Blutkörperchen

Blutkörperchen

Die im Blut enthaltenen Zellen bezeichnet man als Blutkörperchen. Davon gibt es drei Arten: rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen.

Die Blutkörperchen übernehmen wichtige Aufgaben im Körper:

1. Rote Blutkörperchen bringen Sauerstoff zu den Körperzellen und transportieren einen Teil des in den Zellen entstehenden Kohlendioxids ab.

2. Weiße Blutkörperchen spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr.

3. Blutplättchen sind entscheidend für die Blutgerinnung und Blutstillung. Sie sorgen beispielsweise dafür, dass eine leichte Schnittwunde zügig zu bluten aufhört.

Der flüssige Teil des Blutes hingegen – das Blutplasma –, transportiert Elektrolyte (Kalium, Natrium, usw.), Vitamine und Nährstoffe. Es trägt auch den Rest des entstandenen Kohlendioxids ab. Weitere wichtige Funktionen der Proteine im Blutplasma sind zum Beispiel Immunabwehr, Blutgerinnung und Osmose.

Bildung und Abbau der Blutkörperchen

Blut besteht zu etwa 55 Prozent aus Blutplasma und zu 45 Prozent aus Blutkörperchen. 99 Prozent der Blutkörperchen sind rote Blutkörperchen. In einem Mikroliter Blut befinden sich etwa 5 Millionen davon. Die Zahl der verschiedenen Blutkörperchen im Blut kann schwanken.

Alle Blutkörperchen entstehen aus gemeinsamen Vorläuferzellen, den Stammzellen. Rote und weiße Blutkörperchen und Blutplättchen entwickeln sich dabei über mehrere Zwischenschritte

Blutkörperchen werden nach der Geburt zum größten Teil im roten Knochenmark gebildet. Bei Säuglingen und Kindern ist das rote Knochenmark noch in fast allen Knochen zu finden, bei Erwachsenen kommt es nur noch in den platten und kurzen Knochen vor. 

Die meisten Blutkörperchen reifen im Knochenmark heran. Einige Untergruppen der weißen Blutkörperchen, zum Beispiel die T-Lymphozyten, entwickeln sich hingegen im lymphatischen Gewebe zu fertigen Zellen.

Am Ende ihres Lebenszyklus werden die Blutkörperchen in Milz, Leber und im roten Knochenmark von Fresszellen abgebaut.

Dieser Artikel beantwortet folgende Fragen:
  • Was sind die Aufgaben der verschiedenen Blutkörperchen?
     
  • Wie sieht der Lebenszyklus der einzelnen Blutkörperchen aus?
     
  • Welche Aufgaben hat das Hämoglobin?
     
  • Was passiert mit dem Hämoglobin bei seinem Abbau?
     

Erythrozyten (rote Blutkörperchen)

Die Erythrozyten haben keinen Zellkern und die Form einer in der Mitte beidseitig eingedellten Scheibe. Dadurch können sie sich stark verformen und so auch sehr feine Blutgefäße wie die Lungenkapillaren problemlos passieren. Sie haben einen Durchmesser von etwa 7,5 Mikrometer. In einem Mikroliter Blut eines Erwachsenen schwimmen etwa 4 bis 6 Millionen Erythrozyten. Erythrozyten bestehen zu einem großen Teil aus dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin (siehe Abschnitt Hämoglobin).  

Wichtigste Aufgabe der Erythrozyten ist der Transport des Sauerstoffs, den wir mit der Atemluft aufnehmenvon der Lunge in alle Organe und Gewebe des Körpers. Dort trägt der Sauerstoff zur Energiegewinnung aus Nährstoffen bei.

Außerdem nehmen die Erythrozyten einen Teil des in den Körperzellen entstehenden Kohlendioxids auf und bringen es zu den Lungenkapillaren, wo es an die Luft in der Lunge abgegeben wird.  Zusätzlich können die Erythrozyten Wasserstoff und Stickstoff aufnehmen und wieder abgeben. Das spielt beim Regulieren des pH-Wertes des Blutes und des Blutdrucks eine Rolle. An der Oberfläche der Erythrozyten befinden sich bestimmte Strukturen, anhand derer sich das Blut eines Menschen einer von vier Blutgruppen zuordnen lässt. 

Die mittlere Lebensdauer der Erythrozyten beträgt etwa 120 Tage. Zu viele oder zu wenige Erythrozyten im Blut können auf Krankheiten hinweisen.

Hämoglobin

Ermöglicht wird der Gastransport der Erythrozyten durch ihren Hauptbestandteil: den roten, eisenhaltigen Blutfarbstoff Hämoglobin (Hb). Dieser gibt dem Blut seine charakteristische Farbe. Hämoglobin bindet beim Passieren der Lungenbläschen den Sauerstoff aus der Atemluft an sich und gibt ihn wieder an die Körperzellen ab. Auf dem Weg zurück zur Lunge nimmt das Hämoglobin Kohlendioxid aus den Körperzellen auf und gibt dieses wieder an die Luft ab.

Wenn alte Erythrozyten in der Milz, der Leber, oder dem roten Knochenmark abgebaut werden, wird dabei auch das Hämoglobin zerlegt: Das darin enthaltene Eisen wird zur Bildung von neuem Hämoglobin ins rote Knochenmark transportiert. Der eisenfreie Rest wird in der Leber in den orange-roten Gallenfarbstoff Bilirubin umgewandelt. Dieser wird in den Darm geleitet und mit dem Stuhl ausgeschieden.

Männer und Frauen haben unterschiedliche Hb-Konzentrationen im Blut. Ein deutlich erhöhter oder zu niedriger Hb-Wert kann auf Erkrankungen oder Mangelernährung hindeuten.

Normwerte für Hämoglobin (Hb)

Männer: 14,0 - 17,5 g/dl
Frauen: 12,3 - 15,3 g/dl

Leukozyten (weiße Blutkörperchen)

Die Leukozyten kommen je nach Zelltyp in unterschiedlichen Formen und Größen vor. Ihr Durchmesser kann zwischen 6 und 20 Mikrometer betragen. Unter dem Mikroskop erscheinen sie blass oder farblos. Die Konzentration der Leukozyten im Blut ist erheblich geringer als die der Erythrozyten. Pro Mikroliter sind etwa 4.000 bis 10.000 Leukozyten zu finden.

Die Leukozyten spielen eine wichtige Rolle in der Immunabwehr. Die verschiedenen Gruppen haben dabei unterschiedliche Aufgaben. Einige wehren Krankheitserreger wie Viren, Bakterien, Parasiten und Pilze ab – oder auch körpereigene Krebszellen. Andere produzieren Abwehrstoffe, die sich gezielt gegen bestimmte Erreger richten. 

Leukozyten können vom Blut ins Gewebe wandern. Die Lebensdauer der meisten Leukozyten beträgt einige Stunden oder Tage. Einige spezialisierte Leukozyten können jedoch auch mehrere Jahre alt werden. Überalterte Leukozyten werden hauptsächlich in der Milz abgebaut.

Zu niedrige oder zu hohe Leukozyten-Werte können auf unterschiedliche Erkrankungen hindeuten.

Spezifisches und unspezifisches Immunsystem

Das Immunsystem besteht aus der angeborenen (unspezifischen) Abwehr und der erworbenen (spezifischen) Abwehr. Beide Systeme übernehmen unterschiedliche Aufgaben, sind jedoch eng miteinander verzahnt.

Einige Leukozyten sind Bestandteil der bereits angeborenen Immunabwehr, andere gehören zu dem Teil des Immunsystems, das seine Fähigkeiten im Lauf des Lebens erwirbt.

Die Aufgaben der einzelnen Gruppen der Leukozyten

Die Granulozyten

Die Granulozyten sind die größte Untergruppe der Leukozyten und Teil des angeborenen Immunsystems.

Ihnen ist gemeinsam, dass sie körnchenartige Strukturen im Zytoplasma enthalten, die sogenannten Granula. Die einzelnen Gruppen der Granulozyten unterscheiden sich in Form, der Größe und in ihren Aufgaben. Es gibt folgende Gruppen:

  • Neutrophile Granulozyten
    Diese sind die Hauptgruppe der Granulozyten. Sie machen etwa 30 bis 80 Prozent der weißen Blutkörperchen aus. Neutrophile Granulozyten sind runde Fresszellen (Phagozyten). Sie fressen vor allem Bakterien, Viren und Pilze, indem sie sie in sich aufnehmen. Das Fachwort für diesen Vorgang heißt phagozytieren. In Eiter ist eine hohe Konzentration von neutrophilen Granulozyten zu finden.

     
  • Eosinophile Granulozyten
    Eosinophile Granulozyten sind spezialisiert auf die Abwehr von Parasiten, insbesondere von Würmern. Ihr Anteil an den weißen Blutkörperchen beträgt bei Erwachsenen bis zu sechs Prozent.

     
  • Basophile Granulozyten
    Basophile Granulozyten sind wichtig für die Steuerung von allergischen Reaktionen und Entzündungen sowie die Bekämpfung von Parasiten. Sie enthalten den Botenstoff Histamin, der an Entzündungsprozessen beteiligt ist. Sie sind keine Fresszellen. Ihr Anteil an den weißen Blutkörperchen liegt bei Erwachsenen bei bis zu 2 Prozent.
     

Monozyten
Monozyten sind mit bis zu 20 Mikrometer Durchmesser die größten Blutkörperchen. Bei Bedarf, etwa bei einer Infektion, bewegen sie sich ins Gewebe und entwickeln sich dort zu Fresszellen weiter, die Makrophagen genannt werden. Sie sind wichtig für die Beseitigung von Krankheitserregern, aber auch für den Abbau von abgestorbenen Körperzellen. Bei Erwachsenen beträgt ihr Anteil an den weißen Blutkörperchen 1 bis 12 Prozent. 

    Lymphozyten

    15 bis 50 Prozent der weißen Blutkörperchen sind Lymphozyten. Bei den Lymphozyten gibt es drei Untergruppen mit unterschiedlichen Aufgaben. 

    • Die B-Lymphozyten (B-Zellen). Diese können sich zu Plasmazellen weiterentwickeln. Das sind die einzigen Zellen des Immunsystems, die Antikörper herstellen können. Plasmazellen können auch als Gedächtniszellen vorkommen, die Informationen zu bestimmten Erregern gespeichert haben. 

       
    • Die T-Lymphozyten (T-Zellen). Es gibt verschiedene Typen von T-Zellen. T-Killerzellen und T-Helferzellen. T-Killerzellen greifen von Viren infizierte Zellen oder Tumorzellen an. T-Helferzellen aktivieren andere Immunzellen oder verwandeln sich in langlebige Gedächtniszellen.
      B-Zellen und T-Zellen machen den Teil des erworbenen Immunsystems aus, der sich an neue Krankheitserreger anpassen kann. 

       
    • Die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen). Die NK-Zellen können von Viren befallene Zellen oder Tumorzellen eliminieren. Sie sind Teil des angeborenen Immunsystems.
    Übersichtsgrafik Blutkörperchen, speziell Leukozyten

    Thrombozyten (Blutplättchen)

    Thrombozyten sind mit einem Durchmesser von 1 bis 4 Mikrometer die kleinsten Zellen des Blutes. Sie haben wichtige Aufgaben bei der Blutstillung und der Blutgerinnung. Die scheibenförmigen Zellen sind dafür da, kleine Risse in den Gefäßwänden schnell zu verschließen und Wunden wie ein Pflaster zu verkleben. In einem Mikroliter Blut finden sich bei Erwachsenen etwa 150.000 bis 400.000 Thrombozyten. Die Lebensdauer der Blutplättchen beträgt 5 bis 12 Tage. Überalterte Thrombozyten werden hauptsächlich in der Milz, aber auch in der Leber abgebaut. Zu hohe oder zu niedrige Thrombozyten-Werte können auf verschiedene Krankheiten hindeuten.

    Wann schwankt die Zahl der Blutkörperchen?

    Im Lauf des Lebens kann es zu deutlichen Schwankungen der Anzahl der Blutkörperchen im Blut kommen. Dafür können verschiedene Krankheiten verantwortlich sein, aber auch andere Faktoren und Lebensumstände kommen als Ursache in Frage. Im Folgenden sind einige Möglichkeiten aufgelistet:

    • Erythrozytenwerte
      • Veränderte (zu hohe oder zu niedrige) Erythrozytenwerte können durch eine Erkrankung der blutbildenden Zellen im Knochenmark versursacht werden. Zu niedrige Werte der Erythrozyten können z.B. Zeichen einer Anämie oder aber auch nur ein unausgeglichener Wasserhaushalt sein, in diesem Fall eine „Überwässerung“. Eine Anämie ist immer ein Symptom einer Erkrankung und die Ursache dazu sollte ärztlich abgeklärt werden.
      • Zu hohe Erythrozytenwerte können dementsprechend auch auf eine Wasserunterversorgung des Patienten hinweisen. Auch bei schweren Erkrankungen des Herzens, der Lunge, der Nieren oder bei starken Rauchern können die Werte erhöht sein.
    • Leukozytenwerte
      • Anstieg der Leukozyten ist häufig eine Reaktion auf Faktoren wie z.B. bakterielle oder autoimmune Entzündungen, Stress, Schwangerschaft, Medikamente oder auch Rauchen. Seltener ist eine krankhafte Veränderung der Leukozyten bildenden Zellen der Fall, z.B. eine Leukämie.
      • Zu niedrige Werte können unter anderem durch eine Reihe verschiedener Faktoren verursacht werden (z.B. Virusinfektionen, Erkrankungen des Knochenmarks, Medikamente, Mangelerkrankungen).
    • Thrombozytenwerte
      • Verminderte Thrombozytenzahlen können z.B. Infekte, Vitaminmangel, Krebserkrankungen oder Medikamente als mögliche Ursache haben.
      • Erhöhte Thrombozytenwerte können durch eine gestörte Thrombozyten Bildung im Knochenmark oder durch Reaktion auf z.B. Gewebetrauma, Infekte und Entzündungen entstehen.

    Generell sollten alle auffälligen Veränderungen der Blutwerte ärztlich abgeklärt werden.

    Die wichtigsten Unterschiede zwischen den Blutkörperchen auf einen Blick

     ErythrozytenLeukozytenThrombozyten
    Zahl pro Mikroliter Blut bei Erwachsenen ca. 4-6 Millionenca. 4000-10.000ca. 150.000-400.000
    FormForm einer in der Mitte beidseitig eingedellten ScheibeFormen sind unterschiedlich je nach Untergruppe und Aufgabeflach, unregelmäßig rundlich
    Durchmesseretwa 7,5 MikrometerJe nach Untergruppe 6 bis 20 Mikrometer1 bis 4 Mikrometer
    Bildungim roten Knochenmarkim roten Knochenmarkim roten Knochenmark
    AufgabeTransport von Sauerstoff von der Lunge zu den Körperzellen, von dort Kohlendioxid zurück zur LungeAbwehr von Krankheitserregern wichtige Rolle bei Blutstillung und Blutgerinnung
    Lebensdauerim Mittel ca. 120 Tageje nach Untergruppe einige Tage bis mehrere Jahre5-12 Tage

     

    Abbauhauptsächlich in der Milz, auch in der Leber und im roten Knochenmarkhauptsächlich in der Milzhauptsächlich in der Milz, auch in der Leber
    Besonderheitenbestehen zu 90 Prozent aus Hämoglobin und besitzen keinen Zellkernkönnen vom Blut ins Gewebe wandern, bilden Gedächtniszellendie kleinsten Zellen des Blutes. Sie besitzen keinen Zellkern

    Literatur

    Die Autorin Steffi, MFA/Wundexpertin (ICW)
    Steffi Blog

    Nach der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten in einer dermatologischen Praxis für 5 Jahre im Praxisalltag als MFA, seit 2014 bei Dr. Ausbüttel (DRACO®). Wundexpertin (ICW) und bloggende MFA mit Leidenschaft.

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