Tattoo-Wunden
Eine Tätowierung ist ein invasiver Eingriff, ein frisch gestochenes Tattoo daher eine Wunde. Die gründliche Wundpflege und Nachbehandlung fördert eine schnelle Abheilung und sorgt für eine dauerhafte Farbfrische.
Der Heilungsprozess ist bei jeder Person und jeder Tätowierung anders. Im Allgemeinen benötigt die Tattoo-Wunde etwa 4-6 Wochen zur oberflächlichen Abheilung. Die Heilung der tieferen Hautschichten dauert mitunter mehrere Monate.
Online Seminar zum Thema Tätowierungen
Wie kommt die Farbe in die Haut?
Die Haut ist schichtartig aufgebaut. Von außen nach innen umfassen die einzelnen Hautschichten, die Oberhaut (Epidermis), die Lederhaut (Dermis, Corium) und das Unterhautfettgewebe (Subcutis).
Die Tätowiererin oder der Tätowierer sticht die Farbstoffpigmente mittels Nadeln durch die Epidermis in die Dermis. Die Subcutis eignet sich nicht für Tattoo-Farbe, da sie stark durchblutet ist. Auch die Epidermis ist als dauerhafte Bleibe der Pigmente ungünstig, da sich die Zellen dieser Hautschicht permanent erneuern. Nach ein paar Wochen wären Farbpigmente, die in die Epidermis eingebracht wurden, wieder verschwunden.
Beim Tätowieren bringen Tätowiernadeln Farbpigmente mit mehr als 100 Punktionen pro Sekunde etwa 1,5 bis 2 mm tief in die Haut. Dabei entstehen Tausende kleiner Wunden, welche die natürliche Hautschutzfunktion stören. Eine sorgfältige Nachbehandlung und Pflege der verletzen Haut sind nun von entscheidender Bedeutung. Dadurch kann das Risiko einer Narbenbildung oder Infektionen mit Bakterien oder Viren reduziert werden.
- Menschen, die zu Allergien neigen
- Menschen, die dauerhaft Antibiotika, Immunsuppressiva oder Blutgerinnungshemmer einnehmen.
- Typ-I- Diabetiker mit instabilem Blutzuckerspiegel
- Vor dem Narbentattoo (Cover-up)
Wie verläuft der Heilungsprozess von Tattoo-Wunden?
Bei gut gepflegter Haut dauert die Heilung einer Tattoo-Wunde etwa 4-6 Wochen.
Der Heilungsprozess ist bei jeder Person und jeder Tätowierung anders. Im Allgemeinen benötigt die Tattoo-Wunde etwa 4-6 Wochen zur oberflächlichen Abheilung. Sollten tiefere Hautschichten beteiligt sein, dauert sie mitunter mehrere Monate.
Üblicherweise kommt auf frisch Tätowierte folgender Ablauf zu:
Tag 1
Normalerweise verlässt man das Tattoo-Studio mit einer Wundauflage oder Plastikfolie auf der tätowierten Stelle. Eine professionelle Tätowiererin oder Tätowierer erklärt der Kundin oder dem Kunden, wann und wie die Wundauflage abgenommen werden kann. Der Zeitpunkt variiert zwischen 2-48 Stunden nach dem Stechen.
Oft sieht man in den ersten Stunden nach dem Stechen eine klare Flüssigkeit aus der Tattoo-Wunde sickern, die mit überschüssiger Tattoo-Farbe vermischt ist. Dies ist vollkommen normal und kein Grund zur Sorge. Die verletzte Haut kann sich auch wund anfühlen, leicht warm und rot sein; ähnlich wie bei einem Sonnenbrand.
Vor dem Entfernen der Folie oder der Wundauflage sollte man sich unbedingt die Hände gründlich reinigen. Die Tätowierung kann dann vorsichtig mit reinem Wasser oder pH-neutraler Seife abgewaschen und sanft mit einem sauberen, fusselfreien Tuch oder Kompressen trockengetupft werden. Die trockene Wunde kann mit einem Wundantiseptikum desinfiziert und im Anschluss mit Tattoo-Creme bzw. einer Wundheilsalbe versorgt werden.
In den ersten 3 bis 4 Tagen nach dem Stechen sollte das Tattoo im Anschluss an die Reinigung erneut mit einer Wundauflage abgedeckt werden. Sind keine Entzündungsanzeichen vorhanden, kann die Wunde dann an der frischen Luft abheilen.
Woche 1
Nach ein paar Tagen sollte sich die Tätowierung weniger wund und rot anfühlen. Es kann vorkommen, dass das Tattoo stumpfer erscheint als am Anfang. Dieses Aussehen ist kein Grund zur Sorge, sondern ein Zeichen dafür, dass die Wunde heilt.
Während die Haut heilt, bildet sich gelegentlich Schorf. Es ist wichtig, den Schorf nicht zu entfernen, da dies zu Narbenbildung führen kann. Diese Wundheilungsphase geht oft mit Juckreiz einher - Kratzen sollte allerdings unbedingt vermieden werden! Das „Schälen“ der Haut ist ebenfalls ein normaler Teil des Heilungsprozesses. Die Haut befreit sich dadurch von geschädigten Zellen. Neue Hautzellen wachsen nach. Auch wenn die Haut abblättert, ist es wichtig, sie weiterhin 1-2 mal am Tag zu reinigen und regelmäßig einzucremen.
Woche 2
Der Schorf verhärtet sich und löst sich von selbst. Noch immer sollte nicht am Schorf „gepult“ werden, da dies die darunter liegende Farbe stören kann. Viele Tätowierungen stehen zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Heilung der Epidermis. Rötungen und Juckreiz sollten abnehmen.
Ist die Tätowierung jedoch immer noch wund und geschwollen, oder tritt gar Fieber auf, kann dies auf eine Entzündung oder Infektion hindeuten. In diesem Fall sollte umgehend eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.
Woche 3 bis 6
In dieser Phase sollten der Schorf und die sich schälende Haut größtenteils verschwunden sein. Auch wenn sich die Haut gesund anfühlt, sollte man sie weiterhin mit Feuchtigkeit versorgen.
Die äußeren Schichten der Haut sind nun meist vollständig verheilt, da sie sich am schnellsten regenerieren. Die Heilung der tieferen Hautschichten dauert mitunter mehrere Monate.
Wie lange sollte die Wund- und Heilsalbe verwendet werden?
Die wichtigste Nachsorge ist das Cremen. Die Tattoo-Wunde sollte 2-6 mal täglich eingecremt werden. Es ist wichtig, dieses Pflegeritual so lange einzuhalten, bis die Wunde komplett abgeheilt ist. Besonders in der letzten Heilungsphase benötigt die Haut viel Feuchtigkeit.
Wundheilsalben und spezielle Tattoo-Cremes spenden Feuchtigkeit und pflegen die Tattoo-Wunde. Für die Tattoo-Pflege eignen sich eine Reihe von Cremes. In vielen Tattoo-Studios werden spezielle Tattoo-Cremes mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen angeboten. Daneben greifen viele Tätowierte auf Wund- und Heilsalben aus der Apotheke oder der Drogerie zurück.
Die darin enthaltenen Wirkstoffe wie Dexpanthenol fördern den natürlichen Heilungsprozess. Salben oder Cremes mit Zinkoxid oder Talkum sollten nicht verwendet werden, weil sie einen weißlichen Film hinterlassen und schwierig zu entfernen sind. Welche Creme die richtige ist, hängt vom Hauttyp oder dem persönlichen Geschmack ab. Wichtig ist, dass die Creme nicht zu fettig ist und schnell in die Haut einzieht. Die Cremes sollten zweimal täglich dünn aufgetragen werden.
Welche Faktoren beeinflussen die Wundheilung von Tattoo-Wunden?
- Wahl eines seriösen Tattoo-Studios mit gutem Hygienekonzept: Schlechte Tattoo-Hygiene kann zu Infektionen führen, die den Heilungsprozess verlangsamen oder Narbenbildung hervorrufen können.
- Fähigkeiten der Tätowiererin oder des Tätowierers: grobe oder schlechte Techniken können zusätzliche Hautverletzungen verursachen. Die Größe und Position der Tätowierung: Bei Tätowierungen in der Nähe von Gelenken oder Körperregionen, die stark in Bewegung sind, dauert die Heilung länger. Ebenso benötigen größere Tätowierungen länger zum Abheilen als kleinere.
- Art der Tattoo-Farbe: Bei roten Pigmenten ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie verzögerte Überempfindlichkeitsreaktionen hervorrufen und den Heilungsprozess verlangsamen.
- Wundpflege: Cremes spenden Feuchtigkeit und fördern die Wundheilung.
- Schutz der Wunde vor Schmutz und Umwelteinflüssen: Lotionen und Cremes mit UVA/UVB-Filtern schützen die lichtempfindliche Tattoohaut vor UV-Strahlung. Wundauflagen decken die Wunde ab und verhindern ein Eindringen von Schmutz oder Keimen.
Welche Komplikationen können auftreten?
Allergien oder Infektionen sind die häufigsten Komplikationen, die in den ersten Tagen und Wochen nach der Tätowierung auftreten.
Eine Studie aus dem Jahr 2016 hat das Infektionsrisiko bei Tätowierungen untersucht. Die Autoren gehen davon aus, dass bei 0,5-6 % der frisch tätowierten Personen infektiöse Komplikationen auftreten können. Die Infektionen werden durch Viren (u.a. auch Hepatitis- oder HI-Viren) oder Bakterien (u.a. Escherichia coli und Staphylococcus aureus) verursacht. Infektionsquellen sind vor allem geöffnete und geschlossene, kontaminierte Tattoo-Farben. Infektionen werden meist innerhalb weniger Tage nach dem Tätowieren an der betroffenen Körperstelle sichtbar. Rötungen, Bläschen, Fieber oder Eiterbildung gehören zu den Warnzeichen. Betroffene sollten nun schnell ärztliche Hilfe suchen. Meist verlaufen Infektionen harmlos. In schweren Fällen gelangen die Erreger allerdings in die Blutbahn und betroffene benötigen eine wochenlange Antibiotikatherapie.
Seit einigen Jahren werden vermehrt Infektionen mit Mykobakterien in Assoziatioon mit Tätowierungen besonders in Frankreich, Spanien, USA und Großbritannien beobachtet, insbesondere durch das Mycobacterium chelonae. In Deutschland wurde bisher nur ein Fall beschrieben. Das Mykobakterium wird systemisch mit Antibiotikum behandelt. Resistenzbildungen sind möglich, weshalb in diesem Fall antibiotische Dualtherapien empfohlen werden.
Schätzungen zu Folge treten unangenehme bis schwere Hautreaktionen bei etwa 10% aller tätowierten Personen auf. Die allergischen Reaktionen gehen mit Symptomen wie Ausschlag, Urtikaria (Nesselfieber), Juckreiz, Schwellungen und Hautentzündungen einher. Ein großes Allergiepotenzial haben Farbbestandteile wie Konservierungsmittel, Bindemittel und Pigmente (speziell rote Pigmente). Zudem können Farben mit Metallen wie Nickel verunreinigt sein.
Üblicherweise treten allergische Reaktionen in den ersten Stunden bis Wochen nach dem Tätowieren auf und sind vorübergehend. Gelegentlich treten jedoch auch schwere Reaktionen wie lichenoide (flechtenartige) Reaktionen oder Hyperkeratosen (übermäßige Verhornung der Haut) auf. In diesen Fällen ist die tätowierte Haut nachhaltig geschädigt. In Folge muss die in Haut eingebrachte. allergieauslösende Farbe operativ entfernt werden. Liegen die betroffenen Hautschichten zu tief für das Herausschneiden, besteht die Möglichkeit einer langwierigen medikamentösen Behandlung.
- In der ersten Zeit nach dem Tätowieren sind Vollbäder, Schwimmbad- und Saunabesuche tabu.
- Auf Sport sollte in den ersten zwei Wochen nach dem Tätowieren ebenfalls verzichtet werden. Es besteht die Gefahr, dass Schweiß in die Wunde gelangt und Entzündungen hervorruft.
- Direkte Sonneneinstrahlung auf die tätowierte Haut sollte in den ersten Wochen nach dem Stechen vermieden werden. Verheilte Tattoo-Haut bleibt ein Leben lang empfindlich und sollte durch Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 gegen UVA- und UVB-Strahlen geschützt werden.
- Weite, atmungsaktive Kleidung verhindert Reibung der Haut.
- Auf das Tragen von Schmuck und Uhren direkt über dem frischen Tattoo verzichten.
- Nicht kratzen und nur mit milder Seife reinigen
Welche Wundauflagen eignen sich für Tattoo-Wunden?
Moderne transparente Fixierfolien (Medizinprodukte) schützen die Tattoo-Wunde.
Nach dem Stechen muss die frische Wunde unbedingt abgedeckt werden. Je besser die Haut vor scharfen Kanten und Schmutz geschützt wird, desto seltener treten unangenehme Infektionen oder Entzündungen auf. Klassischerweise verwendet der Tätowierer hierfür handelsübliche Plastikfolie. Diese ist kostengünstig und deckt großflächige Hautstellen ab. Allerdings ist Plastikfolie weder steril noch saugt sie Wundwasser oder überschüssige Farbe auf. Die Flüssigkeit sammelt sich eher ungleichmäßig unter der Folie und kann zum Nährboden für Keime werden. Außerdem kann die Folie leicht auf der Haut rutschen.
Deshalb verwenden immer mehr Tattoo-Studios zur Abdeckung des Tattoos eine moderne Wundauflage z.B. transparente Fixierfolien. Sie reduziert das Austrocknen der Wunde. Außerdem liegt eine medizinische Wundauflage eng auf der Haut, schützt sie und deckt selbst Ellenbogen, Knie oder Bauch faltenfrei ab.
Tattoo-Farben: Gesundheitliche Risiken und Regulierung
Millionen von Menschen weltweit sind tätowiert und leben ohne offensichtliche gesundheitliche Probleme. Dennoch haben Wissenschaftler bedenkliche Farbbestandteile in einigen Tätowierlösungen identifiziert, wie Schwermetalle und instabile Pigmente, die potenziell Krebs, genetische Mutationen oder Fortpflanzungsprobleme verursachen können.
In Deutschland regulieren die Tätowiermittelverordnung (seit 2009) und die REACH-Verordnung (seit 2022) die Inhaltsstoffe von Tattoo-Farben. Verbraucher sollten vor der Tätowierung prüfen, dass die Farbe:
- Keine verbotenen Inhaltsstoffe enthält
- Name und Anschrift des Herstellers trägt
- Vollständige Inhaltsstoff-Liste aufweist
- Chargennummer und Mindesthaltbarkeitsdatum besitzt
Wichtig: Anders als Arzneimittel sind Tattoofarben nicht behördlich geprüft oder zugelassen.
Die Mehrheit aller tätowierten Menschen lebt beschwerdefrei. Allerdings wurden bedenkliche Farbbestanteile in einigen Tätowierlösungen nachgewiesen. Nur für wenige Farbpigmente liegen gesundheitliche Bewertungen vor.
Mehr medizinisches Grundlagenwissen zu Haut, Wunden und Organismus
Lernzettel für MFA-Azubis