Pflegekammer NRW plant Meldestelle für Gewalt in der Pflege
Pflegefachkräfte werden in verschiedenen Situationen mit verbalen, psychischen und physischen Übergriffen konfrontiert. In Nordrhein-Westfalen soll daher ein Meldesystem entstehen.
Die Zahlen sind erschreckend: 92 Prozent der Pflegefachkräfte aus den Bereichen stationäre Langzeitpflege, Klinik und ambulante Pflege haben innerhalb der vergangenen zwölf Monate mindestens eine Form von Gewalt in ihrem Arbeitsalltag erlebt. Das hat eine Befragung in vier Bundesländern ergeben, die von Mitarbeitenden des unabhängigen Gewaltpräventionsprojekts PEko1 durchgeführt wurde. So teilen sich die Gewalterfahrungen auf:
- 90 Prozent der Befragten waren durch ihre Mitmenschen psychischer Gewalt ausgesetzt.
- 69 Prozent haben körperliche Gewalt-Erfahrungen gemacht.
Gleichzeitig gaben 70 zu, selbst gegenüber Pflegebedürftigen Gewalt angewendet zu haben. An der Spitze steht eine passive Form der Gewalt, nämlich Vernachlässigung (55 Prozent). Kurz dahinter kommt die psychische Gewalt, die jede zweite der befragten Personen nach eigenen Angaben ausgeübt hat.
Anonymität als Mittel gegen die Hemmschwelle
Aus Sicht der Pflegekammer NRW zeigt diese Statistik deutlich den Handlungsbedarf. Ein weiterer Aspekt komme hinzu: Die Pflegekammern dienen als zentrale Anlaufstellen, wenn Fachkräfte ihre Berufspflichten im Pflegebereich verletzen. Doch in mehr als 98 Prozent der Fälle, die sie bearbeiten, kommen die Informationen von den zuständigen Staatsanwaltschaften. Lediglich zwei Prozent werden über Kollegen und Kolleginnen, Pflegebedürftige oder Angehörige an sie herangetragen.
Das soll sich ändern. Die Kammer möchte ein niedrigschwelliges Meldesystem für Gewalt in der Pflege einrichten. Wichtig: Anonyme Angaben werden möglich sein. Das soll die Hemmschwelle senken und gleichzeitig Personen schützen, die beispielsweise Schwierigkeiten im Team vermeiden, aber trotzdem Missstände weitergeben wollen.
Die Pflegekammer NRW sieht ihr Konzept als Leuchtturmprojekt, das als Vorbild für andere Bundesländer gedacht ist. Parallel schlägt die Kammer vor, eine gemeinsame Leitlinie zur Gewaltprävention für den Gesundheitssektor und die Gesundheitsberufe in NRW zu erstellen. Unter anderem sei es unverzichtbar, Führungspersonen im Umgang mit diesem Thema zu schulen.
Quellen:
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