Hinweise erkennen – Neue Broschüre zum medizinischen Kinderschutz
Es gibt eine neue Broschüre für Arztpraxen. Sie soll dem Thema helfen, Anzeichen für Misshandlungen oder Vernachlässigungen bei Kindern zu erkennen. Außerdem enthält sie einen Leitfaden, wie das medizinische Personal in solch einem Fall vorgehen sollte.
Zusammengestellt wurde die Broschüre vom Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein (IQN). Sie richtet sich in erster Linie an Arztpraxen, aber auch an Kliniken und andere Einrichtungen, die mit entsprechenden Situationen konfrontiert sein könnten. Denn laut IQN spielt das medizinische Fachpersonal eine wichtige Rolle, wenn es darum geht Fälle von Kindeswohlgefährdung oder konkrete Misshandlungen aufzudecken.
Einfach ist das allerdings nicht. Auf der einen Seite sind Anzeichen oft subtil und können im hektischen Alltag schnell übersehen werden. Auf der anderen Seite gibt es für manch einen vermeintlichen Hinweis tatsächlich eine harmlose Erklärung. Die Broschüre ist daher sehr praxisnah ausgerichtet. Sie zeigt zum Beispiel auf, in welchen Körperbereichen Hämatome bei Kindern oftmals durch das Hinfallen beim Spielen entstehen – und wo sie untypisch und deswegen auffällig sind.
Weitere Beispiele für Auffälligkeiten bei Kindern
Der geschilderte Unfallhergang passt nicht zu den Verletzungen.
Verletzungen sehen ungewöhnlich aus und weisen zum Beispiel ein Muster oder eine abgegrenzte Form auf.
Verletzung sind nicht altersgemäß – Säuglinge haben beispielsweise noch keine blauen Flecken von Stürzen.
Der Pflege- oder Ernährungszustand des Kindes ist mangelhaft. Dazu zählt auch extremes Übergewicht.
Das Kind verhält sich ungewöhnlich und ist zum Beispiel distanzlos oder sehr aggressiv.
Von den Eltern auf die Kinder schließen
Verletzungen bei Kindern führen recht schnell zu einer erhöhten Aufmerksamkeit des Praxispersonals. Anders sieht es oftmals aus, wenn die Eltern Probleme haben. Das heißt schließlich nicht, dass sie sich nicht sorgsam und liebevoll um ihre Kinder kümmern. Dennoch sollten unter anderem diese Faktoren dazu führen, dass Fachkräfte verstärkt nachfragen und hinschauen:
Die Eltern sprechen von Problemen, etwa Beziehungskonflikten, oder schildern ihre Überforderung.
Es gibt psychische Auffälligkeiten bei einem Elternteil. Neben Erkrankungen können das beispielsweise eine hohe Gewaltbereitschaft oder fehlendes Bindungsvermögen sein.
Konsumieren die Eltern Drogen oder zu viel Alkohol gilt es ebenfalls, gut auf die Kinder zu achten.
Schwierige äußere Umstände, etwa Armut, Arbeitslosigkeit, Mehrlingsgeburten oder sehr frühe Elternschaft, können schneller zu einer Überforderung führen.
Besonders auffällig ist es, wenn Eltern die Hinweise des Arztes oder der Ärztin nicht umsetzen, also das Kind nicht richtig versorgen, Medikamente nicht verabreichen oder immer wieder U-Untersuchungen sowie Behandlungstermine versäumen. Ein Warnsignal ist oftmals „Ärztehopping“, also der häufige Wechsel der Arztpraxis.
Die Autoren und Autorinnen der Broschüre führen weitere Beispiele auf und haben einen ausführlichen Handlungsleitfaden zusammengestellt. Er reicht von Tipps bei ersten Verdachtsmomenten bis hin zu einer detaillierten Anleitung, falls die Dokumentation von Verletzungen notwendig sein sollte.
Hier können Sie die vollständige Broschüre zum medizinischen Kinderschutz herunterladen.