Pflegebauernhof gewinnt Deutschen Demografiepreis
Ein Bauernhof im Westerwald ist Heimat für Seniorinnen und Senioren und dafür offiziell ausgezeichnet worden. Warum ist das Konzept auch für Pflegefachpersonen so attraktiv?
Pflegenotstand? Für den Landwirt Guido Pusch ist das ein Fremdwort. „Wir haben eine Warteliste für Pflegekräfte.“ Jeden Monat gehen bei ihm Initiativbewerbungen ein. Aber was verbirgt sich hinter dem Konzept? Gemeinschaft, Tiere, Mithilfe – das sind die Grundpfeiler des Pflegebauernhofs. Eine 24-Stunden-Betreuung inklusive.
Familiäre Atmosphäre statt Zeitdruck
Pusch hat in Marienrachdorf im Westerwald einen Bauernhof, der seit mehr als 250 Jahren in Familienbesitz ist. Es wurde allerdings immer schwieriger, den Hof wirtschaftlich zu betreiben. Aus der Not entstand die Idee für den Pflegebauernhof. Jetzt gibt es hier Platz für knapp 30 Seniorinnen und Senioren, die in einer Wohngemeinschaft zusammenleben, betreut von ähnlich vielen Pflegekräften. Die Idee: Die alten Menschen bringen ihre Stärken ein und machen das, was ihnen Freude bereitet. Die einen kochen, die anderen kümmern sich um die Tiere. Niemand ist allein oder sich selbst überlassen.
Von der familiären Atmosphäre profitieren auch die Pflegekräfte. Pflege-Aufgaben unter Zeitdruck gibt es hier nicht, dafür viel Zeit für die Senioren. Abgerechnet wird ihre Arbeit als ambulante Pflege über die Krankenkasse.
Netzwerk soll für mehr Pflegebauernhöfe sorgen
Der Pflegebauernhof soll kein Einzelfall bleiben. Familie Pusch hat die Idee weiterentwickelt und ein Pflegebauernhof-Netzwerk aufgebaut. Für Landwirte, deren Höfe sich allein nicht mehr wirtschaftlich betreiben lassen, ist das eine gute Alternative. Das fand auch die Jury des Deutschen Demografiepreises und zeichnete das Konzept aus. Die Begründung: „Uns hat die Verbindung von zwei Branchen fasziniert, die beide große Probleme haben: Wir brauchen Pflegekräfte, und viele landwirtschaftliche Betriebe stehen vor dem Aus, weil die Nachfolge fehlt. Beides unter dem Demografieaspekt zusammenzubringen, hat uns überzeugt.“
Für Pflegefachpersonen könnte das eine interessante berufliche Alternative sein, mit einem vermutlich wachsenden Bedarf.