Zinkleimverband
Der Zinkleimverband ist ein medizinischer Verband, der durch seine stützende, kühlende, entzündungshemmende und komprimierende Wirkung vielseitig eingesetzt wird. Er wird insbesondere zur Stabilisierung von Gelenken, zur Entstauung von Ödemen und zur Linderung entzündlicher Prozesse verwendet.
Was ist ein Zinkleimverband?
Der Zinkleimverband ist ein medizinischer Verband, der aus mit Zinkleim beschichteten elastischen Mullbinden besteht. Zinkleim, eine Mischung aus Zinkoxid, Wasser und Bindemitteln, verleiht dem Verband seine besonderen Eigenschaften. Zinkleimverbände können flexibel angelegt werden und härten darauffolgend aus, wodurch das Gewebe komprimiert wird.
Entwickelt wurde der Zinkleimverband bereits Ende des 19. Jahrhunderts von dem Hautarzt Paul Gerson Unna. Dieses seit Jahrzehnten bewährte Verfahren findet Anwendung in der Orthopädie, Sportmedizin und Kompressionstherapie. Es dient der Reduktion von Schwellungen, der Stabilisierung verletzter Extremitäten und der Linderung entzündlicher Prozesse.
Wie wird der Zinkleimverband angelegt?
Das Anlegen eines Zinkleimverbandes erfordert eine korrekte Anlagetechnik und sollte ausschließlich durch medizinisches Fachpersonal angelegt werden.
Vorbereitung
Vor dem Anlegen des Zinkleimverbandes muss die Haut gründlich gereinigt und vollständig getrocknet werden, um eine optimale Haftung und hygienische Bedingungen sicherzustellen.
Das Anlegen des Verbandes sollte ausschließlich mit medizinischen Handschuhen erfolgen. Dies verhindert, dass die Paste der nassen Binde Flecken hinterlässt oder bei direktem Kontakt allergische Reaktionen hervorruft.
Empfindliche Hautstellen, wie Knochenvorsprünge oder Bereiche mit hohem Druckrisiko, sollten mit Polstermaterial wie Schaumstoff oder Watte geschützt werden. Dies hilft, Druckstellen zu vermeiden und den Tragekomfort zu erhöhen, insbesondere an sensiblen Stellen wie Knöcheln oder der Achillessehne.
In bestimmten Situationen kann es sinnvoll sein, vor dem Anlegen einer Zinkleimbinde einen Unterzugverband zu verwenden. Diese Zwischenschicht, oft ein Schlauchverband oder eine Mullbinde, dient dem Schutz empfindlicher Haut, reduziert das Risiko allergischer Reaktionen und erleichtert das Entfernen des Verbandes, insbesondere bei behaarten Hautpartien. Wird jedoch eine stärkere Kühlwirkung oder ein besonders fester Sitz ohne Verrutschen angestrebt, kann auf den Unterzugverband verzichtet werden.
Bei Wundverletzungen darf der Zinkleimverband keinen direkten Kontakt mit der offenen Wunde haben. Die Wunde muss vorher abgedeckt mit einer entsprechenden Wundauflage abgedeckt werden.
Anlegen des Verbandes
Die Technik zum Anlegen eines Zinkleimverbandes variiert je nach Körperstelle und Beschwerdebild.
Gelenk (z. B. Knöchel oder Knie): Die mit Zinkleim getränkte Binde wird in Achtertouren um die betroffene Stelle gewickelt. Dabei ist es wichtig, die Binde mit einem gleichmäßigen Zug anzulegen, ohne dabei zu viel Druck auszuüben, um den Blutfluss nicht zu behindern oder Druckstellen zu verursachen. Der Verband sollte straff genug sein, um Stabilität und Kompression zu gewährleisten, aber nicht so eng, dass er unangenehm oder schmerzhaft wird.
Unterschenkel (z. B. bei venösen Erkrankungen oder Ödemen):
- Trikotschlauch anlegen: Einen Trikotschlauch etwa 2,5-mal so lang wie der Unterschenkel über das Bein ziehen, bis zur Kniekehle.
- Verbandführung am Fuß: Den Verband am Fuß (in 90°-Stellung) beginnen und um die Zehengrundgelenke wickeln. Von der Außenseite des Knöchels über die Ferse zur Innenseite führen. Flach über den Spann legen und über die Achillessehne zum inneren Fersenbereich führen.
- Ferse und Unterschenkel: Die Ferse in einer Schlinge umfassen und die Binde von außen über den Mittelfuß lenken. Anschließend die Ferse faltenfrei umwickeln und die Binde spiralförmig den Unterschenkel hinaufführen.
- Abschluss: Den Verband oberhalb des Unterschenkels mit einem ellipsenförmigen Anker fixieren.Mit enger werdenden Achtertouren abschließen. Den Trikotschlauch von oben nach unten über die Zinkleimbinde zurückstülpen.
Sehnenscheidenentzündung (z. B. Handgelenk oder Unterarm): Das Anlegen erfolgt am Handgelenk, von wo aus die Binde spiralförmig in Richtung Unterarm gewickelt wird. Zur Reduzierung der Beweglichkeit des Handgelenks wird die Binde in Achtertouren um Hand und Unterarm geführt. Dabei sollte die Binde weder zu straff noch zu locker sitzen.
Sehnenscheidenentzündung (z. B. Handgelenk oder Unterarm): Das Anlegen erfolgt am Handgelenk, von wo aus die Binde spiralförmig in Richtung Unterarm gewickelt wird. Zur Reduzierung der Beweglichkeit des Handgelenks wird die Binde in Achtertouren um Hand und Unterarm geführt. Dabei sollte die Binde weder zu straff noch zu locker sitzen.
Trocknungsphase
Nach dem Anlegen beginnt der Verband auszuhärten, was bis zu 24 Stunden dauern kann. In den ersten 30 Minuten sollte die betroffene Körperstelle möglichst ruhig gehalten werden, um eine optimale Passform des Verbandes zu ermöglichen. Um die Kleidung des Patienten oder der Patientin vor Verschmutzung zu schützen, wird eine weitere Verbandschicht um den Zinkleimverband gewickelt.
Wie wirkt ein Zinkleimverband?
Die Wirksamkeit eines Zinkleimverbands beruht auf den entzündungshemmenden Eigenschaften des Zinkoxids. Zudem fördert die komprimierende und stützende Funktion des Verbandes, der einen hohen Arbeitsdruck und einen niedrigen Ruhedruck erzeugt, den Heilungsprozess. Die folgenden Eigenschaften machen den Zinkleimverband besonders vielseitig:
- Stützend und stabilisierend: Der Verband bietet durch seine Festigkeit eine unterstützende Funktion für Gelenke und verletzte Extremitäten. Dies hilft, Bewegungen einzuschränken und den betroffenen Bereich zu entlasten.
- Kühlend: Der Zinkleim wirkt während der Austrockungsphase kühlend. Dieser Effekt wird von vielen Patientinnen und Patienten als angenehm empfunden.
- Antientzündlich: Zinkoxid reduziert Entzündungsreaktionen und fördert gleichzeitig die Heilung des Gewebes. Dadurch eignet sich der Zinkleimverband besonders gut bei entzündlichen Erkrankungen wie Sehnenscheidenentzündungen oder Ekzemen.
- Schmerzlinderung: Durch die entzündungshemmende und stabilisierende Wirkung kann der Zinkleimverband zur Schmerzlinderung beitragen.
- Komprimierend: Der Verband übt sanften Druck aus, der den Lymphfluss anregt und Schwellungen minimiert. Dies macht ihn ideal zur Behandlung von phlebologischen und lymphatischen Erkrankungen.
Für welche Anwendungsgebiete kommen Zinkleimverbände zum Einsatz?
Zinkleimverbände kommen in verschiedenen medizinischen und sportlichen Bereichen zum Einsatz:
- Behandlung von chronischen Venenkrankheiten (venöse Ödeme, Ekzem und Pigmentierung, Dermatoliposklerose und Atrophie blanche, Ulcus cruris venosum, Varikosen)
- Therapie von thromboembolischen Venenkrankheiten (Oberflächliche Venenthrombose, tiefe Arm- und Beinvenenthrombose, postthrombotisches Syndrom)
- Ödeme (Lymphödeme, Ödeme in der Schwangerschaft, posttraumatische und postoperative Ödeme, postoperative Reperfusionsödeme, zyklisch idiopathische Ödeme, Lipödeme ab Stadium II)
- Linderung von Hauterkrankungen wie Ekzeme oder Reizungen.
- Therapie von entzündlichen Prozessen, etwa bei Sehnenscheidenentzündungen oder Schleimbeutelreizungen.
- Stabilisierung von Gelenken nach Zerrungen, Verstauchungen oder Prellungen.
- Schutz und Prävention bei Überlastungen durch gezielte Stabilisierung bei sportlichen Aktivitäten.
An welchen Körperstellen können Zinkleimverbände angebracht werden?
- Unterschenkel und Füße: Häufig bei venösen Erkrankungen, Ulcera oder zur Behandlung von Ödemen.
- Knöchel: Stabilisierung nach Verstauchungen oder anderen Verletzungen.
- Knie: Unterstützung bei Überbelastungen oder nach Verletzungen.
- Handgelenk und Ellenbogen: Zur Behandlung von Entzündungen oder Sportverletzungen.
- Finger und Zehen: Für lokale Schwellungen oder kleinere Verletzungen.
Welche Arten von Zinkleimverbänden gibt es?
Der Handel bietet verschiedene Arten von Zinkleimverbänden an. Grundsätzlich wird zwischen starren und elastischen Zinkleimverbänden unterschieden:
Starre Zinkleimverbände: Diese bieten eine feste Stabilisierung und werden häufig bei Verletzungen an Handgelenken, Fingern, Knöcheln oder Füßen eingesetzt, wo eine strikte Immobilisierung erforderlich ist. Sie sind weniger flexibel und werden unter Umständen sogar zugeschnitten und neu angelegt, um optimalen Halt zu gewährleisten.
Elastische Zinkleimverbände: Diese Varianten sind flexibler und lassen eine gewisse Bewegungsfreiheit zu. Sie eignen sich besonders gut für Gelenke wie Knie oder Ellbogen, bei denen Stabilität gefragt ist, ohne die Mobilität vollständig einzuschränken. Elastische Verbände sind zudem leichter anzulegen, da sie sich an die jeweilige Körperstelle besser anpassen.
- Trockenzeit beachten: Der Verband sollte vor Belastung vollständig ausgehärtet sein.
- Verschmieren verhindern: Eine Schlauchbinde schützt den Verband während des Trocknens vor Verschmutzungen.
- Wasserschutz: Der Verband ist nicht wasserfest, daher sollte er bei längerer Tragedauer beim Duschen oder Baden geschützt werden.
- Hautpflege: Nach dem Entfernen des Verbands die Haut mit feuchtigkeitsspendenden Cremes behandeln.