Patientenlotsen: Erste Modellprojekte sind abgeschlossen
Patientenlotsen etablieren sich als neues Berufsbild. Sie sollen vor allem Menschen mit erhöhtem Versorgungsbedarf unterstützen.
Patientenlotsen sind speziell geschulte Fachkräfte, die Patienten und Patientinnen mit komplexen Versorgungsbedarfen durch das oft unübersichtliche Gesundheitssystem navigieren. Weitere verwendete Begriffe für diese Berufsgruppe sind Gesundheitslotsen, Case Manager oder Care Manager. Bundesweit sind in den vergangenen Monaten zahlreiche Modellprojekte ausgewertet worden. Sie haben ein positives Bild ergeben.
Das sind die wichtigsten Aufgaben der Patientenlotsen
- Erfassung der individuellen Bedarfe der Patienten und Patientinnen
- Erstellung eines passenden Versorgungsplans in Abstimmung mit Ärzten und Ärztinnen sowie gegebenenfalls den Angehörigen
- Organisation und Koordination der erforderlichen Leistungen über die Sektorengrenzen hinweg (zum Beispiel Termine in Arztpraxen, ambulante Pflegedienste, Haushaltshilfen)
- kontinuierliche Begleitung, Beratung und Schulung der Patienten und Patientinnen, auch im häuslichen Umfeld
- Sicherstellung des Informationsflusses zwischen allen Beteiligten
Der Kontakt erfolgt persönlich, telefonisch, telemedizinisch oder per Hausbesuch. Typischerweise stellen Hausärzte und Hausärztinnen den Unterstützungsbedarf fest und beauftragen die Lotsen. Diese übernehmen dann administrative und organisatorische Aufgaben, damit sich das medizinische Personal auf seine Kernkompetenzen konzentrieren kann.
Positive Effekte durch den Einsatz von Patientenlotsen
In zahlreichen Modellprojekten wurde in den vergangenen Jahren der Einsatz von Patientenlotsen für verschiedene Krankheitsbilder erprobt, etwa für Schlaganfall, Demenz und Krebs. Die Ergebnisse sind vielversprechend:
- Patienten und Patientinnen sind zufriedener und fühlen sich besser versorgt.
- Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Lebensqualität von chronisch Kranken erhöht und ein Teil der Krankenhausaufenthalte vermieden werden kann.
- Beteiligte Ärzte und Ärztinnen geben an, dass Patientenlotsen zur Entlastung der Praxen beitragen. Außerdem intensivere diese Berufsgruppe die Kommunikation – Informationen aus dem häuslichen Umfeld der Patienten und Patientinnen kämen vermehrt in der Praxis an. Diese seien zum Teil wichtig für die Behandlung.
- Krankenhäuser profitieren von einem optimierten Übergangsmanagement. Im Detail heißt das: Der Datenfluss zwischen den Sektoren funktioniert dank der Lotsen besser. Außerdem helfen sie den Betroffenen vielfach bei der Organisation von Leistungen (beispielsweise Kurzzeitpflege oder häusliche Unterstützung nach einem Klinikaufenthalt).
Patientenlotsen als Standard-Baustein des Gesundheitssystems
Die Erfahrungen mit dieser neuen Berufsgruppe sind so gut, dass die Modellprojekte an vielen Standorten bereits in dauerhafte Angebote umgewandelt wurden. Die Finanzierung erfolgt in der Regel durch Landes- oder Krankenkassenmittel. Für eine flächendeckende und nachhaltige Verankerung im Gesundheitssystem werden nach Ansicht von Experten und Expertinnen jedoch einheitliche Rahmenbedingungen benötigt:
- eine gesetzliche Grundlage mit einer klaren Definition von Zielgruppen, Aufgaben und Qualitätsanforderungen der Patientenlotsen
- Regelungen in Bezug auf den Zugang zur Lotsenleistung, der Dauer und dem genauen Umfang
- verbindliche Standards für die benötigte Qualifikation der Patientenlotsen
- Sicherstellung von Neutralität und Datenschutz
- Klärung der organisatorischen Anbindung und Vergütung
Als Finanzierungsmodell favorisieren Fachleute überwiegend ein Modell, wonach die Krankenkassen die Kosten als Leistung der GKV tragen, eventuell unter Beteiligung der Pflegeversicherung. Ärzte und Ärztinnen könnten die Lotsenbetreuung dann für ausgewählte Patientengruppen verordnen.
Quellen:
Wöchentliche Neuigkeiten für den Praxisalltag