Wenn Seniorenunterstützung und Rettungsdienste enger zusammenarbeiten
Ein Pilotprojekt zeigt, welche Auswirkungen einfache Konzepte für berufsübergreifende Kooperationen haben können: Unnötige Krankenhauseinweisungen älterer Menschen werden vermieden.
Wenn es einem Menschen schlecht geht, sind nicht immer Angehörige der zuständigen Berufsgruppe vor Ort, um die Situation zu verändern. Gerade bei Senioren und Seniorinnen führt das in vielen Fällen zu unnötigen Krankenhauseinweisungen. In Wiesbaden läuft daher bereits seit dem Jahr 2018 ein Pilotprojekt, das zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen Rettungskräften und den Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes geführt hat. Forschende haben den Effekt dieser Kooperation jetzt ausgewertet: Die Zahl der Krankenhauseinweisungen ist deutlich gesunken.
So funktioniert die Kooperation
Es kommt immer wieder vor, dass Rettungspersonal auf ältere Menschen trifft, die aus medizinischen Gründen nicht in eine Klinik müssten. Sie sind aber nicht ausreichend versorgt und kämpfen mit sozialen Problemen oder es besteht ein erhöhter Pflegebedarf. Was tun? Um die Betroffenen wenigstens nicht unversorgt zu lassen, folgt häufig eine Einweisung ins Krankenhaus, wo weitere Schritte eingeleitet werden. Das lässt sich vermeiden, wie das Pilotprojekt in Wiesbaden zeigt.
Hier hat das Rettungspersonal einen Meldebogen zur Hand, wo Mängel in verschiedenen Kategorien, etwa mögliche soziale Bedarfe, eingetragen werden können. Das Personal ist so geschult, dass es ein Bewusstsein für Probleme hat, die nicht in den Bereich der medizinischen Versorgung fallen. Der Meldebogen geht an die Beratungsstellen für selbstständiges Leben im Alter des Sozialdezernats. Die dortigen Mitarbeitenden kümmern sich um die Betroffenen – und geben dem Rettungspersonal innerhalb weniger Tage eine Rückmeldung.
Ergebnisse der Studie
Für die Studie haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität Heidelberg fast 500 Meldebögen der Rettungskräfte ausgewertet und mit den Rückmeldungen der Beratungsstellen abgeglichen. Dabei hat sich zum einen herausgestellt, dass alle Beteiligten dieses System schätzen. Zudem haben die Kollegen und Kolleginnen des Sozialen Dienstes in den meisten Fällen die Einschätzung der Rettungskräfte geteilt. Dabei stellten eine häusliche Unterversorgung, soziale Isolation und Verwahrlosung die größten Problembereiche dar. Etwa die Hälfte der Notrufenden konnte zu Hause beraten beziehungsweise mit Unterstützungsangeboten versorgt werden.
Die Verantwortlichen betonen, wie effektiv das System ist. Der Meldebogen sei unkompliziert und der Aufwand für den Start solch einer Kooperation entsprechend gering. Einzige Voraussetzung sei eine zentrale Anlaufstelle, die in der Lage sei, die Meldungen zeitnah zu bearbeiten.