Viele Menschen verstehen Gesundheitsinformationen nicht

Viele Menschen verstehen Gesundheitsinformationen nicht

Gesundheitsrelevante Informationen verstehen, beurteilen und richtig anwenden: Das fällt hierzulande immer mehr Menschen schwer. Beschäftigte im Gesundheitswesen können die Gesundheitskompetenz der Betroffenen erheblich stärken.

Bei einer aktuellen Studie haben 58,8 Prozent der Deutschen angegeben, dass ihre Gesundheitskompetenz gering sei. Das heißt, der Umgang mit Informationen fällt ihnen schwer. Untersucht wurden die drei Bereiche Krankheitsbewältigung/Versorgung, Prävention und Gesundheitsförderung. 

Im Jahr 2016 hatten 54,3 Prozent der Befragten diesbezüglich an ihren Fähigkeiten gezweifelt. Für den Anstieg gibt es etliche Gründe. Zum einen fühlen sich viele Menschen durch die wachsende Flut an Informationen verunsichert. Zum anderen stimmt vieles nicht, was im Internet steht. Vor allem ältere Menschen, chronisch Kranke und Personen mit niedrigem Bildungs- oder Einkommensstatus haben daher Schwierigkeiten, Inhalte einzuordnen.
 

Signale richtig deuten

Beschäftigte im Gesundheitswesen können nachhaken und so erkennen, wer besonderen Unterstützungsbedarf hat. Denn manchmal liefert schon die Antwort auf eine einzige Frage den entscheidenden Hinweis auf eine unzureichende Gesundheitskompetenz, zum Beispiel:

  • Haben Sie Schwierigkeiten beim Ausfüllen medizinischer Formulare?
  • Haben Sie Schwierigkeiten, schriftliche Informationen zu Gesundheitsthemen zu verstehen?
  • Haben Sie Schwierigkeiten, Ihren Arzt oder Ihre Ärztin zu verstehen?
     

Tipps für Pflegekräfte sowie Mitarbeitende in Arztpraxen und in Apotheken 

  • Schau mir in die Augen: Versuchen Sie, während des Gesprächs Augenkontakt zu halten: Das signalisiert Interesse und baut Ängste ab.
  • Auf Vorwissen aufbauen: Häufig ist es hilfreich, zunächst die Vorkenntnisse Ratsuchender zu einem Thema abzufragen, aktiv zuzuhören und bei Bedarf nachzuhaken. Sie erfahren dadurch viel über das vorhandene Hintergrundwissen, das Sprachniveau und bekannte Begriffe. Bauen Sie darauf auf: Verwenden Sie dieselben Ausdrücke und knüpfen Sie an Inhalte an, um neues Wissen zu vermitteln. Dem Patienten oder der Patientin fällt es so leichter, die Informationen einzuordnen und später zu erinnern.
  • Einfach formulieren: Sprechen Sie langsam und in leicht verständlichen kurzen Sätzen, wenn Sie Laien medizinische Sachverhalte erläutern. Benutzen Sie möglichst die Alltagssprache.
  • Häppchenweise informieren. Vermitteln Sie nicht zu viele Botschaften auf einmal: Teilen Sie komplexe Informationen lieber in „Häppchen“ auf, die einem klaren Gedankengang folgen. 
  • Visuelle Medien nutzen: Was Worte allein nicht sagen können, schafft oft der unterstützende Einsatz von Schrift, Grafiken, Bildern oder Videos. Zusätzlich zur Sprache helfen sie der Informationsverarbeitung und dem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge. Daneben bleiben schriftliche Informationen wichtig, damit Neues nochmal nachgelesen werden kann.
  • Motivieren: Ermutigen Sie Ratsuchende, Fragen zu stellen. Betonen und wiederholen Sie wichtige Punkte. Leiten Sie daraus Handlungsempfehlungen ab. Planen Sie gemeinsam mit Ihrem Gegenüber, was in nächster Zeit konkret zu tun ist. So wird es verbindlicher − und wahrscheinlicher, dass der Patient oder die Patientin die Ratschläge im Alltag umsetzt.
  • Zurückerklären lassen: Mit der sogenannten Teach-Back-Methode vergewissern Sie sich, dass Ihre Ausführungen verstanden wurden. Sagen Sie Ihrem Gegenüber zum Beispiel: „Um zu erfahren, ob ich auch alles gut erklärt habe, würde ich gerne die wichtigsten Punkte unseres Gesprächs mit Ihnen durchgehen. Erinnern Sie sich, über welche unterschiedlichen Möglichkeiten der Behandlung wir gesprochen haben?“
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