Notfallmanagement: Notfallplan und -vorbereitung für die Arztpraxis

Notfallmanagement: Notfallplan und -vorbereitung für die Arztpraxis

Im Arbeitsalltag einer Arztpraxis kommt es verhältnismäßig selten zu echten Notfällen. Umso wichtiger ist es, das ganze Team auf außergewöhnliche Situationen vorzubereiten und regelmäßige Trainings durchzuführen. Nur so können Sie sicherstellen, dass im Ernstfall jede Person weiß, was sie zu tun hat.

Drei Aspekte sind dabei besonders wichtig:

  1. Alle Mitarbeiter sollten so gut geschult sein, dass sie einen potenziellen Notfall als einen solchen erkennen.
  2. Im Akutfall muss jede Person im Team wissen, was sie zu tun hat.
  3. Das medizinische Fachpersonal – auch die Ärzte und Ärztinnen – sollten sich über ihre Grenzen im Klaren sein

Das wesentliche Problem bei Notfällen in niedergelassenen Praxen besteht darin, dass sie im Alltag verhältnismäßig selten vorkommen. Trotzdem müssen die Abläufe gut einstudiert werden. Dann weiß jedes Teammitglied, was es zu tun hat. Das hilft dabei, Ruhe zu bewahren besonnen, aber zügig zu handeln.

Bedenken Sie dabei: Als Praxisteam übernehmen Sie nur die Erste Hilfe und verständigen den Rettungsdienst. Sie sollten also nicht den Anspruch haben, eine komplette Erstversorgung zu übernehmen. Das ist nicht Ihre Aufgabe dafür sind Sie auch nicht ausgebildet. Sobald der Rettungsdienst eintrifft, übernimmt dieser die Versorgung des Patienten oder der Patientin. Sie können die Arbeit der Rettungskräfte unterstützen, indem Sie Informationen über den aktuellen Vorfall sowie gegebenenfalls weitere Erkrankungen liefern.

Wie melde ich einen Notfall?
Notruf Symbol

Früher lag der Fokus auf den W-Fragen.

Wichtig ist jedoch, sich im Notfall von dem hochprofessionellen Leitstellenpersonal durch das Telefonat führen zu lassen. Das Personal in den Leitstellen ist geschult, um auch in hochkritischen Situationen die meldenden Personen zu beruhigen, effizient die nötigen Informationen zu erheben und entsprechende Maßnahmen anzuleiten.

Die Fähigkeit des Leitstellenpersonals im Umgang mit Stresssituationen, etwa bei der Anleitung zur Laienreanimation, beweist, dass effektive Hilfeleistung auch ohne Vorwissen der W-Fragen möglich ist.

Wie erkenne ich lebensbedrohliche Zustände?

Ein Notfall liegt vor, wenn eine Patientin oder ein Patient die lebensnotwendigen Funktionen Bewusstsein, Atmung und Kreislauf nicht mehr aufrechthalten kann.

Die Ursachen dafür können vielfältig sein, z.B. Atem-Kreislauf-Stillstand, Vergiftung, Schädelverletzung, Unterzuckerung oder Schlaganfall. 

Um das Bewusstsein einer Patientin oder eines Patienten zu kontrollieren, sollte man auf Reaktionen achten, wenn man sie/ihn laut anspricht, an den Schultern schüttelt, am Unterkiefer unterfasst oder leicht auf die Wange schlägt. Bei Bewusstsein reagiert das Gehirn eines Menschen auf Reize und besitzt die Fähigkeit, sich räumlich und zeitlich zu orientieren. Ist eine Person nicht mehr ansprechbar und reagiert sie nicht auf äußere Reizfaktoren, dann wird sie als „bewusstlos“ bezeichnet. In diesem Zustand sind physiologische Schutzreflexe wie der Husten- oder Schluckreflex inaktiv. Es besteht die Gefahr, dass Flüssigkeiten wie Blut oder Erbrochenes in die Atemwege gelangen. Zudem ist die Körpermuskulatur erschlafft, sodass die Zunge die oberen Atemwege verschließen kann. Im schlimmsten Fall droht ein Erstickungstod.

Aus diesem Grund ist es wichtig, die Atmung der betroffenen Person zu kontrollieren. Dafür achtet man zunächst auf ein Heben und Senken des Oberkörpers. Als nächstes legt man ein Ohr über Mund und Nase der bewusstlosen Person, hört, ob Atemgeräusche vorhanden sind, und prüft, ob ein Luftstrom fühlbar ist. Zuletzt sollte man überprüfen, ob sich Fremdkörper im Mundraum befinden. Zur Kontrolle des Kreislaufs tastet man den Puls am Unterarm, am seitlichen Hals oder an der Schläfe. Ist der oder die Betroffene ohne Bewusstsein, sind Kreislauf und Atmung aber vorhanden, sollte die Person in die stabile Seitenlage und zugedeckt werden. Zeitgleich wird der Notarzt unter der Notfallnummer 112 angefordert. Ist bei einer bewusstlosen Person von einem Kreislaufstill- und Atemstillstand auszugehen, sollte der Notarzt informiert und Wiederbelebungsversuche mit Hilfe des Defilibrators und evtl. Medikamentengabe eingeleitet werden.

Der richtige Ablauf im Notfall

Es ist wichtig, den Ablauf – möglichst für verschiedene Indikationen – im Team durchzusprechen und die Aufgaben klar zu verteilen. Beachten Sie dabei die Reihenfolge. Der Notruf sollte zum Beispiel zuerst abgesetzt werden, damit die Rettungskräfte schnell vor Ort sind. Außerdem ist es nicht sinnvoll, eine Reanimation zu unterbrechen, um zu telefonieren. So sieht der Ablauf aus:

  1. Notfall erkennen und einschätzen.
  2. Ruhe bewahren, an die Aufgabenverteilung erinnern.
  3. Eine Person aus dem Team setzt den Notruf ab.
  4. Nach Möglichkeit beginnt eine zweite Person mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen. Es gibt dafür verschiedene Schemata, etwa xABCDE.
  5. Ein weiteres Teammitglied schirmt die Situation ab und bittet zum Beispiel die übrigen Patienten und Patientinnen, den Raum zu verlassen.
  6. Sind Angehörige anwesend, sollten diese betreut und nach Möglichkeit einbezogen werden.
  7. Ein Teammitglied oder alternativ eine andere anwesende Person, übernimmt die Verantwortung dafür, den Rettungsdienst einzuweisen und fängt ihn gegebenenfalls vor der Haustür ab, um den Zielort zu markieren.
  8. Die Fragen des Rettungsdienstes zu Symptomen und getroffene Maßnahmen sorgfältig beantworten.
  9. Der Rettungsdienst wird sich nach wichtigen Informationen aus der Patientenakte erkundigen. Sobald die Rettungskräfte den Patienten oder die Patientin versorgen, können Sie daher die Akte kopieren und den Rettungsassistenten mitgeben.

Das Ereignis sollte unbedingt in ruhiger Atmosphäre im Team nachbesprochen werden. 

Aufgabenverteilung, wenn möglich:

Jeweils eine Person

  • setzt den Notruf 112 ab
  • informiert anwesenden Arzt/Ärztin
  • kümmert sich um die betroffene Person

Der Notfallkoffer: Was ist zu beachten?

  • Ausrüstung zusammenstellen – passend zu möglichen Notfällen in der Praxis und zur Fachrichtung (siehe Checkliste Notfallkoffer).
  • Der Standort muss allen im Team bekannt sein.
  • Notfallkoffer muss leicht zugänglich sein.
  • Der Inhalt muss in regelmäßigen Intervallen kontrolliert werden, ob er vollständig ist. Auch das Ablaufdatum enthaltener Produkte sollte dabei überprüft werden (feste Zuständigkeit eines Teammitglieds).
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Was gehört in einen Notfallkoffer?

Bei der Auswahl an Medikamenten und technischen Hilfsmitteln für die Notfallmedizin sollte darauf geachtet werden, dass deren Anwendungen dem Arzt/Ärztin und dem medizinischen Personal vertraut sind.

Ebenso sollte die Dosierung und die Neben-  und Wechselwirkungen der in dem Notfallkoffer vorgehaltenen Arzneimittel bekannt sein.

Es bestehen keine allgemeingültigen Vorschriften, was in einen Notfallkoffer gehört, sondern Empfehlungen, die beispielsweise vom Hausärzteverband oder der Kassenärztlichen Vereinigung ausgesprochen werden. Üblicherweise beinhaltet ein Notfallkoffer die für die Basisdiagnostik und -versorgung notwendigen Medikamente und Instrumente.

    Dazu gehören u.a.:

    • Beatmungsbeutel mit unterschiedlichen Masken
    • Blutdruckmessgerät, ggf. Absaugpumpe, Sauerstoffflasche
    • Blutzuckerteststreifen
    • Für die Hygiene: Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe
    • Für die Notfallbeatmung: Laryngoskop, Larynxtubus oder Larynxmaske sowie Beatmungsbeutel
    • Für den venösen Zugang: Venenverweilkanülen (z.B. Braunüle Gr. 1 bis 3), Infusionsmaterial, Stauschlaufe
    • Kornzange
    • Spritzen (2 ml, 5 ml, 10 ml, 20 ml), Kanülen (Nr. 1, Nr. 12)
    • Stethoskop
    • Verbandmaterial (Heftpflaster, Binden, Schere usw.)
       

    Zusätzlich folgende Notfallmedikamente:

    Wirkstoff:  Anwendungsgebiet

    • Adrenalin: Herz-Kreislauf-Stillstand, anaphylaktischer Schock
    • Acetylsalicylsäure: Schmerzen, Fieber
    • Amiodaron: Tachykardien oder Kammerflimmern
    • Atropinsulfat: Bradyarrhythmie, AV-Block, Alkylphosphat, Herzglykosid-Intoxikation
    • Diazepam: Erregungszustände, Krämpfe, Status Epilepticus
    • Metamizol-Natrium: Schmerzen
    • Morphin: Schmerzen
    • Salbutamol-Spray: Atemnnotzustände, Asthma bronchiale, chronische Bronchitis
    • Theophyllin: Atemnnotzustände, Asthma bronchiale, chronische Bronchitis
    • Glyceroltrinitrat: Angina pectoris
    • Clemastin fumarat: Allergien         
    • Cortison: Entzündungen
    defibrillator-aed

    Zusätzlich zum Notfallkoffer kann ein Notfalldefibrillator oder ein Automatisierter Externer Defibrilator (AED) mitgeführt werden.

    Welche Herausforderungen bringt ein Notfall mit sich und wie bereitet man sich darauf vor?

    Glücklicherweise sind Notfälle selten. Den Praxisalltag wirbeln sie aber ziemlich durcheinander.

    Eine der größten Herausforderungen ist die fehlende Routine: Jetzt heißt es, einen kühlen Kopf bewahren und sich an abgesprochene Notfallpläne und Vorkehrungen halten (siehe Infokasten). Damit das Praxisteam routiniert auf den Ernstfall reagiert, sollten diese Vorkehrungen im Vorfeld getroffen werden:
     

    1. Regelmäßige Schulungen in Theorie und Praxis vermitteln Sicherheit:

    Notfälle sollten in regelmäßigen Abständen, idealerweise in der eigenen Praxis und unter Anwesenheit des gesamten Kollegiums, geübt werden. Am effektivsten kann man das Kollegium auf Notfälle vorbereiten, wenn erfahrene Notfallmediziner direkt in die Praxis kommen und notfallmedizinische Simulationstechniken demonstrieren. Das ganze Team hat somit die Möglichkeit, die wichtigsten Notfallmaßnahmen an Puppen zu üben. Dazu gehören die Herzmassage, künstliche Beatmung mit Sauerstoff und das Anlegen der Elektroden für den Einsatz des Defibrillators. Solche Seminare ermöglichen es auch, individuelle Notfallkonzepte und Checklisten für Ihre Praxis zu erstellen. Diese werden auf den Ausbildungsstand, die Praxisausstattung und die Mitarbeiter zugeschnitten. Fortbildungen und In-House-Seminare werden unter anderem von Wohlfahrtsverbänden und Hilfsorganisationen angeboten.
     

    2. Stellen Sie einen Notfallplan auf:

    Kritische Situationen können nur durch eine gute Zusammenarbeit des gesamten Praxisteams gemeistert werden. Deshalb ist es hilfreich einen Notfallplan mit allen Handlungsanweisung, -maßnahmen und Notfallnummern aufzustellen. Aus diesem Plan sollen die Zuständigkeiten der Mitarbeiter klar hervorgehen. Eine Person wird beauftragt, den Rettungsdienst zu informieren und ihm den Weg zu weisen. Ein Mitarbeiter holt den Arzt herbei und eine dritte Person bleibt bei der betroffenen Patientin oder dem betroffenen Patienten. Vertretungen sollten organisiert und ebenfalls schriftlich festgelegt werden. Sinnvoll ist auch eine Liste mit den wichtigsten Medikamenten mit Angaben zu Indikation, Kontraindikation und Dosierung. Diese sollten immer griffbereit in der Praxis bereitliegen.
     

    3. Standort und Wartung des Notfallkoffers:

    Der Notfallkoffer muss für alle Teammitglieder jederzeit zugänglich und sein Inhalt bekannt sein. Regelmäßig, idealerweise halbjährig, sollte der Inhalt des Koffers auf Vollständigkeit kontrolliert werden. Dazu gehörten das Aussortieren und Ersetzen von abgelaufenen Arzneimitteln und die Überprüfung der Funktion von medizinischen Geräten.

    Notfallmanagement: Vorbereitung auf den Ernstfall

    Diese Schritte sollten Sie vornehmen, um auf einen eventuellen Notfall vorbereitet zu sein:

    • Definition der Indikationen: Welche Notfälle treten in der Praxis mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf?
    • Definition der Abläufe und Zuständigkeiten: Wer macht was und wer informiert wen?
    • Notfallkoffer: Der Notfallkoffer muss für alle zugänglich sein, alle müssen seinen Standort kennen. Der Inhalt muss regelmäßig kontrolliert werden. Dafür sollte ein Teammitglied zuständig sein.
    • Schulung: Regelmäßige theoretische Auffrischung der Notfallabläufe mit dem gesamten Team.
    • Training: Praktische Simulation von Notfällen unter realistischen Bedingungen, möglichst in der eigenen Praxis, etwa In-House-Seminare, die von Wohlfahrtsverbänden und Hilfsorganisationen angeboten werden.

    Praxistipps für den Notfall: Angemessen handeln

    Jeder Mensch kann in einer ungewohnten Notfallsituation nervös werden. Juristisch angreifbar sind nur das Nichtstun und die Fehlbehandlung jenseits der eigenen Fachgebietsgrenzen. 

    Fragen Sie sich: Was kann ich? Was traue ich mir zu? 

    Das ist abhängig von der Situation und der eigenen Erfahrung, zum Beispiel: Versuchen Sie nicht, bei einem krampfenden Epileptiker einen Zugang zu legen. Oder: Falls Sie nicht regelmäßig intubieren, sollten Sie lieber mit einer Maske beatmen. Die wichtigsten Maßnahmen sollten Sie regelmäßig üben:

    Reanimation: Rhythmus beachten

    Bei Erwachsenen:

    • 30 x Kompression
    • 2 x Beatmung

    Das sollte in einer 100er-Frequenz stattfinden, also 100 x Kompression pro Minute. Zur Einordnung: Der Song Rock your Body von Justin Timberlake hat in etwa dieses Tempo. 

    Bei Kindern:

    • 15 x Kompression (bei Säuglingen unter einem Jahr verwendet man nur einen Daumen oder zwei Finger für die Kompression=
    • 2 x Beatmung
    • Versuchen Sie, die Kompression etwas schneller durchzuführen (120er-Frequenz)
    Mann führt eine Herzdruckmassage durch

    Typische Notfälle in einer Arztpraxis

    Anaphylaktischer Schock bei einer allergischen Reaktion:

    Damit müssen nicht nur Allergologen rechnen. Einige Menschen reagieren zum Beispiel auf Röntgenkontrastmittel oder ein fremder Patient kommt in die Praxis gestürmt, weil ein Familienmitglied in Praxisnähe von einer Biene gestochen wurde.

    Anzeichen für einen Notfall: plötzlicher Blutdruckabfall, Atemnot, Bewusstseinseintrübung.

    Wichtige Maßnahmen: die stabile Seitenlage, gegebenenfalls Beatmung über eine Sauerstoffmaske, eine Adrenalinspritze in die Muskulatur – nur bei drohendem Herz- oder Kreislaufstillstand wird sie vom Arzt oder der Ärztin in die Vene verabreicht. Das sollte aber nur in einer eindeutigen Situation umgesetzt werden. Andernfalls ist es besser, auf den Notarzt oder die Notärztin zu warten und sich auf die lebensrettenden Sofortmaßnahmen zu konzentrieren.

    Schlaganfall:

    Vor allem das Team in einer Hausarztpraxis sollte sich darauf einstellen, dass Schlaganfall-Patienten (eventuell in Begleitung) in die Sprechstunde kommen, weil sie die Symptome nicht als bedrohlich erkennen.

    Anzeichen für einen Notfall: Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall und muss so schnell wie möglich in einer Klinik behandelt werden. Auffällige Symptome sind halbseitige motorische Störungen (ein Arm oder Bein lässt sich nicht korrekt bewegen), halbseitige Gesichtslähmungen, Probleme beim Sprechen, Verwirrtheit.

    Wichtige Maßnahmen: Es muss umgehend ein Notarzt verständigt werden unter der 112, da bei einem Schlaganfall jede Minute zählt. Lebensrettende Sofortmaßnahmen (ABC des xABCDE-Schemas) werden bei Bedarf durchgeführt.

    Unbedingt sollten die Vitalparameter erhoben werden, etwa Blutzucker und Blutdruck zu messen, da Hypoglykämie und Hypertonie zum Teil ähnliche Symptome hervorrufen können.

    Traumata (etwa nach einem Sturzereignis): Dazu kann es beispielsweise im Treppenhaus der Praxis kommen.

    Anzeichen für einen Notfall: Es handelt sich nicht immer um einen Notfall, aber es gilt eventuelle innere Verletzungen sowie Kopfverletzungen zu bedenken – abhängig von der Art des Sturzes. Blut sieht immer nach mehr aus, als es ist. Bei der Einnahme eines Blutverdünners kann es schnell gefährlich werden. Gegebenenfalls Notarzt verständigen. Bei schweren Stürzen darauf achten, dass der Kopf ruhig gehalten wird.

    Herzstillstand:

    Ursachen können ein Herzinfarkt oder ein plötzlicher Herztod sein, der durch verschiedene Erkrankungen ausgelöst wird. Dazu kann es praktisch zu jeder Zeit an jedem Ort kommen. 

    Anzeichen für einen Notfall: Wenn eine Person zusammenbricht und sich der Brustkorb nicht mehr hebt und senkt, sollte sofort die Atmung überprüft und mit einer Reanimation begonnen werden.

    Wichtige Maßnahmen: Reanimation und falls vorhanden Nutzung eines Defibrillators.

    Ohnmacht (unklarer Ursache):

    Sie kann beispielsweise nach einer Blutabnahme auftreten oder auch durch zu schnelles Aufstehen. Eine Erkrankung kommt ebenfalls als Ursache infrage. 

    Anzeichen für einen Notfall: Wenn die Person nicht sofort wieder zu Bewusstsein kommt oder beispielsweise bei einem ohnmachtsbedingten Sturz mit dem Kopf aufschlägt.

    Wichtige Maßnahmen: Bewusstsein kontrollieren (die Person laut ansprechen, eventuell leicht an der Schulter schütteln), Atmung überprüfen, falls die Person das Bewusstsein nicht direkt wiedererlangt. Den oder die Betroffene in die stabile Seitenlage bringen.

    Checklisten helfen!

    Im Notfall kann eine gute Organisation lebensrettend sein, da oft keine Zeit bleibt, sich umständlich abzustimmen.

    Jeder muss seine vorab klar definierten Aufgaben kennen und beherrschen. Am besten listet eine Prozessbeschreibung alle relevanten Fragen und Faktoren auf und benennt die Verantwortlichkeiten im Notfall (siehe Infokasten):

    Eine zentral abgelegte, gut lesbare Checkliste sollte die Aufgabenverteilung im Ernstfall und den richtigen Ablauf im Notfall vorgeben.

    Die hohe Professionalität des Leitstellenpersonals ist ein Beispiel, das zeigt, dass die Meldung eines Notfalls von jedem erfolgen kann, auch wenn die W-Fragen nicht bekannt sind.
    Leitstellenpersonal besitzt die Fähigkeit auch in hochstressigen Situationen, wie beispielsweise reanimationspflichtigen Säuglingen, die Angehörigen zu beruhigen, die nötigen Informationen zu Erhalten und die die Laienreanimation anzuleiten.

    Ablauf einer Notfallrettung
    1. Ruhe bewahren!
    2. Ein Teammitglied sorgt für den Notruf an 112
    3. Ein Teammitglied verständigt den Arzt
    4. Ein Teammitglied bleibt beim Patienten und lagert ihn in stabiler Seitenlage
    5. Der Patient bleibt bis zum Eintreffen des Rettungswagens unter Aufsicht
    6. Geeignete ärztliche Maßnahmen zur Überbrückung einleiten (z. B. venöser Zugang, Notfallmedikation, Reanimation)
    7. Alle Informationen über getroffene Maßnahmen und Medikation an die Rettungsassistenten weitergeben
    8. Nach Möglichkeit wichtige Informationen aus der Patientenakte für den Rettungsdienst kopieren
    9. Alle Ereignisse und Maßnahmen genau dokumentieren und später im Team auswerten
    10. Juristisch angreifbar sind nur das Nichtstun und die Fehlbehandlung jenseits der eigenen Fachgebietsgrenzen!

    Stabile Seitenlage:

    Stabile Seitenlage, erster Schritt
    Beine des Patienten strecken. Den näher gelegenen Arm angewinkelt nach oben legen, die Handinnenfläche zeigt nach oben. Den entfernten Arm des Betroffenen am Handgelenk greifen. Arm vor der Brust kreuzen, die Handoberfläche des Betroffenen an dessen Wange platzieren. Hand nicht loslassen.
    Stabile Seitenlage, zweiter Schritt
    An den äußeren Oberschenkel greifen und Bein des Betroffenen beugen.
    Stabile Seitenlage, vierter Schritt
    Den Betroffenen zu sich drehen. Das oben liegende Bein so ausrichten, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt.
    Stabile Seitenlage, fünfter Schritt
    Hals überstrecken, damit die Atemwege frei werden. Mund des Betroffenen leicht öffnen. Die an der Wange liegende Hand so ausrichten, dass der Hals überstreckt bleibt.

    Literatur

    Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
    Dr. Roxane Lorenz

    Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.