Stauungsdermatitis: Ursachen, Symptome und Therapie
Die Stauungsdermatitis ist eine häufige Ekzemform, die meist über insuffizienten Venen am Unterschenkel auftritt.
In ihrem Erscheinungsbild ähnelt die Stauungsdermatitis einem allergischen Kontaktekzem, weshalb beide Hautkrankheiten leicht verwechselt werden.
Sie ist eine chronische Entzündungsreaktion der Haut. Weitere Bezeichnungen für dieses Hautleiden sind Stauungsekzem, hypostatische Dermatitis oder Stauungsdermatose. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 50 Jahren oder älter. Frauen sind öfter betroffen als Männer.
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Häufige Ursache der Stauungsdermatitis ist eine Venenstauung, die durch eine chronisch-venöse Insuffizienz (CVI), Krampfadern oder Thrombosen hervorgerufen wird. Zumeist betrifft sie einen oder beide Unterschenkel. Bei Personen mit einer Herzinsuffizienz entwickelt sich eine Stauungsdermatitis gelegentlich auch an Bauch oder Flanken. Ein Lymphstau nach Mammakarzinom-Therapie kann zu einer Stauungsdermatitis im betroffenen Brustbereich führen.
Therapie und Behandlung der Stauungsdermatitis
Die Therapie der Stauungsdermatitis richtet sich nach dem Schweregrad der Beschwerden und konzentriert sich auf die Behandlung der Grunderkrankung und der Hautläsionen.
Therapie der Grunderkrankung
Das Behandlungsziel bei einer Stauungsdermatitis ist die Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung, bei der es sich meist um die CVI handelt. Ziel einer CVI-Therapie ist die Verbesserung der Blutzirkulation im Bein und die Beendigung des Blutstaus. Ein wesentlicher Bestandteil des Therapieplans ist die Entstauungstherapie, d.h. eine Kompression der Beine mittels Kompressionsverband oder -strümpfen. Die Kompression verbessert den Lymphabfluss und Blutfluss, wodurch Schwellungen abnehmen. Das regelmäßige Hochlagern der Beine führt zusätzlich zu einer Reduktion von Flüssigkeitsansammlung im Gewebe der Unterschenkel.
Bei Bedarf können Diuretika eingesetzt werden, um Wassereinlagerungen über die Niere auszuschwemmen. Weitere medikamentöse Behandlungsoptionen bei der Stauungsdermatitis sind blutgerinnungshemmende, schmerzlindernde oder entzündungshemmende Arzneimittel. Haben sich Krampfadern entwickelt, können diese durch einen minimalinvasiven, operativen Eingriff entfernt werden.
Behandlung der Stauungsdermatitis
Im Rahmen der Anamnese und körperlichen Untersuchung klärt die Ärztin oder der Arzt alle Faktoren ab, die zur Stauungsdermatitis beitragen können. Allgemeine Behandlungsempfehlungen wie eine Reduktion von Übergewicht und regelmäßige Bewegung kann bei milden Verlaufsformen Linderung verschaffen.
Die betroffene Region am Bein sollte durch eine duftstofffreie Hautpflege mit feuchtigkeitsbindenden Inhaltsstoffen wie Urea (Harnstoff) oder Dexpanthenol versorgt werden. Menschen mit Stauungsdermatitis zeigen gehäuft Sensibilisierungen gegen bestimmte Salbengrundlagen oder Inhaltsstoffe in Pflegeprodukten. Gerade Perubalsam, Wollwachsalkohole, Antioxidantien, Kolophonium, Duftstoffe und Parabene werden schlecht vertragen. Auch (betäubende) Sportsalben oder antibiotische Cremes verschlimmern eher die Situation als zu helfen.
Bei Bedarf können Medikamente wie topische Kortikosteroide zur Schmerzlinderung und Verringerung der Schwellung eingesetzt werden. Kortikosteroidcremes bringen die Entzündungsreaktion zum Abklingen. Sie sollten jedoch nicht direkt auf ein Geschwür aufgebracht werden, weil sonst die Wundheilung gestört wird. Bei einer Kortikosteroidunverträglichkeit gelten topische Calcineurin-Inhibitoren als Mittel der Wahl. Sie wirken ebenfalls entzündungshemmend und immunsuppressiv. Gegen den Juckreiz kann die Einnahme von Antihistaminika helfen. Bleibt die Stauungsdermatitis unbehandelt, können sich große oder ausgedehnte Geschwüre wie ein Ulcus cruris bilden.
Für die Behandlung des Ulcus cruris werden moderne beziehungsweise idealfeuchte oder hydroaktive Wundauflagen verwendet. Die Wahl der geeigneten Wundauflage hängt unter anderem vom Wundstadium, der Wundheilungsphase, möglichen Infektionen und der Exsudatmenge ab. Um sehr große Geschwüre abzudecken, ist eine Hauttransplantation in einigen Fällen unumgänglich.
Die Behandlung der Stauungsdermatitis konzentriert sich auf eine Kontrolle der zugrundeliegenden venösen Insuffizienz, dem Management der sekundären Hautveränderungen und einer Vorbeugung von Komplikationen.
Wundversorgung bei Stauungsdermatitis
Bei einer Stauungsdermatitis im Anfangsstadium können schmerz- und juckreizlindernde Kompressen (DracoFix Mullkompressen) zum Einsatz kommen. In physiologischer Kochsalzlösung oder antibakterieller Lösung getränkt, sorgen die Kompressen für Kühlung und somit für Erleichterung. Es ist wichtig, dass die betroffene Haut dabei sauber gehalten wird, um einer Infektion mit Bakterien, Pilzen oder Viren vorzubeugen.
Bildet sich bei fortschreitender Erkrankung Wundexsudat, ist ein Hydrokolloidverband die passende Auflage für nicht infizierte Wunden. Ein Hydrokolloidverband nimmt Wundexsudat auf, schützt die Wunde und fördert die Wundheilung. Bei mäßiger oder stärkerer Exsudation können abhängig vom Exsudataufkommen verschiedene Kombinationen aus Hydrofaserverbänden, Foams, Superabsorbern und, wenn nötig, Fixiermaterial verwendet werden (DracoHydrofaser, DracoFoam, DracoSuperabsorber, DracoFixiermull).
Die Wahl der passenden Wundauflage hängt von der Ausprägung der Stauungsdermatitis ab.
Symptome der Stauungsdermatitis
Zu den Hauptsymptomen gehören Juckreiz, Rötungen, Schwellungen und Spannungsgefühle am Unterschenkel.
Die Frühsymptome der Stauungsdermatitis betreffen vor allem die Unterschenkel. Folgende Anzeichen können auftreten:
- gereizte Haut
- rote, juckende oder geschwollene Haut, insbesondere über Krampfadern
- ein Völlegefühl, Schweregefühl oder Schmerzen nach längerem Stehen oder Gehen
- Schwellungen an der Innenseite der Unterschenkel und Knöchel, besonders am Ende des Tages oder nach längerem Stehen
Schreitet der Krankheitsverlauf fort, können sich die Frühsymptome verschlimmern. Zusätzlich können neue Symptome auftreten, darunter:
- Schwellungen, die sich auf die Waden ausbreiten
- rote oder violette Geschwüre, die nässen oder verschorfen können
- glänzende, geschwollene Haut
- juckende, trockene und rissige Haut
In schweren Fällen von Stauungsdermatitis juckt die betroffene Hautregion stark. Sie verhärtet sich, wird schuppig und anfällig für Infektionen. Bei manchen Menschen können die Waden „schrumpfen“. Ohne Behandlung verschlechtert sich die Situation. Chronische offene Wunden wie das Ulcus cruris können sich entwickeln. Auch eine bösartige Veränderung der Haut, ein sogenanntes Plattenepithelkarzinom, kann sich im Bereich des Stauungsekzems bilden.
Ursachen & Entstehung der Stauungsdermatitis
Blutstau und geschädigte Blutgefäße im Unterschenkel begünstigen das Auftreten der Stauungsdermatitis.
Stauungsekzeme sind meist Folgeerscheinungen von CVI, Krampfadern, tiefen Venenthrombosen, Herzinsuffizienz, Diabetes, Lipödemen oder Adipositas. Diese Krankheiten rufen eine Stauung des venösen Blutes in der Haut und Unterhaut hervor. Durch den Rückstau des sauerstoffarmen, venösen Blutes entsteht ein Druck, der das Gewebe belastet und dehnt. Zusätzlich kann das Gewebe nicht ausreichend durchblutet werden. Die Sauerstoffversorgung der Haut verschlechtert sich und die Haut verliert ihre natürliche Schutzfunktion.
Es wird angenommen, dass nun lokal Entzündungsmediatoren freigesetzt werden. Entzündungsmediatoren sind biochemische Substanzen, welche eine Entzündungsreaktion des Gewebes einleiten bzw. aufrechterhalten. Dieser Mechanismus ist für den Großteil der Gewebeschäden, Ödem- und Ulzerabildungen bei einer Stauungsdermatitis verantwortlich. Zellbestandteile können sich in die obersten Hautschichten einlagern und als Hyperpigmentierung der Haut sichtbar werden.
Differentialdiagnosen
Eine Vielzahl von Hauterkrankungen ähneln in ihrem klinischen Bild der Stauungsdermatitis. Diese Tatsache kann letztlich zu einer falschen Diagnose und Behandlung führen.
Die Stauungsdermatitis kann schnell mit anderen Krankheitsbildern verwechselt werden. Zu diesen zählen:
- Zellulitis (akute bakterielle Infektion der Haut): Eine Beinzellulitis tritt meist einbeinig auf. Sie geht mit einem schnellen Krankheitsverlauf, Fieber und einer erhöhten Anzahl weißer Blutkörperchen einher. Antibiotika lindern das Beschwerdebild.
- Tiefe Venenthrombose: In der Regel liegt eine tiefe Venenthrombose einseitig und akut vor. Der erkrankte Venenabschnitt kann als Strang in der Haut tast- oder sichtbar sein.
- Allergisches Kontaktekzem: Häufig versuchen Patientinnen und Patienten sich selbst mit topischen Antibiotika zu behandeln. Die Folge können sekundäre Kontaktreaktionen sein. Die betroffene Haut zeigt sich nässend mit gelblich-serösen Belägen und Krusten.
- Pigmentierte purpurische Dermatosen: Diese Hauterkrankungen zeichnen sich normalerweise durch Flecken von rötlicher Farbe aus, die in vagen ringförmigen Anordnungen auf den Unterschenkeln verstreut sind.
- Ringelflechte (Tinea): Verursacher der Ringelflechte ist ein Fadenpilz. Ein roter Ring grenzt den schuppigen Ausschlag auf der Haut nach außen hin ab.
- Prätibiales Myxödem: Das prätibiale Myxödem tritt meist im Rahmen eines Morbus Basedow auf. Auf dem Schienbein zeigen sich breite Bereiche mit ausgedehnten, subkutanen Schwellungen. Die Hautoberfläche ist wachsartig, kühl und trocken. Beim Druck auf die betroffenen Schwellungen bleiben keine Dellen zurück. In der Regel erscheint das Myxödem weniger rot als die Stauungsdermatitis.
Eine Stauungsdermatitis tritt am ehesten bei Frauen und Menschen mit Durchblutungsstörungen auf.
Frauen, vor allem nach Vollendung des 50. Lebensjahres, haben ein erhöhtes Risiko, eine Stauungsdermatitis zu entwickeln. Gefährdet sind zudem Menschen mit einer Durchblutungsstörung in den Beinen, Bluthochdruck oder einer Nierenerkrankung. Übergewicht, Fettleibigkeit, Bewegungsmangel, Schwangerschaft und langes Stehen oder Sitzen fördern zusätzlich den Krankheitsausbruch.
Komplikationen
Chronische Wunden, Narben oder Hyperpigmentierungen sind Folgen einer Stauungsdermatitis.
Ohne eine Behandlung kann sich die Stauungsdermatitis verschlimmern und zu folgenden Komplikationen führen:
Heilungsverlauf
Bei der Stauungsdermatitis handelt es sich um eine chronische Erkrankung, deren Symptome durch eine geeignete Therapie deutlich gelindert werden können.
Die Stauungsdermatitis ist zwar eine chronische Erkrankung und kann nicht vollständig geheilt werden, jedoch können geeignete therapeutische Maßnahmen und eine Anpassung des Lebensstils den Krankheitsverlauf verlangsamen und die Wundheilung fördern. Ausgelöst durch die chronische Veneninsuffizienz besteht jedoch die Gefahr, dass die Symptome erneut auftreten.
Vorbeugung
Ein gesunder Lebensstil aus regelmäßiger Bewegung, einem gesunden Körpergewicht und salzarmer Ernährung beugt der Entstehung einer Stauungsdermatitis vor.
Eine Stauungsdermatitis lässt sich nicht immer vermeiden. Die folgenden Lebensstiländerungen können jedoch das Risiko verringern, eine Stauungsdermatitis zu entwickeln:
- Erreichen und Halten eines gesunden Körpergewichts
- Ausreichend Bewegung
- Regelmäßiges Hochlegen der Beine über Herzhöhe beim Sitzen
- Begrenzung des Salzkonsums
Die Diagnose und Behandlung von Grunderkrankungen, die eine Stauungsdermatitis verursachen können, reduziert das Risiko der Hauterkrankung maßgeblich.