Gibt es bald eine neue Membran für die Wundheilung?
Forschende haben eine Membran vorgestellt, die natürliche Faserstrukturen nachbildet und vollständig biologisch abbaubar ist. Sie könnte die Versorgung chronischer Wunden deutlich verbessern. Was steckt dahinter?
Basis für die neue Membran ist ein spezielles Faservlies, was für die Behandlung chronischer Wunden bereits zugelassen ist. Auf dem Markt ist es aber noch nicht erhältlich, denn die Forschenden (von zwei Fraunhofer-Instituten) wollen es zunächst weiterentwickeln. Jetzt ist es ihnen gelungen, das Vlies über ein elektronisches Verfahren zu einem extrem dünnen Faden zu spinnen und zu einer feinen Membran zu verweben. Nach Angabe des Teams bildet die neue Membran Faserstrukturen nach, die im Bindegewebe vorkommen. Deswegen werde sie vom Körper sehr gut angenommen. Sie verursacht keine Fremdkörperreaktionen und keine inneren Vernarbungen.
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben ihren Prototyp bereits getestet und nachgewiesen, dass er die Zellen nicht vom Wachstum abhält. Nach etwa sechs bis acht Wochen löst sich die Membran auf, ohne dem körpereigenen Gewebe zu schaden.
Eigenschaften lassen sich an die Art der Wunde anpassen
Eine Besonderheit besteht darin, dass sich die Faserstruktur individuell anpassen lässt, wodurch sich auch die Eigenschaften der Membran verändern: Wenn das Vlies dazu dienen soll, postoperative Verwachsungen und Narbenbildung zu vermeiden, wählen die Experten und Expertinnen einen sehr dünnen Faserdurchmesser mit ebenso dünnen Maschen. Dann gelangen nur Nährstoffe durch das Faservlies, aber keine Bindegewebszellen. Das Risiko für Verwachsungen ist entsprechend geringer. Ist der Faserdurchmesser hingegen größer, wachsen die Zellen in das Fasergeflecht ein, vermehren sich dort und wirken regenerierend auf das umliegende Gewebe.
Membran ermöglicht Nährstofftransport
Zusätzlich ist es übrigens möglich, Wirkstoffe in die Membran zu integrieren. Während sich das Vlies im Laufe der Zeit zersetzt, werden die Wirkstoffe freigesetzt. Nach einigen Wochen hat sich die Membran zur wasserlöslichen Form von Kieselsäure zersetzt. Diese Substanz kommt im Körper ohnehin vor, gilt also als unkritisch. Und nicht nur das: Sie stimuliert den Aufbau von Bindegewebe, könnte die Wundheilung also weiter fördern. Ob die aufgelöste Membran entsprechende Effekte hat, ist aber noch nicht nachgewiesen.