Aktuelle Fassung der S3-Leitlinie zu Demenzen
Die Fachgesellschaften haben die bestehenden Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung geprüft sowie neue hinzugefügt.
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) haben die S3-Leitlinie zu Demenzen aktualisiert. Insgesamt sind jetzt 115 Maßnahmen enthalten, an denen sich Ärzte und Ärztinnen sowie Pflegekräfte orientieren sollten.
Neue Entwicklungen in der Diagnostik
Die Leitlinie greift nun beispielsweise das Thema Biomarker-Diagnostik im Blut auf. Bisher wurden Biomarker hauptsächlich durch Liquoruntersuchungen oder Bildgebungsverfahren ermittelt. Neue Studien zeigen jedoch gute diagnostische Werte für blutbasierte Biomarker zur Alzheimer-Erkrankung. Diese Tests müssen allerdings weiter evaluiert werden, bevor sie zu einer Selbstverständlichkeit im klinischen Alltag werden. Daher rät die Leitlinie dazu, diese Marker vorerst nur in Kombination mit etablierten Verfahren und ausschließlich durch Experten und Expertinnen einzusetzen.
Psycho- und Soziotherapie
Neu sind zudem bestimmte psycho- und soziotherapeutische Behandlungsoptionen. Unter anderem wird eine kognitive Verhaltenstherapie zur Behandlung von Depressionen auch bei leichter kognitiver Störung als sinnvoll eingestuft. Musiktherapie steht ebenfalls in der aktuellen Fassung.
Verbesserung der Lebensqualität
Ein weiteres Kapitel der Leitlinie konzentriert sich auf die Verbesserung der Lebensqualität. Erstmals werden Maßnahmen der palliativen Versorgung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen aufgegriffen. Sie zielen darauf ab, dass Fachkräfte Schmerzen und andere Probleme der Betroffenen frühzeitig erkennen und behandeln.
Medikamente
Die Leitlinie enthält keine Empfehlungen zur Behandlung mit den Antikörpern Lecanemab und Donanemab, da das Zulassungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Das Expertengremium der European Medicine Agency (EMA) hat die Zulassung von Lecanemab jedoch empfohlen. Die Fachgremien weisen daher daraufhin, dass die Leitlinie als sogenannte „Living Guideline“ geführt, also regelmäßig aktualisiert wird. Mehr als 40 Fachgesellschaften und Organisationen sind an diesem Prozess beteiligt, den DGN und DGPPN koordinieren.
Quellen
Seit wenigen Monaten sind zwei neue Risikofaktoren für Demenz bekannt.
Neue Risikofaktoren für Demenz identifiziert