Neues Pflichtmodul zum Thema Gewalt
Bremen führt ein neues Unterrichtsmodul ein, das angehende Pflegekräfte im Umgang mit Gewaltopfern schult und dafür sensibilisieren soll, Auffälligkeiten zu erkennen.
Geschlechtsspezifische Gewalt stellt ein massives Gesundheitsrisiko dar. Statistiken zeigen die Dimensionen: Jede dritte Frau erlebt mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt, wobei jeder vierter Fall in der Partnerschaft oder durch ehemalige Beziehungspartner zustande kommt.
Schulungen für Pflegekräfte
Das Land Bremen hat daher eine Strategie zur Bekämpfung und Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt entwickelt. Das neue Pflichtmodul in der Pflegeausbildung umfasst mindestens zehn Unterrichtsstunden und trägt den Titel „Sie haben doch gar keine Ahnung!“. Das Programm deckt verschiedene Gewaltformen ab, darunter häusliche und sexualisierte Gewalt. Außerdem vermittelt es konkrete Handlungsstrategien für sensible Betreuungssituationen. Vorgesehen sind unter anderem praxisnahe Fallbeispiele sowie interaktive Lerneinheiten.
Die Unterrichtseinheit basiert auf den Richtlinien der sogenannten Istanbul-Konvention. Diese Völkerrechtskonvention wurde vor mehr als zehn Jahren beschlossen, um Gewalt gegen Frauen einzudämmen. Die Schulungen in Bremen zielen darauf ab, angehende Pflegekräfte zu befähigen, Gewaltbetroffene zu erkennen und professionell zu unterstützen. In speziellen Einheiten reflektieren die Auszubildenden ihre Wahrnehmungen. Dabei geht es auch darum, Vorurteile kritisch zu hinterfragen und ein tieferes Verständnis für die komplexen Dynamiken von Gewalt zu entwickeln.
Umsetzung des Moduls
Das Bremer Zentrum für Pflegebildung hat das Modul gestaltet und integrierte es bereits in bestehende Kurse. Ab Herbst 2025 wird es verbindlicher Bestandteil aller neuen Ausbildungsgänge sein.
Zur erfolgreichen Implementierung fand im Mai 2024 ein spezieller Fachtag für Lehrkräfte statt. Dabei entstand ein Handlungsleitfaden in Form einer Kitteltaschenbroschüre. Das Lehrmaterial steht zudem allen Fort- und Weiterbildungsanbietern zur Verfügung, um auch bereits ausgebildete Pflegekräfte zu sensibilisieren und weiterzubilden. Zusätzliche Fortbildungsangebote sollen eine nachhaltige Verankerung des Themas im Pflegealltag sicherstellen.