Regionale Unterschiede prägen Pflegebedürftigkeit in Deutschland
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Regionale Unterschiede prägen Pflegebedürftigkeit in Deutschland

Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) offenbart deutliche regionale Differenzen im Anstieg der Pflegebedürftigkeit innerhalb Deutschlands.

Im vergangenen Jahr war der Anteil an Pflegebedürftigen in mehreren Landkreisen in den östlichen Bundesländern, Nordrhein-Westfalen, Hessen und dem Saarland am höchsten. In diesen Regionen benötigten zwischen 9,1 und 17,1 Prozent der Versicherten Leistungen der sozialen Pflegeversicherung. Im Kontrast dazu wiesen einige Kreise in Bayern und Baden-Württemberg Quoten von unter 5,7 Prozent auf. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des WIdO ermittelten für das Jahr 2023 einen bundesweiten Durchschnitt von sieben Prozent.  

Dynamik der Pflegebedürftigkeit 

Die Zunahme der Pflegebedürftigen variierte von 2017 bis 2023 in den einzelnen Landkreisen erheblich – zwischen 37,1 und 143,8 Prozent. Bundesweit belief sich der durchschnittliche Anstieg auf 57 Prozent. Diese Entwicklung lässt sich nicht allein durch den demografischen Wandel erklären. In 396 von 400 Kreisen und kreisfreien Städten übertraf die Zahl der Pflegebedürftigen die demografisch erwartete Prognose. Bei einer reinen Fortschreibung der Alterung hätte man lediglich einen Anstieg um 21 Prozent erwartet, nicht aber die beobachteten 57 Prozent.  

Lokale Pflegestrukturplanung als Schlüssel 

Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, schlägt vor, die Pflegestrukturplanung auf kommunaler Ebene zu fördern. Sie plädiert dafür, ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürgern sowie relevante Akteure wie Kranken- und Pflegekassen, den Medizinischen Dienst und lokale Pflegeeinrichtungen einzubeziehen.  

Als vielversprechenden Lösungsansatz hebt Reimann beispielsweise die Idee der Caring Communities hervor. Dieses Konzept zielt darauf ab, lokale Sorgestrukturen zu etablieren und dabei die Rolle der Kommune sowie des Ehrenamts zu stärken. Der Eintritt der Babyboomer-Generation in den Ruhestand eröffnet diesbezüglich aus ihrer Sicht besondere Chancen für die Pflege. 

Ehrenamtliches Engagement 

Eine Verzahnung professioneller Pflege mit ehrenamtlichem Engagement sollte gestärkt werden. Sie nennt konkrete Beispiele wie Unterstützung beim Einkaufen, im Haushalt oder bei gemeinsamen Unternehmungen. Zusätzlich hebt sie die Bedeutung neuer Wohnformen hervor, darunter generationenübergreifende Modelle.  

Eine vom Marktforschungsinstitut Forsa durchgeführte Umfrage zeigt eine breite Zustimmung in der Bevölkerung zu diesem Ansatz: 64 Prozent der befragten Babyboomer können sich vorstellen, ehrenamtlich pflegebedürftige Menschen im Alltag zu unterstützen. 43 Prozent engagieren sich bereits. Die Idee der Caring Communities findet auch aus Versorgungsperspektive großen Anklang: 86 Prozent aller Befragten würden im Falle eigener Pflegebedürftigkeit Unterstützung durch Ehrenamtliche akzeptieren, wenn sie dadurch länger in ihrer gewohnten Umgebung bleiben könnten. 

Regionale Unterschiede prägen Pflegebedürftigkeit in Deutschland