Sklerose
Der Begriff Sklerose umfasst eine umschriebene oder systemische Verhärtung von Gewebe. Durch die Verhärtung können Gewebezellen in ihrer Funktion beeinträchtigt werden.
Definition: Sklerose
Der Begriff Sklerose beschreibt den Prozess der Verhärtung und Verdickung von Haut- oder Organgewebe.
Manchmal werden die Begriffe „Fibrose“ und „Sklerose“ synonym verwendet. Zwar beschreiben beide Ausdrücke eine Veränderung des Bindegewebes, dennoch sind sie voneinander abzugrenzen.
Die Fibrose kennzeichnet eine Zunahme der Bindegewebszelle (Fibrozyten und Fibroblasten) und die Vermehrung von Kollagenfasern. Das Bindegewebe ist krankhaft vermehrt. Dies kann beispielsweise bei chronischen Entzündungen oder lange bestehenden Ödemen der Fall sein.
Im Gegensatz dazu geht die Sklerose mit einer Abnahme der Bindegewebszellen einher. Gleichzeitig vermehren und verdichten sich die Kollagenfasern. Das betroffene Gewebe erscheint verhärtet und rötlich.
Eine Kombination aus Fibrose und Sklerose führt zur sogenannten Fibrosklerosierung1.
Ursachen
Häufig liegen Gewebsschädigungen in der Folge von Entzündungen, Infektionen oder Durchblutungsstörungen vor.
Alterungsprozesse, genetische Prädispositionen (erblich bedingte Anlagen) und Autoimmunerkrankungen können ebenfalls Sklerosen hervorrufen. Selten ist nur ein Auslösefaktor ursächlich. Meistens liegen bei Betroffenen mehrere Faktoren vor, die gemeinsam die Erkrankung auslösen (multifaktorielle Krankheitsentstehung).
Sklerosen können sich auf verschieden Arten und in verschiedene Organsystemen manifestieren. So vielseitig wie die Krankheitsbilder sind auch die Ursachen.
Systemische Sklerose (auch Sklerodermie)
Die Systemische Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung. Sie ist durch diffuse Fibrosen und Gefäßanomalien in Haut, Gelenken und inneren Organen charakterisiert. Zu den häufigen Symptomen gehören das Raynaud-Syndrom, Gelenkschmerzen, Schluckstörungen, Sodbrennen sowie Ödembildung und schließlich Hautverdickung und Kontrakturen der Finger. Ein Befall von Lunge, Herz und Niere ist oftmals tödlich2.
Multiple Sklerose
Die Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Kennzeichnend sind herdförmige Verletzungen, sogenannte Läsionen, im zentralen Nervensystem. Die Läsionen betreffen die Stützzellen des ZNS, die sogenannten Astrozyten. In Abhängigkeit von der Lokalisation der Läsionen sind vielfältige neurologische Symptome möglich. Häufige Beschwerden sind Seh- und Sensibilitätsstörungen3.
Diabetes-assoziierte sklerotische Erkrankungen und Hautveränderungen
Ist der Blutzucker bei Diabetikerinnen und Diabetikern nicht gut eingestellt, kann eine Arteriosklerose entstehen. Chronisch erhöhte Blutzuckerwerte begünstigen Entzündungen innerhalb der Blutgefäße. Die Entzündungen heilen schnell wieder ab, hinterlassen aber beschädigtes Gewebe aus Fett, Bindegewebe und Kalk. Die Arterien verengen sich und werden nicht gut durchblutet. Eine Sonderform der Arteriosklerose, die rund 60% aller Diabetiker entwickeln, ist die Mediasklerose (auch Mönckeberg-Sklerose). Sie betrifft die mittlere Wandschicht mittelgroßer Arterien (Tuna medica). Dort kommt es aus bisher nicht ausreichend geklärter Ursache zu einer Ablagerung von Calciumsalzen.
Bei etwa 70 Prozent aller Diabetespatientinnen und -patienten treten im Krankheitsverlauf pathologische Hautveränderungen auf4. Die genauen Ursachen für alle diabetischen Hauterkrankungen sind noch nicht hinreichend geklärt. Entzündungsfördernde Prozesse spielen aber auch hier eine entscheidende Rolle. Typische Diabetes-assoziierte Hauterkrankungen sind das Scleroedema diabeticorum und das Syndrom der eingeschränkten Gelenkbeweglichkeit („limited joint mobility“)5.
Das Scleroedema diabeticorum trifft überwiegend Frauen. Die Erkrankung geht mit flächenhaften, ödematösen, oberflächlich knotigen oder gewellten Verdickungen der Haut, typischerweise an Gesicht, Nacken, Rücken und Schultern, einher. Die Haut lässt sich weder in Falten abheben noch eindrücken. Beim Syndrom der eingeschränkten Gelenkbeweglichkeit entstehen an Händen, Fingern und Handrücken Sklerodermie-ähnliche, wachsartige Bindegewebsverhärtungen. Diese mindern die Gelenkbeweglichkeit. Durch physiotherapeutische und physikalische Maßnahmen können die Symptome der Hautveränderungen abgemildert werden. Eine spezifische Therapie ist nicht bekannt.4
Sklerosen in der Wundheilung
Das Phlebödem, welches im Rahmen einer chronisch-venösen Insuffizienz (CVI) auftritt, kann unbehandelt nicht nur zu einem Ulcus cruris venosum, sondern auch zu einer Verhärtung des subkutanen Fettgewebes oder der Faszien führen. Man spricht in diesem Fall von einer Dermatoliposklerose.
Auch während des Wundheilungsprozesses können Sklerosen entstehen. Insbesondere treten sklerotische Prozesse nach Verbrennungen oder ausgedehnten Haut- und Weichteilverletzungen, wie beispielsweise nach Entzündungen, auf. Bei Diabetesbetroffenen heilen Wunden allgemein schlechter. Hohe Zuckerwerte begünstigen Entzündungen und verhindern den Abbau von zerstörtem Gewebe. Durchblutungsstörungen und eine erhöhte Anfälligkeit für Wundinfektionen können die Wundheilung ebenfalls verzögern. Dies wiederum kann sklerotische Narben begünstigen.
Bei sklerotischen Narben vermehrt und verdickt sich das Bindegewebe unterhalb der Hautoberfläche. Dadurch verkürzt und verhärtet sich das betroffene Gewebe. Es zieht die Narbe wie ein Band ein, wodurch die Haut an dieser Stelle regelrecht schrumpft. Das verkürzte Gewebe beeinträchtigt Gelenkfunktion und -beweglichkeit. In Folge können sich Kontrakturen bilden. Die Therapie beruht auf plastisch operativen Techniken (z.B. Z-Plastik, W-Plastik) in Kombination mit Lasertherapie und Narbensalben.6