Mehr Männer in die Pflege und eine bessere Versorgung
In den Pflege- und Betreuungsberufen arbeiten deutlich mehr Frauen als Männer. Die EU-Kommission will das jetzt ändern – von den Ideen sollen alle Beschäftigten profitieren und natürlich auch die Patientinnen und Patienten.
Der Mangel an Pflege- und Betreuungskräften ist in vielen Bereichen deutlich spürbar. Eine Entspannung der Situation scheint nicht in Sicht – im Gegenteil. Die Europäische Kommission hat deshalb jetzt ihre Strategie für Pflege und Betreuung vorgestellt. Hochwertige, bezahlbare und leicht zugängliche Pflege- und Betreuungsdienste sind das Ziel. Die Situation soll sich verbessern: fürs Fachpersonal und für die Pflegebedürftigen. Was steckt dahinter?
Herzstück der europäischen Strategie: bessere Arbeitsbedingungen
Frauen erledigen derzeit 90 Prozent der professionellen Pflege und Betreuung. Mit ihrer neuen Strategie will die EU den Beruf nun attraktiver machen – und das auch für Männer. Sie empfiehlt allen Mitgliedstaaten deshalb unter anderem:
- Sie sollten Tarifverhandlungen und den sozialen Dialog fördern. Dadurch sollen die Löhne schneller steigen und sich die Arbeitsbedingungen verbessern.
- Die EU-Staaten sollen dafür sorgen, dass höchste Standards für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten gelten – und dass diese auch eingehalten werden.
- Sie sollen Weiterbildungsangebote für Pflege- und Betreuungskräfte entwickeln.
- Ein ganz wichtiges Ziel müsse es zudem sein, Geschlechterstereotypen im Bereich Betreuung und Pflege zu bekämpfen und entsprechende Kampagnen durchzuführen.
Nächste Schritte auf EU-Ebene
Das klingt nach guten Zielen, aber was trägt die EU dazu bei, dass ihre Strategie auch umgesetzt wird? In den kommenden Monaten übernimmt die EU-Kommission dafür einige Aufgaben, und zwar:
- Sie prüft, ob es Sinn macht, einen neuen sektoralen sozialen Dialog für Sozialdienstleistungen auf EU-Ebene einzuführen. Hinter diesem sperrigen Begriff verbergen sich Ausschüsse, in denen Arbeitnehmer und Arbeitgeber an einem Tisch sitzen und beispielsweise Konzepte und Strategien entwickeln oder beurteilen.
- Sie möchte Kompetenzpartnerschaften für die Langzeitpflege fördern.
- Die EU-Kommission will verschiedene Projekte und Forschungsvorhaben finanzieren, um die Arbeit im Betreuungs- und Pflegesektor zu bewerten. Daraus können später Strategien für die Weiterentwicklung abgeleitet werden.
- Die Anwendung der EU-Standards für die Arbeitsbedingungen sollen überprüft werden. Hält jedes Land die Standards ein?
- Ein wichtiger Punkt sind außerdem Pflegekräfte für die Langzeitpflege aus Nicht-EU-Ländern. Die EU plant eine Bestandsaufnahme: Wie sehen die Zulassungsbedingungen aktuell aus? Welche Rechte erhalten die Langzeitpflegekräfte? Und welche Möglichkeiten könnte es geben, um zusätzliche Pflegekräfte anzuziehen?
Wann es dank dieser Ansätze zu den ersten konkreten Änderungen in der Praxis kommt, ist allerdings noch unklar.