Vorläufiger Stopp für den Rollout des eRezepts
Jetzt ist auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe aus dem Pilotprojekt eRezept ausgestiegen. Wie geht es weiter? Wir haben die wichtigsten Infos für Sie zusammengestellt.
Eigentlich sollten Praxen und Apotheken das eRezept in zwei Bundesländern testen, damit die Gematik es anschließend bundesweit einführen kann. Dieser Plan ist vorläufig gescheitert. Grund: Es gibt noch kein sicheres Verfahren für die elektronische Übertragung der Rezepte, und die möglichen Übergangslösungen haben die Datenschutzbehörden nicht akzeptiert. Papierausdrucke für ein elektronisches Rezept sind nach Ansicht der Ärztinnen und Ärzte jedoch keine Alternative.
Aktuell hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ihren Ausstieg aus dem Pilotprojekt erklärt. Die KVWL wollte die eRezepte über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) ausstellen lassen. Das hat der Bundesdatenschutzbeauftrage abgelehnt. Die Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) hatte ihre Beteiligung schon im August beendet, weil der Landesdatenschutzbeauftragte eine Übertragung der Rezept-Daten per E-Mail oder SMS nicht genehmigte.
Fortsetzung vermutlich erst Mitte 2023
Derzeit müssen die MFA in der Praxis eRezepte daher ausdrucken und den Patientinnen und Patienten mitgeben, damit diese sie in der Apotheke einlösen können. Das eRezept verursacht also zusätzlichen Aufwand, statt die Arbeit zu erleichtern – die KVWL fordert daher, den Rollout erst fortzusetzen, wenn eine vollständig elektronische Abwicklung möglich ist.
Es gibt zwar bereits eine App der Gematik. Die bürokratischen und technischen Hürden sind jedoch hoch. Unterm Stricht nutzt sie daher nur ein Bruchteil der Versicherten. Die Ärzteschaften wollen daher auf ein einfaches und doch sicheres Verfahren warten, mit dem eRezepte unkompliziert von der Praxis zu den Patientinnen und Patienten gelangen können. Eine Fortsetzung des Rollouts vor Mitte nächsten Jahres halten Fachleute für unwahrscheinlich.
Die Praxen, die freiwillig an der Testphase teilnehmen, können dies aber weiterhin tun – im laufenden Jahr sind etwa eine halbe Million eRezepte ausgestellt und in den Apotheken eingelöst worden.