Wundgeruch
Infizierte oder stark sezernierende Wunden sowie exulzerierende Tumore können von üblen Gerüchen begleitet werden.
Die Ursache für Wundgeruch ist häufig eine bakterielle Infektion innerhalb der (chronischen) Wunde. Die angesiedelten Keime produzieren übelriechende Stoffwechselprodukte. Wundexsudat, das nicht zeitnah aus der Wunde entfernt wird und der Zellverfall exulzerierender Tumore sind ebenfalls mit einer erheblichen Geruchsbelastung verbunden.
Wundgeruch als solcher ist nicht zwangsläufig gesundheitsschädigend. Dennoch ist es entscheidend, ihn ursächlich zu therapieren oder zumindest die negativen Auswirkungen zu minimieren. Unterbleibt beides, schränkt sich die Lebensqualität der betroffenen Personen mitunter stark ein: Übelriechende Wunden können die Pflege erschweren und sind auch für die Patientin/den Patienten sowie Angehörige sehr belastend. Der Geruch macht Intimität, Nähe und Sexualität nahezu unmöglich. Ziehen sich die Betroffenen aus Scham zurück, ist ein zusätzlicher Leidensdruck aufgrund der sozialen Isolation zu erwarten.
Wie kann der Wundgeruch im Wundassessment bewertet werden?
Eine (chronische) Wunde sollte im Rahmen des Wundassessments umfassend und verständlich beschrieben werden.
Nur so kann der Verlauf der Wundsituation und der Heilung dokumentiert werden. Neben der Wundgröße und -lokalisation spielt dabei der Wundgeruch eine wichtige Rolle. Die „Leitlinien der DGP Sektion Pflege: exulzerierende Wunden“ empfehlen folgenden Bewertungsmaßstab:
„Eine Bewertung des Geruchs in „faulig, fäkal, süßlich oder säuerlich“ entspricht einer subjektiven Einschätzung der wahrnehmenden Person, weshalb von einer qualitativen Bewertung abzuraten ist. Die Wahrnehmung des Geruchs kann aber quantitativ erfasst werden (Tabelle 1).“
Erfassung des Geruchs | Beschreibung |
---|---|
Sehr stark | Der Geruch ist im Haus, auf der Station wahrnehmbar, Verband ist intakt. |
Stark | Der Geruch ist bei Betreten des Zimmers (1,5-3 Meter vom Patienten) wahrnehmbar, der Verband ist dabei intakt. |
Moderat | Der Geruch ist unmittelbar beim Patienten wahrnehmbar, der Verband ist intakt. |
Leicht | Der Geruch ist unmittelbar beim Patienten wahrnehmbar, der Verband ist entfernt. |
Nicht vorhanden | Kein Geruch wahrnehmbar, gelöster Verband. |
Eine vollständige Wundbeurteilung enthält auch eine Beschreibung des Wundgeruchs. Allerdings schwankt die Geruchswahrnehmung von Mensch zu Mensch. Dies erschwert eine einheitliche und objektive Bewertung.
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Ekel in der Pflege – 4 schützende TippsWie kann der Wundgeruch behandelt bzw. minimiert werden?
Im Vordergrund steht die ursächliche Bekämpfung des Geruchs. Sofern der Wundgeruch die Folge einer Wundinfektion ist, wird diese konsequent therapiert.
Geruchsbindende Wundauflagen
Geruchsbindende Wundauflagen wie Aktivkohleauflagen und häufige Verbandwechsel helfen, Gerüche zu minimieren.
Bei jedem Verbandwechsel sollte zunächst eine gründliche Wundreinigung erfolgen. Zur Geruchsminimierung eignen sich Wundauflagen mit Aktivkohle. Aktivkohle besitzt eine sehr große Oberfläche und kann Gerüche, Bakterien und Schadstoffe binden. Kombinierte Wundauflagen (silber-, PHMB- oder aktivkohlehaltig) sowie Alginate, Hydrofasern und Hydrogele sind weitere Optionen, wenn eine Wunde stark riecht. Produkte mit superabsorbierendem Kern oder Saugkompressen können ebenfalls viel Exsudat aufnehmen und Gerüche binden.
Die Wundauflagen müssen die Wunde komplett abdecken, um das Entweichen von Geruch vermeiden zu können. Hier kann auch ein Folienverband eine zusätzliche Maßnahme sein. Die Wundauflagen sollten bei starker Geruchsentwicklung täglich gewechselt werden. Wenn die Wunde und der Zustand der Patientin/des Patienten es zulassen, kann ein Ausduschen der Wunde Linderung schaffen. Die Verwendung eines Sterilfilters wird empfohlen.
Zusätzliche Maßnahmen
Zusätzliche Maßnahmen zur Verbesserung des Wohlbefindens der Patientin oder des Patienten können das Zuführen von Frischluft sowie der tägliche Wechsel von Kleidung und Bettwäsche sein. Auch das Aufstellen von Lavendelsäckchen, Essigwasser oder Kaffeepulver sowie das Abdecken der Wunde mit Klarsichtfolie können für einen gewissen Zeitraum den Geruch überdecken. Helfen kann ebenfalls Katzenstreu, die unter dem Bett in einer Kiste positioniert wird und Gerüche binden kann.
Von Duftkerzen oder ähnlichem sollte Abstand genommen werden, da sich die Gerüche häufig unangenehm überlagern können.
Wunden können mit Scham einhergehen, wenn sie zum Beispiel unangenehm riechen. Die Patientin in diesem Fallbeispiel suchte wegen ihres Schams sogar lange Zeit keinen Arzt auf. Erfahren Sie hier, wie ihr schließlich durch Empathie und Verständnis dennoch geholfen werden konnte.
Fallbeispiel: Scham in der WundversorgungVideo: Umgang mit Ekel bei chronischen Wunden
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