Ulcus cruris mixtum

Ulcus cruris mixtum

Ulcus cruris mixtum ist ein Substanzdefekt im pathologisch veränderten Gewebe des Unterschenkels infolge einer chronisch venösen Insuffizienz mit arterieller Gefäßbeteiligung.

Es ist eine Mischform aus Ulcus cruris venosum und Ulcus cruris arteriosum. Somit lassen sich viele Aspekte, wie z.B. die Entstehung und Entwicklung des Ulcus cruris mixtum, auf die zuvor genannten Ausprägungen des Ulcus cruris zurückführen. Genauere Informationen über Ulcus cruris venosum und Ulcus cruris arteriosum finden Sie in dem separaten Artikel oder im Wundkompendium.

Symptome und Risiken

Es treten Symptome sowohl von venösen als auch arteriellen Ulcera auf. Die Stärke der Ausprägung ist dabei individuell verschieden.
Die Einteilung erfolgt hier durch Verwendung der Klassifizierungssysteme für venöse und arterielle Ulcera.
 

Risikofaktoren

Gesonderte Risikofaktoren gibt es nicht. Hier ist ebenfalls eine Mischung der Risikofaktoren von venösen und arteriellen Ulcera gegeben.
 

Gefährdete Körperstellen

Ein Ulcus cruris mixtum tritt definitionsgemäß immer an den Unterschenkeln auf.

Diagnostische Abklärung

Methoden:

  • Anamnestische Erfassung der Risikofaktoren
  • Klinische Untersuchung
  • Direktionale Dopplersonographie, eventuell Farbduplexsonographie
  • Bestimmung des Knöchel-Arm-Druck-Index (KADI)
  • Digitale Substraktionsangiographie (DAS)

Videos zum Thema Ulcus cruris und schmerzfreier Verbandwechsel

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Verbandwechsel bei Pergamenthaut Vorschaubild

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Behandlung und Therapie

Schmerztherapie

Bei der Behandlung und Versorgung eines Ulcus cruris mixtum können immer Schmerzen eine Rolle spielen. Die Ursache der Schmerzen ist dabei individuell verschieden und immer abhängig von Grunderkrankungen und weiteren Erkrankungen, der Wunde selbst und ihrer Versorgung sowie der Gesamtverfassung des Patienten.

Es muss unterschieden werden zwischen den Schmerzen einer akuten Behandlung, z. B. der Wundreinigung, und grundsätzlich bestehenden Schmerzen. Bei chronischen Wunden sind auch die Schmerzen oft ein andauernder Begleiter. Als Mischform des Ulcus cruris venosum (UCV) und Ulcus cruris arteriosum (UCA) treten beim Ulcus cruris mixtum, je nach Stärke der Ausprägung, die Symptome beider Krankheitsformen auf. Bei einer dem UCA zugrundeliegenden pAVK ist die Messung der schmerzfreien Gehstrecke ein wichtiges Diagnosemerkmal. Der als weniger schmerzhaft geltende UCV kann ebenfalls mittlere bis starke Schmerzen verursachen.

Schmerzen können einen negativen Einfluss auf die Wundversorgung und die allgemeine Genesung haben, da sie mit einem erhöhten Stresslevel einhergehen. In der Folge kann dies zu einer schlechteren Durchblutung und damit geringeren Sauerstoffversorgung im Gewebe führen. Diese Faktoren können die Wundheilung weiter verzögern. Zudem führen Schmerzen zu Angst vor der Behandlung und reduzieren die Lebensqualität der Betroffenen. Detailiertere Informationen finden Sie im Artikel "Wunde und Schmerz".

Ein elementar wichtiger Punkt ist die Behandlung der Grunderkrankung, im Fall des Ulcus cruris mixtum also die zugrundeliegenden venösen oder arteriellen Ursachen. Eine pAVK führt zu schlechter Durchblutung, was wiederum zu starken Schmerzen bei Belastung, später auch im Ruhezustand, führt. Die Durchblutung muss entweder medikamentös oder operativ wiederhergestellt werden. Der venöse Krankheitsaspekt kann zu Schmerzen durch die Schwellung der Beine führen. Eine Kompressionstherapie wird zum einen nicht von allen Betroffenen problemlos akzeptiert, zum anderen kann sie angesichts des arteriellen Krankheitsaspekts kontraindiziert oder nur in abgeschwächter Form anwendbar sein.

Beim Verbandwechsel gibt es durch den Einsatz von modernen Wundauflagen die Möglichkeit, diesen möglichst schmerzarm zu gestalten. Wunddistanzgitter verhindern, dass z. B. Kompressen mit der Wunde verkleben und dann beim Entfernen schmerzhaft abgerissen werden müssen. Besonders bei chronischen Wunden sollten atraumatische Wundauflagen eingesetzt werden, die nicht mit der Wunde verkleben und auch mehrere Tage am Stück auf der Wunde verbleiben können. Dadurch wird die Wundruhe und somit die Heilung gefördert. Eine adäquate Schmerztherapie ist insbesondere bei der Wundreinigung angezeigt.

Bei einer gut eingestellten Kompressionstherapie, einer Stärkung der Durchblutung durch eine Operation oder Medikamente kann die Heilung der Wunde analog zu anderen chronischen Wunden ablaufen.

Die Auswahl der geeigneten Wundauflage ist abhängig von: Wundstadium, Wundheilungsphase, Klinischen Infektionszeichen, Exsudationsmenge, Zustand des Wundrandes und Wundumgebung. Weitere Aspekte sind Wirtschaftlichkeit, leichte Handhabung, Patientenbedürfnisse und die Akzeptanz der Wundauflage durch den Patienten.

Mögliche Komplikationen

Während ein venöses Ulcus unbedingt eine Kompressionstherapie zur Unterstützung des venösen Rückflusses benötigt, ist diese Therapie beim UCA kontraindiziert. Die behandelnde Person muss also einen Mittelweg finden, der beiden Gefäßschädigungen gerecht wird, um eine optimale Therapie zu ermöglichen.

Komplikationen können neben Infektionen auch die Vernachlässigung einer der Gefäßschäden sein. Wird zu wenig komprimiert, führt dies zu weiteren Ödembildungen. Bei einer zu starken Kompression wird die Durchblutung weiter reduziert, was zur Gewebsnekrose führen kann.

Das schwierige an der Therapie eines UCM ist die gegensätzliche Behandlung der beiden Grunderkrankungen.

Heilungsverlauf

Chronische Wunden entstehen, weil eine gewisse Grunderkrankung vorliegt, die eine Abheilung der Wunde verhindert.

Sehr häufig sind Durchblutungsstörungen dafür verantwortlich. Eine Wunde kann nur heilen, wenn sie ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Bei Durchblutungsstörungen ist dies oft nicht der Fall. Deshalb ist die Behandlung der Grunderkrankung essentiell.

Alle Wunden heilen in der gleichen Abfolge, wobei die Dauer der Phasen individuell verschieden sein kann. Am Anfang befinden sich Wunden immer in der Reinigungsphase (Exsudationsphase). In dieser Phase versucht der Körper, durch ein erhöhtes Flüssigkeitsaufkommen, Fremdkörper und Bakterien aus der Wunde zu schwemmen. Chronische Wunden hängen oft in dieser Phase fest und schaffen nicht aus eigener Kraft die Bekämpfung einer möglichen Wundinfektion. Hier kann durch die Verwendung von antiseptischen Spüllösungen und Wundauflagen unterstützt werden (s. Infizierte Wunden).

Ist die Wundreinigung abgeschlossen, bildet sich Granulationsgewebe. In dieser zweiten Phase wird das verloren gegangene Gewebe neu gebildet. Dies geschieht durch die Ausbildung eines Stützgerüstes und der Neubildung von Gefäßen. Fibroblasten wandern aus der Wundumgebung ein und bilden das neue Gewebe. Dieses Gewebe wird später als Narbe sichtbar bleiben. Das Granulationsgewebe füllt die Wunde von unten nach oben und von außen nach innen auf. Dieses kann mehrere Wochen bis Monate dauern, je nach Größe und Tiefe der Wunde. Das Gewebe bildet dann die Grundlage für die sich anschließende Epithelisierungsphase.

In dieser Phase bildet sich die abschließende Haut, die die Wunde endgültig verschließt. Die Zellen wandern von den Wundrändern ein und bedecken die Wunde von außen nach innen. Dieses Narbengewebe wird auch als solches sichtbar bleiben. Das Epithelgewebe verschließt letztlich die Wunde.

Bei der Heilung einer chronischen Wunde, bzw. einer Wunde mit einem größeren Gewebeverlust, entsteht immer eine Abheilung unter Narbenbildung. Der Körper kann das verlorene Gewebe nicht regenerieren, sondern nur ersetzen. Dieses Füll- oder Narbengewebe erreicht aber nicht mehr die Funktionalität oder Stabilität von normaler Haut. Deshalb entstehen an diesen Stellen oft neue Wunden. Eine solche Narbe braucht wenigstens 12 Monate bis sie sich stabilisiert hat und ausgereift ist. Pflege und Schutz der Narbe sind wichtig, damit hier keine neue Wunde entsteht.

Gerade Patienten mit einem UCV, bedingt durch eine CVI, müssen lebenslang Kompressionsstrümpfe tragen, damit die Venenfunktion erhalten bleibt und kein neues Ulcus entsteht.

Infografik mit drei Kurven zum zeitlichen Heilungsverlauf

Bei einer gut eingestellten Kompressionstherapie, einer Stärkung der Durchblutung durch eine Operation oder Medikamente kann die Heilung der Wunde analog zu anderen chronischen Wunden ablaufen.

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.