Zu wenig Zeit für die Zukunft
Die aktuelle Situation im Gesundheitswesen bringt viele Herausforderungen für Praxen und Apotheken mit sich. Eine Analyse zeigt jedoch: Für die Umsetzung struktureller Veränderungen bleibt zu wenig Zeit.
Das Marktforschungsinstitut DocCheck Insights hatte im Sommer im Auftrag der Deutschen Apotheker- und Ärztebank etwa 400 Medizinerinnen und Medizinern sowie Apothekerinnen und Apothekern befragt. Im Fokus standen die drängendsten Probleme sowie die Gestaltung des Arbeitsalltags.
Hausärztliche Praxen
Hausärztinnen und Hausärzte betreuen durchschnittlich 1.400 Patientinnen und Patienten pro Quartal. Dabei widmen sie etwa zwei Drittel ihres Tages der direkten Versorgung. Die Verwaltungsarbeit nimmt 18 Prozent ihrer Zeit in Anspruch. In die Personalführung investieren sie sechs Prozent und für Fortbildungen fünf Prozent. Die strategische Weiterentwicklung der Praxis treiben sie mit lediglich drei Prozent voran.
30 Prozent der Praxen suchen aktiv nach Personal, weshalb ein Fünftel keine neuen Patientinnen und Patienten aufnehmen kann. 79 Prozent sehen Verbesserungsbedarf beim Leistungsangebot, 75 Prozent bei den Arbeitsabläufen.
Fachärztliche Versorgung
Fachärztinnen und Fachärzte versorgen etwa 1.300 Patientinnen und Patienten je Quartal und verbringen etwa 69 Prozent ihrer Arbeitszeit mit der direkten Versorgung – fünf Prozentpunkte mehr als ihre hausärztlichen Kolleginnen und Kollegen. Der administrative Aufwand beträgt 16 Prozent. Ein Viertel der Praxen melden offene Stellen, wobei 62 Prozent Schwierigkeiten bei der Personalsuche erleben – deutlich mehr als in hausärztlichen Praxen (54 Prozent).
Viele Fachärztinnen und Fachärzte streben danach, ihren Patientenstamm zu erweitern, ihr Angebot zu schärfen und ihre Praxisräume besser auszustatten.
Zahnmedizinische Praxen
Die Personalsituation gestaltet sich in Zahnarztpraxen besonders kritisch. 47 Prozent der Praxen benötigen zusätzliche Mitarbeitende. Die Suche erstreckt sich durchschnittlich über sieben Monate, kann sich aber bis zu drei Jahre hinziehen. 66 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte kämpfen mit Rekrutierungsproblemen. Das ist der höchste Wert unter allen Heilberufsgruppen.
Die Zeitverteilung ähnelt den anderen Praxen: 68 Prozent entfallen auf Behandlungen, 16 Prozent auf Verwaltung, sechs Prozent auf Personalführung, vier Prozent auf Fortbildung und drei Prozent auf die Praxisentwicklung.
Apotheken
Apothekerinnen und Apotheker betreuen im Durchschnitt über 10.000 Kundinnen und Kunden pro Quartal, wovon ungefähr 80 Prozent zur Stammkundschaft zählen. Die Beratung nimmt etwa 43 Prozent der Arbeitszeit ein, während die Verwaltung ein Drittel beansprucht. Für Personalführung stehen sieben Prozent zur Verfügung, für die strategische Entwicklung sechs Prozent.
Der Online-Versandhandel setzt die Apotheken unter Wettbewerbsdruck. Sie reagieren mit Botendiensten (88 Prozent) und neuen pharmazeutischen Dienstleistungen (65 Prozent). 42 Prozent der Apotheken suchen sowohl approbierte Apothekerinnen und Apotheker als auch PTA und PKA.
Gemeinsames Fazit
Die Mehrheit der Heilberuflerinnen und Heilberufler erkennt Verbesserungsmöglichkeiten in ihren Arbeitsabläufen und Leistungsangeboten. Der chronische Zeitmangel verhindert es jedoch häufig, dass sie Veränderungen planen und umsetzen, wodurch ein Teufelskreis entsteht. Modernisierungsmaßnahmen, effizientere Kostenkontrolle und optimierte Prozesse könnten die wirtschaftliche Situation verbessern und die Zufriedenheit der Beschäftigten steigern. Denn wirtschaftlich erfolgreiche Praxen und Apotheken können attraktivere Gehälter zahlen und schaffen mit modernen Arbeitsplätzen und gutem Betriebsklima die Voraussetzungen für eine langfristige Mitarbeiterbindung.
Quellen:
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