Diabetes: Videospiel erkennt Sturzrisiken
 - Arztpraxis, Pflegekräfte

Diabetes: Videospiel erkennt Sturzrisiken

Forschende haben ein intelligentes Videospiel mit Sensoreinlegesohlen entwickelt, das Spaß macht und Sturzgefahren bei älteren Menschen mit Diabetes analysiert.

Stürze bei älteren Menschen zählen zu den häufigsten Gründen für Verletzungen und Krankenhausaufenthalte. Insbesondere Diabetikerinnen und Diabetiker sind einer hohen Gefahr ausgesetzt, da Nervenschäden, Gleichgewichtsstörungen und nachlassende Muskelkraft als typische Begleiterscheinungen der Erkrankung gelten. 

Diabetesbedingte Nervenschäden und eine verminderte Durchblutung vergrößern aber nicht nur die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall, sondern beeinträchtigen auch die Wundheilung. Stürze führen daher oftmals zu chronischen Wunden, welche die Lebensqualität der Betroffenen vermindern. 

Umso wichtiger ist es, das individuelle Sturzrisiko früh zu bestimmen. Ein Forschungsteam an der Universitätsklinik Magdeburg hat dafür ein neuartiges Videospiel konzipiert. In Kombination mit speziellen Sensoreinlegesohlen analysiert das System Bewegungsmuster und Druckverteilungen der Fußmuskulatur. 

So funktioniert die Technik 

Die Teilnehmenden spielen vier unterschiedliche Videospiele, die Fähigkeiten wie Geschicklichkeit, Reaktionszeit, Wahrnehmung, Ausdauer, Gleichgewichtssinn und Muskelkraft erfordern. Während der Spielsitzungen im Sitzen und Stehen erfassen Sensoreinlegesohlen detaillierte Bewegungs- und Druckdaten. Mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) werden diese Daten ausgewertet.  

Eine Studie mit 152 älteren Erwachsenen mit Diabetes ergab eine Vorhersagegenauigkeit für das Sturzrisiko von 82,8 Prozent im Sitzmodus und 88,6 Prozent im Stehmodus. Damit übertrifft die Anwendung die Treffsicherheit konventioneller Methoden, die bei etwa 50 Prozent liegt, deutlich. Die Teilnehmenden beschrieben das Spiel zudem als unterhaltsam und motivierend. 

Was versprechen sich die Forschenden von ihrer Entwicklung? 

Das neue System hat das Potenzial, ältere Erwachsene, Angehörige und Pflegekräfte im Alltag zu unterstützen. Denn diese können gezielt vorbeugende Maßnahmen ergreifen, sobald ein erhöhtes Sturzrisiko bekannt ist. Dazu zählen beispielsweise angepasste Medikamentendosen, eine bessere Beleuchtung sowie das Beseitigen von Stolperfallen im Haushalt.  

Die Forschenden arbeiten aktuell daran, das Videospiel weiter zu verbessern und bereiten es für eine Zertifizierung vor. Im Anschluss wäre ein Einsatz der Technologie beispielsweise in Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen oder Reha-Zentren denkbar. 

Diabetes: Videospiel erkennt Sturzrisiken

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Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.