Studie untersucht Qualität der palliativen Versorgung
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Studie untersucht Qualität der palliativen Versorgung

Interessante Details und regionale Unterschiede in der medizinischen Versorgung am Lebensende zeigt eine Datenauswertung, die das Universitätsklinikum Jena in Zusammenarbeit mit der Barmer Ersatzkasse durchgeführt hat.

In den vergangenen Jahren sind die palliativen Versorgungsstrukturen ausgebaut worden. Dazu zählen zusätzliche Palliativstationen in Krankenhäusern, Hospize und ambulante Palliativteams, für die spezielle Zulassungs- und Vergütungsregelungen gelten. Das Universitätsklinikum Jena hat jetzt gemeinsam mit dem Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) die Inanspruchnahme, Qualität und Kosten der verschiedenen Versorgungsformen ausgewertet. Die Fachleute haben ihre Ergebnisse als pallCompare Monitor öffentlich verfügbar gemacht. Er soll Hinweise liefern, um die Palliativversorgung weiter zu verbessern. 

SAPV im Fokus 

Die Anwendung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) hat deutlich zugenommen. Deutschlandweit erhält sie inzwischen mehr als die Hälfte der ambulanten Patientinnen und Patienten. Ursprünglich war die SAPV für schwere Fälle mit komplexen Beschwerden und besonderem Zuwendungsbedarf gedacht. Die Experten und Expertinnen vom Institut für Allgemeinmedizin des Uniklinikums Jena sehen drei mögliche Gründe für die Ausweitung dieser Versorgungsform: 

  • Viele Betroffene äußern aktiv den Wunsch nach SAPV. 
  • Die allgemeinen Versorgungsstrukturen, die von den hausärztlichen Praxen getragen werden, brechen vielerorts weg. 
  • Für die Anbieter ist es finanziell attraktiv, auch leichte Fälle zu betreuen. 

KV Westfalen-Lippe als Vorzeigeregion 

Die Datenanalyse zeigt auch, dass die verschiedenen Formen ambulanter und stationärer Hospiz- und Palliativversorgung regional sehr unterschiedlich in Anspruch genommen werden. Außerdem gibt es große Unterschiede bei der Qualität, den Kosten sowie der Kosteneffektivität der Versorgung. Dabei sticht der Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) positiv hervor, weswegen die Region als Vorbild dienen kann.  

Dort erhalten Menschen in den letzten 30 Lebenstagen die wenigsten belastenden Behandlungen, wie Rettungsdiensteinsätze, Krankenhauseinweisungen, Intensivbehandlungen, Chemotherapien oder künstliche Ernährung – mit einer hohen Kosteneffektivität. In Westfalen-Lippe gibt es eine besondere Struktur, die über einen Versorgungsvertrag geregelt ist. Sie stützt sich auf palliativmedizinische Konsiliardienste, die Hausärztinnen und Hausärzte flexibel unterstützen können – die Trennung von allgemeiner und spezialisierter Palliativversorgung, wie sie in anderen Regionen vorherrscht, wurde bewusst aufgehoben.

Die Daten der Barmer-Versicherten bildeten die Grundlage für die Analyse. Hier geht’s zum pallCompare Monitor

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Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.