Häusliche Pflege wird zu wenig vermittelt
 - Pflegekräfte

Häusliche Pflege wird zu wenig vermittelt

Ein Forschungsprojekt hat Lücken in der Ausbildung von Pflegekräften aufgedeckt: Die ambulante Versorgung spielt in Lehre und Studium eine zu geringe Rolle.

Eine Untersuchung des unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstituts für Infrastruktur- und Gesundheitsfragen (IGES) deckt erhebliche Defizite bei der Ausbildung von Pflegefachkräften im Bereich der ambulanten Pflege auf. Die Analyse erstreckt sich über Berufsschulen und Hochschulen und zeigt, dass die häusliche Pflege in den Lehrplänen stark unterrepräsentiert ist. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hatte die Studie in Auftrag gegeben. 

Zentrale Studienergebnisse 

Die Forschenden haben acht Landeslehrpläne überprüft – in den übrigen Bundesländern liegen keine Pläne vor. Davon thematisieren drei die ambulante Pflege nicht in relevanter Form. Positivbeispiele waren Bayern, Bremen, Hamburg, Thüringen und Sachsen. Zusätzlich sahen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen fast 50 Modulhandbüchern aus etwa 70 Pflegestudiengängen durch, wovon nur zehn eine detaillierte Beschreibung der häuslichen Pflege enthielten. Parallel startete das Team eine Online-Befragung unter Fachleuten. Diese kritisieren die mangelhafte Ausbildungssituation und fordern mehr praxisnahe Lerninhalte. 

Zudem identifizierten sie konkrete Themenbereiche, die aus ihrer Sicht stärker in den Fokus rücken müssen. Dazu zählen die besonderen Anforderungen der Arbeit in privaten Haushalten, wo Pflegefachkräfte als Gäste agieren. Auch hygienische Aspekte, ergonomisches Arbeiten und der Umgang mit Notfällen bedürfen intensiverer Betrachtung. Die Forschenden betonen zudem die Bedeutung methodischer Kompetenzen wie selbstständiges Lernen und digitale Fähigkeiten.  

Zukunftsperspektiven 

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen selbst zu Verbesserungen beitragen: Sie entwickeln neue Lernsituationen für die berufliche und akademische Ausbildung. In Praxisworkshops erarbeiten sie gemeinsam mit Vertretenden aus Hochschulen, Pflegeschulen und ambulanten Diensten innovative Lehrkonzepte. Die praktische Erprobung dieser neuen Lehreinheiten beginnt Anfang 2026. Auf diese Weise wollen die Beteiligten mehr Nachwuchskräfte für die ambulante Pflege begeistern und langfristig in diesem Bereich halten. 

Häusliche Pflege wird zu wenig vermittelt