Symptom-Checker im Test: Zwei Apps überzeugen
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Symptom-Checker im Test: Zwei Apps überzeugen

Die Stiftung Warentest hat Diagnose-Apps unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse fielen sehr unterschiedlich aus.

In den meisten Praxen gehört es inzwischen zum Alltag, dass manche Patienten und Patientinnen ihre Diagnose bereits mitbringen – sie haben ihre Beschwerden bei Google eingegeben oder eine entsprechende App benutzt. Aber wie gut funktionieren diese Analyse-Tools? Die Stiftung Warentest hat in Zusammenarbeit mit Medizinern und Medizinerinnen zehn kostenlose deutschsprachige Angebote untersucht.
 

Details zu den Test-Ergebnissen

Die Prüferinnen und Prüfer entwickelten fünf fiktive Fälle mit typischen Symptomen und ließen diese von Fachärztinnen und Fachärzten sowie einer Psychotherapeutin bewerten. Dabei stellten sie erhebliche Qualitätsunterschiede fest: Die Apps „Ada“ und „Symptomate“ erreichten mit der Note 1,9 („gut“) die Spitzenplätze. Beide Anwendungen überzeugten durch ihre Treffsicherheit bei der Diagnose verschiedener Krankheitsbilder wie Bandscheibenvorfall, Angina Pectoris und Depression.

Die Testsieger punkteten, indem sie die Krankheiten korrekt erkannten und zusätzlich verständlich kommunizierten. Sie lieferten hilfreiche Informationen und sprachen angemessene Verhaltensempfehlungen aus. Besonders wichtig: Sie identifizierten kritische Situationen und gaben entsprechende Handlungsanweisungen, sie verwiesen die Betroffenen also an einen Arzt oder eine Ärztin.

Andere Anbieter schnitten deutlich schlechter ab. Einige Symptom-Checker präsentierten zum Beispiel unübersichtliche Listen möglicher Erkrankungen ohne Priorisierung – wenig hilfreich für ratsuchende Nutzerinnen und Nutzer. Ein Angebot versagte sogar vollständig. Besonders alarmierend: Bei der Eingabe depressiver Symptome mit Suizidgedanken reagierte dieser Checker mit dem Satz „Das habe ich nicht ganz verstanden“ und erkannte die Gefahr nicht.

Eine Besonderheit im Test stellte das „Patienten-Navi“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung dar. Obwohl es bei der Diagnosestellung eher zurückhaltend agiert und daher nur im Mittelfeld landete, bietet es einen entscheidenden Vorteil: Kassenpatientinnen und -patienten können über diesen Dienst schneller Arzttermine erhalten, wenn eine zeitnahe Behandlung empfohlen wird. In Stichproben gelang es den Testern, sowohl in Städten als auch teilweise in ländlichen Gebieten kurzfristige Termine zu vereinbaren – oft noch am selben Tag. Das funktionierte zum Teil aber nur telefonisch.

Positiv bewerteten die Testerinnen und Tester, dass keiner der geprüften Symptom-Checker übermäßig Nutzerdaten sammelte. Die Anbieter gehen mit persönlichen Gesundheitsinformationen offenbar verantwortungsvoll um.

Die Stiftung Warentest empfiehlt, Symptom-Checker als erste Orientierungshilfe zu nutzen, betont jedoch: Die endgültige Diagnose sollte immer von Ärztinnen und Ärzten gestellt werden.

Symptom-Checker im Test: Zwei Apps überzeugen
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.