Künstliche Intelligenz gegen Abrechnungsbetrug
Papierberge mit handschriftlichen Notizen prüfen? Das soll jetzt eine Software übernehmen, die gerade als Demo-Version getestet wird. Sie könnte Polizei und Staatsanwaltschaft künftig dabei helfen, Abrechnungsbetrug aufzudecken.
Abrechnungsbetrug ist ein großes Problem, da „schwarze Schafe“ die Kosten in die Höhe treiben und damit der gesamten ambulanten Pflegebranche schaden. Der GKV-Spitzenverband nennt allein für den Zeitraum 2020/2021 einen Gesamtschaden in Höhe von 131.9 Millionen Euro – 29,6 Millionen Euro davon entfallen auf die häusliche Krankenpflege.
Bisher war es allerdings schwer, Abrechnungsbetrug aufzudecken. Denn jeder Pflegedienst hat seine eigenen Papierdokumente. Diese sind jeweils individuell aufgebaut, liegt meist nicht digital vor und werden häufig durch handschriftliche Notizen ergänzt. Entsprechend aufwendig ist es, sie zu prüfen. Das soll sich jetzt ändern. Grundlage ist eine Software, die das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM entwickelt hat. Die Demo-Version ist jetzt fertig.
Software kann Handschriften lesen
Zweieinhalb Jahre haben die Fachleute für das Forschungsprojekt „Pflegeforensik“ gebraucht. Herausgekommen ist dabei eine Software, die Dokumente von Pflegediensten, etwa Leistungsnachweise oder Tourenpläne, digitalisieren und automatisch miteinander vergleichen kann. Auch Handschriften kann das Programm erkennen. Das funktioniert durch eine Kombination von Bildverarbeitungsprogramme und modernen Verfahren des sogenannten Deep Learnings, also Künstlicher Intelligenz.
Praktisch heißt das: In der Software gibt es Algorithmen, die mit jeder Information dazulernen. Ihnen haben die Forschenden unzählige Datensätze gezeigt. Jetzt sind die Algorithmen in der Lage, Auffälligkeiten aufzuspüren. Spezialisierte Beamte der Polizei haben dann die Aufgabe, sich diese auffälligen Abrechnungen genauer anzuschauen und weiter zu ermitteln. Die Software hilft ihnen also bei der Vorauswahl.