Das Wundlineal – Präzision in der Wundmessung
Das Wundlineal ist ein Hilfsmittel zur Messung der Länge und Breite von chronischen Wunden. Die exakte Wundmessung dient u.a. der Beurteilung sowie Dokumentation des Heilungsverlaufs und ist ein wichtiger Bestandteil der Wunddokumentation.
Was ist ein Wundlineal?
Ein Wundlineal ist ein Instrument, um die Länge und Breite einer chronischen Wunde auszumessen. Hierfür ist das Wundlineal wie ein herkömmliches Lineal mit einer Zentimeter-Skala ausgestattet. Meistens bestehen Wundlineale aus Papier und sind für die einmalige Verwendung vorgesehen.
Das Ausmessen der Wunde ist ein wesentlicher Bestandteil der Wunddokumentation. Insbesondere im Rahmen der Fotodokumentation sind Wundlineale eine effiziente Lösung, um Informationen und den Heilungsverlauf nachhaltig zu dokumentieren. Alle nötigen Informationen zur Patientin oder zum Patienten können auf das Lineal geschrieben werden. So sind auf den Fotos direkt alle nötigen Informationen zu sehen und der betreffenden Person eindeutig zuordenbar.
Anleitung: So bringen Sie ein Wundlineal richtig an
Ein Wundlineal lässt sich recht unkompliziert anbringen.
Bevor jedoch ein Wundlineal zum Einsatz kommt, wird zunächst der alte Verband entfernt und die Wunde gereinigt. Tipps und weiterführende Informationen können in den Artikeln zur Wundreinigung und Schmerzvermeidung bei Verbandwechsel und Wundversorgung nachgelesen werden.
Erst, wenn die Wunde gereinigt ist, wird das Wundlineal im Rahmen der Wunddokumentation verwendet, um die Länge und die Breite der Wunde auszumessen. Hat die Patientin oder der Patient sich dafür einverstanden erklärt, kann die Wunde zusätzlich mit Fotos festgehalten werden.
Im Rahmen der Wunddokumentation klebt man das Wundlineal so nah wie möglich an der Wunde und parallel zum Wundrand auf, ohne jedoch in die Wunde hineinzureichen. Dabei soll das Wundlineal mit der Skala in Richtung Wunde und in einer Ebene mit dieser aufgeklebt und ausschließlich auf intakter und trockener Haut platziert werden.
Bevor das Wundlineal aufgeklebt wird, muss es mit dem Patientennamen, Geburtsdatum, der Lokalisation sowie dem aktuellen Datum beschriftet werden. Sowohl die Skala des Lineals als auch die Beschriftung müssen gut zu erkennen sein. Die Bildung von Falten und Knicken muss vermieden werden.
Selbstklebende Wundlineale eignen sich besonders gut für die Fotodokumentation. Gegenüber herkömmlichen Wundlinealen ist der Vorteil eines selbstklebenden Wundlineals, dass das Lineal während der Aufnahme nicht verrutschen kann. Dadurch hat man beide Hände frei, um eine scharfe Fotoaufnahme zu machen, ohne dass das Wundlineal ungewollt in die Wunde gelangen oder in der Ebene verrutschen kann.
Tipps zur präzisen Messung von Wunden
Damit die Wundmessung präzise und reproduzierbar ist, sollte man sich im Team auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigen und diese schriftlich im QM-Handbuch festhalten.
Für die Messung der Länge und Breite von Wunden mit Hilfe eines Wundlineals kann man entweder nach der Perpendicular-Methode oder der Perpendicular-Methode in Bezug zur Körperachse vorgehen.
Bei der Perpendicular-Methode werden die längste und die breiteste Stelle der Wunde im rechten Winkel ausgemessen. Entscheidet man sich für die Perpendicular-Methode in Bezug zur Körperachse, wird die längste und breitesten Stelle der Wunde in Bezug zur Körperachse im rechten Winkel ausgemessen. Wichtig bei beiden Methoden ist die gleiche Körperlage der Patientin oder des Patienten zum Ausmessen der Wunde.
Beide Methoden können gute und reproduzierbare Messergebnisse liefern, sofern sich das Team für eine Vorgehensweise entschieden hat und diese konsequent umsetzt. Nur damit ist eine Vergleichbarkeit im Verlauf sowie unter verschiedenen Behandelnden gegeben.
Ergänzend zur schriftlichen Wunddokumentation kann anschließend eine Fotodokumentation durchgeführt werden. Fotos dürfen aber nur dann gemacht werden, wenn die Patientin oder der Patient eine Einverständniserklärung dafür unterzeichnet hat.
Auch für die Fotodokumentation gilt, dass die Körperlage der Patientin oder des Patienten immer die Gleiche sein soll. Das Wundlineal sollte im Verlauf ebenfalls immer an derselben Stelle in Bezug zur Wunde aufgeklebt werden. Weiterhin sollte der Abstand beim Fotografieren immer derselbe sein, ebenso wie Bildausschnitt und Kamerawinkel. Hilfreich bei der digitalen Wunddokumentation, besonders für die Einheitlichkeit im Team, ist die Verwendung von Apps, wie z.B. die DRACO® WundDoku App.
Hygiene beim Einsatz von Wundlinealen
Unabhängig davon, ob ein Wundlineal verwendet wird oder nicht, muss eine Wunde unter Einhaltung von Hygienemaßnahmen immer adäquat versorgt werden.
Verwendet man ein Wundlineal zur Ausmessung der Wunde, muss man darauf achten, dass dieses
- erst nach der Wundreinigung verwendet wird,
- beim Ausmessen der Wunde nicht mit der Wunde verklebt,
- nur einmalig verwendet wird.
Ein Wundlineal ist für die Messung der Länge und Breite einer Wunde sowie für die Fotodokumentation ein hervorragendes Instrument. Für die Bestimmung der Wundtiefe darf ein Wundlineal jedoch unter keinen Umständen genutzt werden. Hierfür dürfen ausschließlich sterile Instrumente, wie z. B. Watteträger, Knopfkanülen oder spezielle Wundtiefenmesser verwendet werden.
Video: Wie messe ich eine Wunde aus?
Bei Start des Videos werden Informationen an YouTube/Google übermittelt. Mehr hierzu unter: Google Datenschutzerklärung.
Fazit: Bedeutung präziser Wundmessung für die Heilungschancen
Die präzise Wundmessung ist ein wichtiger Bestandteil der Dokumentation und Beurteilung des Heilungs- und Behandlungsverlaufs.
Zunächst kann nach der Wundmessung die Größe der benötigten Wundauflage richtig eingeschätzt werden. Im weiteren Verlauf kann mit einer gut geführten Wunddokumentation der gesamte Behandlungsverlauf belegt, evaluiert und die Behandlung angepasst werden. Dadurch kann auch die Regressgefahr deutlich reduziert werden. Der Heilungsverlauf kann so nicht nur bei Rückfragen oder Prüfung durch die Krankenkasse oder den MDK belegt werden, sondern auch der Patientenmotivation dienen.
Insbesondere im Rahmen einer Fotodokumentation kann man der Patientin oder dem Patienten bildlich und verständlich zeigen, wie sich die Größe der Wunde über die Zeit verändert hat. Dadurch kann dieser besser verstehen, dass die Therapie erfolgreich ist. Das gilt ganz besonders für chronische Wunden, die nur langsam heilen. Betroffene bemerken den unter Umständen nur kleinen Fortschritt durch die belastende Situation häufig nicht. Wenn aber auf den Fotos Heilungstendenzen erkennbar sind, fördert das die Adhärenz und Motivation der Patientin oder des Patienten ungemein, was wiederum die Heilungschancen deutlich steigert.