Wundruhe
Wundruhe ist entscheidend für eine optimale Heilung, da sie mechanische Reizungen minimiert und eine ungestörte Zellregeneration ermöglicht.
Wundruhe bezeichnet den Zustand, in dem eine Wunde ungestört heilen kann. Um die Wundruhe aufrechtzuerhalten, sollte die Wunde vor Retraumatisierung, äußeren Einflüssen und Infektionen geschützt werden. Zudem sollte ein idealfeuchtes Wundmilieu und eine konstante Wundtemperatur geschaffen werden.
Was stört die Wundruhe?
Häufige Verbandwechsel, Débridement, Austrocknung, Auskühlung und Infektionen stören die Wundruhe und können die Heilung verzögern.
Es gibt verschiedene Faktoren, die die Wundruhe stören können:
- Häufige Verbandwechsel
- Débridement
- Austrocknen der Wunde
- Auskühlen der Wunde
- Infektionen
Häufige Verbandwechsel sind eine der Hauptursachen für die Störung der Wundruhe. Die Gründe dafür sind sowohl medizinischer als auch organisatorischer Natur. In Kliniken kann die regelmäßige Öffnung der Wunde zur Begutachtung die Heilung beeinträchtigen. Gelegentlich spielt Unsicherheit des medizinischen Personals eine Rolle, insbesondere wenn aus Angst vor Infektionen oder einer Verschlechterung der Wunde unnötig häufig gewechselt wird.
Eine Fehlinterpretation des Wundexsudats kann ebenfalls dazu führen, dass verstärkte Sekretbildung fälschlicherweise als Infektionszeichen gewertet wird. Zudem machen ungeeignete Verbandsmaterialien, wie Mullkompressen, die an der Wunde haften, häufigere Wechsel erforderlich.
Patientinnen, Patienten oder Angehörige können eine frische Wundauflage oft als hygienischer empfinden und fordern daher engmaschige Wechsel. In Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern erschweren starre Routinen eine individuelle Anpassung der Wechselintervalle. Auch rechtliche Bedenken führen dazu, dass medizinisches Personal vorsorglich häufiger wechselt, um Haftungsrisiken zu vermeiden. Ein evidenzbasiertes Wundmanagement hilft, übermäßige Wechsel zu vermeiden und die Wundheilung zu optimieren.
Was verlängert Verbandwechselintervalle?
Passende Wundauflagen wie Superabsorber oder ein vorhandenes Exsudatraster können die Verbandwechselintervalle verlängern.
Um die Intervalle zwischen den Verbandwechseln zu verlängern, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden.
- Passende Wundauflagen verringern die Häufigkeit der Wechsel. Superabsorber helfen bei starker Exsudation.
- Ein Exsudatraster auf der Rückseite eines Schaumverbandes (z.B. wie auf DracoFoam ohne Haftrand) ermöglicht die Beurteilung der Exsudatsituation und ob die Wundauflage bereits erschöpft ist, ohne dafür den Wundverband von der Wunde nehmen zu müssen.
Wundruhe und ihre biologischen Grundlagen
Die Wundheilung profitiert von Feuchtigkeit und Temperaturen ab 28°C, während Abweichungen der Temperatur nach unten die Heilung verzögern.
Die Wundheilung wird maßgeblich von biologischen Faktoren beeinflusst. Makrophagen reinigen die Wunde durch Phagozytose – ein Prozess, der in einem feuchten Milieu und bei Temperaturen ab 28 °C optimal abläuft. Auch die Zellteilung und -migration profitieren von diesen Bedingungen, was die Granulation und Epithelisierung unterstützt. Moderne Wundauflagen können eine Temperatur von 30-33°C aufrechterhalten und schützen die Wunde so vor Auskühlung. Das Feuchthalten der Wunde unterstützt dabei die Zellwanderung und die Bildung von Granulationsgewebe.