Mounjaro: Gefälschte Rezepte im Umlauf
Die Zahl gefälschter Arzneimittelverordnungen nimmt zu. Aktuell betrifft das vor allem Diabetes-Medikamente, die auch zum Abnehmen verwendet werden können. Wir haben Tipps für Apotheken-Teams zusammengestellt.
Der Betrug mit gefälschten Rezepten hat sich zu einem bundesweiten Problem entwickelt, wobei Bayern besonders stark betroffen ist. Das Münchner Polizeipräsidium warnt aktuell vor einer osteuropäischen, russischsprachigen Tätergruppe, die systematisch vorgeht. Die Betrüger und Betrügerinnen bestellen telefonisch Medikamente auf Deutsch vor und holen diese später mit gefälschten Verordnungen ab, wobei sie sich untereinander oft auf Russisch verständigen.
Die erschlichenen Arzneimittel verkaufen die Kriminellen anschließend auf dem Schwarzmarkt. Dies führt einerseits zu erheblichen finanziellen Einbußen, weil die Krankenkassen die Kosten nicht erstatten – Apotheken müssen mit einer Nullretaxation rechnen. Gleichzeitig gefährden die Wirkstoffe die Gesundheit der Menschen, die diese Medikamente ohne ärztliche Begleitung einnehmen. Risiken werden von den Verkäufern und Verkäuferinnen in der Regel verharmlost.
Die AOK Niedersachsen meldete allein seit Anfang des Jahres etwa 2.800 Fälschungsfälle, die einen finanziellen Schaden von ungefähr 880.000 Euro verursacht haben. Zunächst standen die Diabetes-Medikamente Ozempic und Trulicity im Fokus. Inzwischen hat sich der Schwerpunkt auf das besonders kostspielige Präparat Mounjaro verlagert.
Erkennungsmerkmale für gefälschte Rezepte
Apothekenteams sollten auf folgende Anzeichen achten:
- Erfundene Namen, häufig mit russischem Klang
- nicht übereinstimmende Versichertennummern
- manipulierte oder fehlerhafte Praxisstempel
- falsche Wohnortprinzip-Angaben (WOP)
- Verordnungen von bundesweit existierenden Arztpraxen, die jedoch an anderen Orten in Apotheken eingelöst werden
- Privatrezepte trotz möglicher Erstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung
- unvollständige Rezeptangaben
Die Betrügerinnen und Betrüger legen ihre Fälschungen bevorzugt mittwochnachmittags, samstags oder an Feiertagen vor, wenn die Apothekenteams keine Rücksprache mit Ärztinnen und Ärzten halten können. Zudem versuchen sie, die Rezepte während der Stoßzeiten einzulösen, um den Zeitdruck für das Apothekenpersonal zu erhöhen.
Achtung bei diesen Medikamenten
Neben Diabetes-Präparaten gilt erhöhte Aufmerksamkeit bei folgenden Medikamentengruppen:
- Benzodiazepine wie Alprazolam und Diazepam sowie ähnliche Substanzen wie Zolpidem
- starke Schmerzmittel, darunter Fentanyl, Oxycodon und Tramadol
- Psychopharmaka und Antidepressiva wie Amitriptylin und Fluoxetin
- Wirkstoffe, die in der Bodybuilder-Szene missbraucht werden, beispielsweise Testosteron und Clenbuterol
Verhalten im Verdachtsfall
Die Polizei empfiehlt Apothekenteams konkrete Vorsichtsmaßnahmen. Sie sollten bei telefonischen Vorbestellungen eine Vorabübersendung des Rezepts per E-Mail oder Fax verlangen. Die Täterinnen und Täter lehnen dies meist ab, da sie fürchten, dass die Fälschung entdeckt wird.
Wenn verdächtige Personen die Apotheke betreten, rät die Polizei dazu, gefälschte Rezepte einzubehalten und unauffällig den Notruf 110 zu wählen. Nach Möglichkeit versucht das Apothekenpersonal, die Kundinnen und Kunden in ein Gespräch zu verwickeln, bis die Einsatzkräfte eintreffen. Sichern Sie zudem eventuelle Videoaufzeichnungen sowie Telefonnummern, über die Verdächtige Medikamente vorbestellt haben.
Quellen:
Alles über Retaxationen in der Apotheke:
Retaxierung in der Apotheke