BVMed-Wunddialog: Diskussionen über Evidenzkriterien
Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) hat den 8. Wunddialog in Berlin veranstaltet. Wir fassen Ihnen die wichtigsten Informationen zusammen.
Beim BVMed-Wunddialog haben sich Fachleute der Branche, Wissenschaft und Kostenträger getroffen, um über aktuelle Themen zu diskutieren, unter anderem über die Erstattungsfähigkeit von „sonstigen Produkten zur Wundbehandlung“. Denn im Dezember läuft die Übergangsfrist aus – anschließend übernimmt die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) nur noch die Kosten, wenn die Hersteller zuvor die Wirksamkeit dieser Produkte nachgewiesen haben. Genau das sehen viele Fachleute jedoch als Problem an. Denn die dafür geltenden Evidenzkriterien sind nicht klar, beziehungsweise stufen die Referenten und Referentinnen diese als nicht ausreichend ein.
Erkenntnisse zum Thema Wirksamkeits-Nachweis
Folgende Punkte sollten aus Sicht der Vortragenden Berücksichtigung finden:
- Der vollständige Verschluss einer Wunde darf nicht als einziger Nutzennachweis für das Ende einer Behandlung herangezogen werden.
- Ein Vorschlag für ein Evidenzkriterium ist die prozentuale Wundflächenreduktion. Denn: Einzelne Produkte würden gegebenenfalls nur phasenweise im Rahmen einer Wundbehandlung eingesetzt. Die Entwicklung einer Wunde nach einem Zeitraum von vier Wochen ermögliche jedoch eine gute Vorhersage für die Frage, ob es am Ende voraussichtlich zu einer Grundheilung komme.
- Faktoren wie Infektionsvermeidung, Geruchsminderung, Schmerzreduktion und eine verbesserte Lebensqualität wären aus Sicht der Fachleute ebenfalls geeignete Evidenzkriterien. Das Gleiche gelte für spezielle Therapieziele, etwa den Erhalt einer Extremität bei bestehender Wunde, beispielsweise bei einer trockenen Fersennekrose.
Zusätzlich benannten die Referenten und Referentinnen Herausforderungen, die sie in Bezug auf die Abläufe des Bewertungsverfahrens sehen. Das Recht der Unternehmen, sich zu den geforderten Evidenzkriterien beraten zu lassen, sei beispielsweise erst im vergangenen Jahr eingeführt worden. Dementsprechend sei die Zeitspanne für das Erbringen des Nachweises zu kurz (Dezember 2024). Als Lösung haben die Teilnehmenden eine Frist zum Nachreichen der Daten vorgeschlagen.
Weitere wichtige Themen auf dem BVMed-Wunddialog
- Als ein Problem benannte eine Referentin die Kommunikation zwischen den Sektoren. Sie bemängelte das Entlassungsmanagement vieler Kliniken. Bei der Wundversorgung würden häufig Informationen über die Patienten und Patientinnen nicht direkt weitergegeben, etwa in Bezug auf die bisherige Behandlung und Medikation. Die ambulanten Pflegedienste müssten diese Daten aktiv erfragen. Auch seien digitale Lösungen sinnvoll.
- Grundsätzlich sahen viele Experten und Expertinnen einen größeren Bedarf an qualifiziertem Personal. Das bezogen sie einerseits auf Kliniken, die nicht in jedem Fall über spezialisierte Wundzentren beziehungsweise entsprechend ausgebildete Fachkräfte verfügen. Andererseits seien spezialisierte Fachkräfte auch im ambulanten Bereich stärker gefragt. Denn Studien hätten gezeigt, dass es die Wundheilung beschleunige, wenn Verbandwechsel ausschließlich von geschultem Personal vorgenommen würden. Die Vergütung sollte diesen Aspekt berücksichtigen.
- Als eine Innovation aus dem Bereich der Digitalisierung wurde eine Sensor-assistierte Wundtherapie für Menschen mit Diabetes vorgestellt. Der Sensor ist im Entlastungs-Hilfsmittel verborgen. Er misst die Feuchtigkeit, die Temperatur und den Druck, dem die Wunde ausgesetzt war. Zusätzlich ermittelt er Bewegungsdaten der Patienten und Patientinnen. Bei zu starker Belastung wird ein Alarm ausgelöst, damit die Betroffene das richtige Maß an Belastung lernen. Der Arzt oder die Ärztin erhält die Informationen parallel und kann die Therapie gegebenenfalls anpassen.
Quellen:
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