Impfindikation ergibt sich aus dem Reiseziel)

S: Standardimpfungen

Persönliche Risikosituation von Patientinnen und Patienten

Für einen speziellen Personenkreis mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko empfiehlt die STIKO Indikationsimpfungen.

Manche Impfungen, wie etwa gegen Diphtherie und Tetanus, werden für alle Personengruppen empfohlen. Andere Impfungen sind nur bei besonderer Gefährdung, wie etwa bei Fernreisen, angezeigt. Zusätzlich spricht die STIKO gesonderte Empfehlungen für einzelne Risikogruppen bzw. Lebenssituationen aus. 

Impfempfehlungen für Patienten mit chronischen Erkrankungen und geschwächtem Immunsystem

Eine Erkrankung selbst oder ihre Therapie können das Immunsystem der betroffenen Person so sehr schwächen, dass die Infektionsanfälligkeit steigt. Zu den Patientengruppen gehören unter anderem Menschen mit Diabetes mellitus, chronischen Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen, Krebserkrankungen oder HIV.

Impfempfehlungen für Menschen in bestimmten Lebensphasen und Situationen

In bestimmten Lebensphasen sind Indikationsimpfungen auch neben den Standardimpfungen empfehlenswert, etwa bei Menschen ab 60 Jahren (Influenza, Pneumokokkenkrankheiten, Herpes zoster), Frauen mit Kinderwunsch und schwangeren Frauen (Influenza).

Kostenübernahme für Impfungen und Impfausweis

In Deutschland sind alle von der STIKO als Standard empfohlenen Impfungen für krankenversicherte Personen kostenlos bzw. erstattungsfähig. 

Für die Kostenübernahme von Schutzimpfungen kommen unterschiedliche Träger infrage. Dazu gehören die Krankenkassen, der öffentliche Gesundheitsdienst oder der Arbeitgeber.

Die Kosten für weitere, nicht durch die STIKO empfohlene Impfungen, müssen von der Person selbst getragen werden. Auf freiwilliger Basis übernehmen jedoch viele Krankenkassen die Kosten für weitere Impfungen, beispielsweise bei Reiseschutzimpfungen oder bei Impfungen, die zu einem anderen Zeitpunkt erfolgen, als von der STIKO empfohlen (z. B. HPV-Impfung bei Personen über 18 Jahren).

Weitere Informationen unter „Impfen: Schutzimpfungen, Impfempfehlungen und Abrechnung“

Reiseimpfungen

Etwa 6 Wochen vor Reiseantritt sollten sich Reisewillige reisemedizinisch beraten lassen.

Die STIKO empfiehlt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) Reiseimpfungen

  • zum individuellen Schutz Reisender mit einem Risiko gegenüber bestimmten impfpräventablen Erkrankungen und 
  • um den Import von Infektionserregern in das bereiste Land oder bei Rückreise nach Deutschland zu verhindern. 

Folgende Reiseimpfungen sind empfohlen:

  • Cholera
  • COVID-19
  • FSME
  • Gelbfieber
  • Hepatitis A
  • Hepatitis B
  • Influenza
  • Japanische Enzephalitis
  • Meningokokkeninfektionen
  • Poliomyelitis
  • Tollwut
  • Tuberkulose
  • Typhus

Literatur

Die Autorin Steffi, MFA/Wundexpertin (ICW)
Steffi Blog

Nach der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten in einer dermatologischen Praxis für 5 Jahre im Praxisalltag als MFA, seit 2014 bei Dr. Ausbüttel (DRACO®). Wundexpertin (ICW) und bloggende MFA mit Leidenschaft.

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