PraxisBarometer 2024: So steht es um die Digitalisierung
Im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hat das IGES Institut eine umfassende Online-Befragung mit mehr als 3.000 Arztpraxen durchgeführt. Das sind die Ergebnisse.
Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte kommunizieren untereinander zunehmend digital. Die Krankenhäuser hingegen versenden ihre Informationen weiterhin hauptsächlich in Papierform, obwohl 72 Prozent der Medizinerinnen und Mediziner digitale Entlassbriefe als sehr nützlich erachten. Der stationäre Sektor muss nun bei der Digitalisierung aufholen. Das ist eine der Erkenntnisse aus dem PraxisBarometer 2024.
Elektronische Patientenakte
Die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte sehen den größten Nutzen der ePA in elektronischen Medikationsplänen sowie digitalen Krankenhaus- und Arztbriefen. Diese Einschätzung stimmt teilweise mit der gesetzlich festgelegten Reihenfolge zur ePA-Befüllung überein. Die Befragten äußern jedoch Bedenken hinsichtlich des zeitlichen Mehraufwands. Eine nutzerfreundliche und effiziente Umsetzung der ePA muss aus ihrer Sicht daher sichergestellt werden.
E-Rezept und eAU
Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) hat sich erfolgreich etabliert. Anfängliche Schwierigkeiten wurden größtenteils behoben, was sich in einer höheren Zufriedenheit der Anwenderinnen und Anwender zeigt. Das elektronische Rezept (E-Rezept) findet ebenfalls breite Verwendung, allerdings stellen etwa 50 Prozent der Praxen parallel noch Papierrezepte auf Muster 16 aus. Hauptgründe dafür sind technische Probleme mit der Telematikinfrastruktur (TI) (62 Prozent) und die fehlende Einsatzmöglichkeit in der Haus- und Heimversorgung (50 Prozent).
Technische Herausforderungen
Die elektronische Signatur verursacht weiterhin erhebliche Zeitverzögerungen. Die Signierdauer hat sich im Vergleich zu den Vorjahren kaum verbessert. Die Unterschiede zwischen den Praxisverwaltungssystemen (PVS) fallen dabei deutlich aus: Beim schnellsten System benötigen 74 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer weniger als 10 Sekunden, beim langsamsten System schaffen dies nur 19 Prozent.
Die Telematikinfrastruktur bereitet den Praxen nach wie vor große Probleme. 73 Prozent der Ärztinnen und Ärzte müssen regelmäßig ihre Kartenlesegeräte oder den Konnektor neu starten. 58 Prozent berichten von Störungen, die den Praxisablauf beeinträchtigen. Die Störungshäufigkeit variiert je nach verwendetem PVS deutlich: Beim stabilsten System melden nur 3 Prozent tägliche Störungen, beim instabilsten hingegen 45 Prozent.
Viele unzufriedene PVS-Anwenderinnen und Anwender scheuen einen Systemwechsel aufgrund des erwarteten Zeitaufwands und der Skepsis gegenüber alternativen Systemen. Praxen, die dennoch gewechselt haben, zeigen sich zufriedener, besonders mit der Hotline-Erreichbarkeit. Die Mehrheit der Wechslerinnen und Wechsler berichtet von einer weitgehend reibungslosen Umstellung, beklagt jedoch den hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung fordert daher vom Gesetzgeber Maßnahmen zum Abbau von Wechselhürden. Die gematik soll durch das GesundheitsDigitalagentur-Gesetz (GDAG) mehr Verantwortung für den Gesamtprozess übernehmen. Neben der Einführung neuer Anwendungen muss sie ausreichend Ressourcen in die Behebung bestehender Probleme investieren und die Vorgaben an die Hersteller hinsichtlich der Systemstabilität kritisch prüfen.