Pflegeheime schließen, in Kliniken fehlt Personal
Zu Jahresbeginn zeigen verschiedene Erhebungen die aktuelle Situation der Pflege in Einrichtungen und ambulanten Diensten. Fachleute befürchten, dass die Versorgung Pflegebedürftiger bald gefährdet sein könnte.
Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) hat eine „Deutschlandkarte Heimsterben“ veröffentlicht. Demnach sind mehr als 800 Einrichtungen oder Altenpflege-Dienste im vergangenen Jahr geschlossen worden oder mussten Insolvenz anmelden. Faktisch könnte die Zahl noch höher liegen, da der AGVP für seine Erhebung lediglich Medienberichte ausgewertet hat. Die Leistungsträger, die ihr Angebot eingestellt haben, ohne dass es in einer Zeitung vermeldet wurde, sind in der Statistik dementsprechend nicht erfasst. Das dürfte insbesondere kleinere Betriebe und ambulante Dienste betreffen.
Wie viele Leistungsträger im gleichen Zeitraum neu gestartet sind, ist nicht bekannt. Unterm Strich geht der Verband jedoch davon aus, dass die Versorgungssicherheit gefährdet sei, wenn die hohe Zahl an Schließungen anhalte.
Der Pflegeheim-Rating-Report hatte vor wenigen Wochen noch von einer leichten Verbesserung der Situation gesprochen. Allerdings greift er auf ältere Daten zurück.
Personalmangel in Kliniken
In Kliniken sieht es nicht viel besser aus. Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) beschreibt einen eklatanten Personalmangel: In 94 Prozent der Krankenhäuser fehlen Pflegefachkräfte – im Durchschnitt sind acht Prozent der Vollzeitstellen unbesetzt. Noch knapper ist vielerorts die Besetzung auf den Intensivstationen. Für zwölf Prozent der Vollzeitstellen fehlt im Durchschnitt das Personal. Betroffen sind davon etwa drei Viertel der Kliniken.
In 86 Prozent der befragten Kliniken gehen die Personalverantwortlichen außerdem davon aus, dass sich die Lücke in den kommenden drei Jahren weiter vergrößern wird. Denn während auf der einen Seite geeignete Bewerber und Bewerberinnen fehlen, starten auf der anderen Seite viele erfahrene Kräfte in die Rente.
Herausforderungen durch demografische Entwicklung
Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) weist zudem auf das wachsende demografische Problem hin. Der Verband hat in einer Studie errechnet, dass noch vor dem Jahr 2030 der Punkt erreicht sein wird, an dem die Zahl der neuen Auszubildenden in der Pflege niedriger ist als die Zahl der Kollegen und Kolleginnen, die aus Altersgründen ausscheiden. Gleichzeitig wächst die Gruppe der Pflegebedürftigen, weil die Menschen immer älter werden.