Unterminierung

Unterminierung

Der Begriff Unterminierung beschreibt den fehlenden Kontakt zwischen Wundgrund und Wundrand.

Dieser Kontaktverlust kann durch verschiedene Ursachen wie Infektionen, avitales Gewebe, Wundheilungsstörungen oder chirurgisch herbeigeführt werden. Als Folge können Taschen, Höhlen oder Fistelungen entstehen.

Unterminierte Wunden bergen mehrere Herausforderungen:

  • In einigen Fällen sind Unterminierungen schwierig zu erkennen und erfordern viel Erfahrung bei der Wunddokumentation und -versorgung
  • Die Wundversorgung ist erheblich erschwert, da Wundauflagen stets Kontakt zum Wundgrund haben müssen
  • Die Taschenbildung birgt eine erhöhte Infektionsgefahr
  • Die Wundheilung kann sich verzögern

Unterminierungen richtig erkennen

Eine unterminierte Wunde kann äußerlich epithelisiert und abgeheilt aussehen.

Die Erkennung einer unterminierten Wunde ist nicht immer einfach. Da die Wundheilung im Allgemeinen vom Wundrand ausgehend nach innen abläuft, kann eine unterminierte Wunde sogar äußerlich epithelisiert und abgeheilt aussehen. So bleibt ein darunter liegender Hohlraum unerkannt und bildet ein Reservoir für Keime, die ernsthafte Wundinfektionen auslösen können.

Weil FibrinbelägeNekrosen und Krusten Unterminierungen überdecken könnten, müssen diese vor der Beurteilung der Wunde entfernt werden. Eine graue oder purpurne Färbung der Wundränder kann ein Hinweis auf Taschen- oder Höhlenbildung sein. Das tatsächliche Ausmaß der Taschenbildung muss gewissenhaft und vorsichtig evaluiert werden, um eine adäquate Wundversorgung zu gewährleisten.

Risiken durch Unterminierung

Unterminierungen können die Wundheilung verzögern und erschweren die Wundversorgung.

Taschen und Höhlen bilden ideale Wachstumsbedingungen für Wundkeime. Dadurch sind unterminierte Wunden besonders infektionsgefährdet. Weiterhin ist der Kontakt zwischen Wundrand und Wundgrund wichtig für eine optimale Wundheilung. Fehlt dieser Kontakt, entstehen Hohlräume unter bereits geheilten Hautschichten. Dies führt wiederum zu einem erhöhten Infektionsrisiko und behindert die Wundheilung der tieferen Gewebeschichten. Damit steigt auch das Risiko einer Chronifizierung der Wunde.

Unterminierungen können dazu führen, dass Ausmaß und Tiefe der Wunde bei der Wundbeurteilung falsch eingeschätzt werden. Werden Höhlen und Taschen nicht korrekt erkannt, kann auch keine fachgerechte Wundversorgung erfolgen. Im schlimmsten Fall haben die gewählten Wundauflagen dann keinen Kontakt zum Wundgrund und decken den unerkannten Hohlraum komplett ab.

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Versorgung unterminierter Wunden

Für die korrekte Wundversorgung werden Taschen und Wundhöhlen analog zu tiefen Wunden mit einem Füllstoff austamponiert.

Damit wird eine vertikale Absorption von Wundexsudat in den Sekundärverband gewährleistet. Die Wahl des passenden Wundfüllers orientiert sich an Faktoren wie der Größe, dem Heilungszustand der Wunde sowie der Exsudatmenge. In jedem Fall sollten sogenannte Cavity-Produkte verwendet werden, die speziell zum Auskleiden von unterminierten, granulierenden Wundhöhlen und Taschen geeignet sind. Diese verkleben nicht mit der Wundfläche und lassen sich beim Verbandwechsel atraumatisch wieder entfernen.

Bei der Versorgung unterminierter Wunden muss durch Wundfüller und passende Wundauflagen ein lückenloser Kontakt zum Wundgrund hergestellt werden. Abgedeckte Hohlräume sind unbedingt zu vermeiden.

Zeichnung einer Austamponierten Wunde
Austamponieren unterminierter Wunden, schematische Abbildung

Geeignete Füllmaterialien sind Alginate, Polyurethan-Schaum (PU-Schaum) sowie desinfizierende Hydro- oder Wundgele. DracoHydrofaser eignet sich für stark bis mäßig exsudierende Unterminierungen. Der gelbildende Faserverband aus Carboxymethylcellulose (CMC) schließt Bakterien und Zelltrümmer durch das Anschwellen der Fasern ein, ohne mit der Wunde zu verkleben. Die sterile Kompresse DracoAlgin aus Calciumalginat-Fasern schließt Bakterien und Zelltrümmer ebenfalls sicher ein. Die Wundflüssigkeit verteilt sich über feine Kapillare gleichmäßig im Alginat, wobei überschüssiges Exsudat in den Sekundärverband abgeleitet wird.

Damit der Exsudatabfluss durch das Austamponieren der Wunde nicht beeinträchtigt wird, muss der Hohlraum zwar vollständig, aber locker gefüllt werden. PU-Schaum z. B. darf die Wunde nur zu etwa zwei Drittel ausfüllen, da dieser in Kontakt mit Wundflüssigkeiten stark auseinander quillt. Sind unterminierte Wunden zu fest austamponiert, entsteht ein starker Druck auf das frische Gewebe. Das kann wiederum weitere Gewebeschädigungen, Wundheilungsstörungen, Beläge und Nekrosen zur Folge haben.

Video: Versorgung von tiefen Wunden

Video: Versorgung von tiefen Wunden

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Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.