Medizinische Fachkräfte ergänzen hausärztliche Versorgung
Ein Beispiel aus Norddeutschland könnte Schule machen: Ärzte und Ärztinnen delegieren Leistungen an spezialisierte Nichtärztliche Praxisassistenten (NäPas) und Physician Assistants (PA).
Im Emsland gehen drei Hausärzte einen neuen Weg, um die medizinische Versorgung in der ländlichen Region zu verbessern: Sie binden NäPas und PAs stärker ein – auf diese Weise versorgen sie gemeinsam mehr als 10.000 Patienten und Patientinnen.
Entlastung durch Weiterbildung
In dem Pilotprojekt setzen die Ärzte auf ein qualifiziertes Team: Zwei Mitarbeiterinnen haben eine Weiterbildung zur NäPa abgeschlossen und übernehmen pro Quartal insgesamt etwa 1.500 Hausbesuche. Andere Praxisassistentinnen haben eine Weiterbildung im Fachmodul „Heilkundliche Tätigkeiten“ absolviert und tragen ebenfalls zur Entlastung der Ärzte bei. Ihnen arbeiten außerdem mehrere PAs mit abgeschlossenem Bachelor-Studium zu. Sie sind zum Beispiel dafür zuständig, den Kontakt zu Spezialistinnen und Spezialisten herzustellen. Mithilfe digitaler Werkzeuge unterstützen sie sogar bei der Diagnostik – etwa bei der Hautkrebsvorsorge.
Haut-Check mit KI
Hautkrebsvorsorge ganz ohne Dermatologen und Dermatologinnen? So funktioniert sie im Emsland: Ein Physician Assistent führt standardisierte Anamnesegespräche durch, erfasst Hauttyp und Risikofaktoren und fotografiert Hautveränderungen. Eine spezielle Software mit integrierter Künstlicher Intelligenz (KI) unterstützt ihn anschließend bei der Analyse der Muttermale. Nur bei Handlungsbedarf schickt der PA Patientinnen und Patienten zu einem Dermatologen oder einer Dermatologin – wenn möglich, telemedizinisch. Die Wartezeit auf einen Hautarzt-Termin beträgt in der ländlichen Region sonst fast ein Jahr.
Enge Facharzt-Kooperationen durch Telemedizin
Über extra eingerichtete Telekonsillen beraten Expertinnen und Experten von Universitätskliniken die drei Hausärzte und ihre Teams. Neurologisch spezialisierte PAs überwachen beispielsweise Menschen mit Multipler Sklerose. Die Kliniken erhalten jedes Quartal die Untersuchungsergebnisse und können den Therapieverlauf beurteilen sowie bei Bedarf die Behandlung anpassen. Persönlich sieht ein Facharzt oder eine Fachärztin die Erkrankten in der Regel nur noch einmal im Jahr. Die Kooperation entlastet die Facharztpraxen und erspart auch den Patientinnen und Patienten lange Wege.
Karrierechance für MFA
Der Ärztemangel wird vor allem auf dem Land zunehmen. Das Projekt im Emsland zeigt, welche Chancen damit für Sie als MFA verbunden sind: Sie übernehmen mehr Verantwortung steigen in eine andere Gehaltsstufe auf. Als MFA können Sie sich durch Weiterbildungen etwa zur Versorgungsassistenz in der Hausarztpraxis (VERAH) oder zur Nichtärztlichen Praxisassistenz (NäPa) qualifizieren oder in einem Vollzeit- oder berufsbegleitendem Studium als Medizinische Assistenz oder im Gesundheitsmanagement spezialisieren.