Insektenstiche

Insektenstiche

Insektenstiche verursachen häufig juckende oder schmerzende Schwellungen der Haut.

In Mitteleuropa sind weniger übertragbare Krankheiten, sondern eher Reaktionen auf die Insektengifte verantwortlich für das Auftreten von Symptomen.

Welche Symptome verursacht ein Insektenstich?

Insektenstiche durch Stechmücken oder Bremsen verursachen meist juckende, weiße bis rötliche Schwellungen der Haut, die Quaddeln oder Urtika heißen.

Die Stiche anderer blutsaugender Parasiten, wie Läuse, Wanzen und Flöhe sind häufig als kleine rote Punkte (Hämorrhagien) sichtbar. Auf der Haut bilden sich Quaddeln, Papeln oder Blasen, die mit Juckreiz einhergehen können.

Vor allem nach einem Stich von Hautflüglern, wie Bienen oder Wespen, können allergische Reaktionen auftreten. Die Symptome können auf die Haut in der Umgebung des Stichs begrenzt bleiben oder den gesamten Körper betreffen. Auf der Haut kommt es zu Juckreiz, Schwellungen (Angioödeme) oder Quaddeln (generalisierte Urtikaria). Systemische Reaktionen auf einen Bienen- oder Wespenstich können Magen-Darm- sowie Herz-Kreislauf-Beschwerden sein. Diese können bis zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock führen.

Eine Soforttypreaktion des Immunsystems auf einen Insektenstich tritt bei etwa 75 % der Bevölkerung auf und äußert sich durch Angioödeme und Quaddeln. Papeln kommen bei ca. 50 % der Bevölkerung in der Umgebung der Einstichstelle als allergische Spättypreaktion auf einen Stich vor. Erkennbar sind Papeln als etwa erbsengroße, knötchenartige Verdickungen in der Epidermis oder Dermis.

Die Reaktionen auf einen Insektenstich können toxisch oder allergisch verursacht sein. Auslöser dafür können Gift, Speichel oder gar Körperteile der Insekten sein.

Ursachen und Entstehung

Im Frühjahr beginnen Insekten vermehrt aktiv zu werden. Gleichzeitig halten sich Menschen bei schönem Wetter häufiger im Freien auf. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit von Insekten gestochen zu werden.

Bienen oder Wespen sowie (seltener) Hummeln und Hornissen stechen mit ihrem Giftstachel zur Verteidigung zu. Berührungen, wie Wegschlagen, Drauftreten oder völlig unbemerkter Kontakt sind Auslöser für derartige Stiche. Wespen, Hornissen und Hummeln geben bei einem Stich weniger Gift in die Haut ab als Bienen, weil sie ihren Stachel meist wieder aus der Haut ziehen können. Nach einem Bienenstich hingegen bleibt der Stachel zusammen mit einem Bläschen, dem Giftapparat, in der Haut stecken. Dadurch wird das Bienengift bis zur Entfernung des Stachels weiterhin abgegeben.

Mücken und andere blutsaugende Insekten sind auf das Blut ihrer Opfer zur Reproduktion angewiesen. Lediglich die weiblichen Insekten verfügen über einen funktionsfähigen Saugrüssel, um damit Blut aus kleinen Blutgefäßen in der Haut zu saugen. Blutsaugende Insekten finden ihre Opfer durch Lockstoffe (Pheromone), die Menschen und Tiere abgeben. Menschen verfügen über verschiedene Zusammensetzungen dieser Pheromone. Dadurch werden einige Menschen bevorzugt gestochen, während andere weitestgehend von Mückenstichen verschont bleiben.

Insektenstich
Insektenstich am Unterschenkel

Gibt es Risikofaktoren und wie kann man Insektenstichen vorbeugen?

Ein erhöhtes Risiko besteht zwischen Frühjahr und Herbst, weil Insekten in der warmen Jahreszeit besonders aktiv sind. Vor allem blutsaugende Insekten sind auch in milden Wintern anzutreffen.

Beim Aufenthalt in der Nähe von Wespennestern oder Bienenstöcken können die Insekten besonders aggressiv reagieren und auch zu mehreren zustechen. Barfußlaufen auf blütenreichen Wiesen birgt die Gefahr, in eine Biene zu treten und in der Folge gestochen zu werden. Wespen werden im Spätsommer auch entfernt von ihren Nestern zunehmend aggressiv. Auf der Suche nach Süßem oder Fleisch halten sie sich in Menschennähe auf. Zu den gefährdeten Berufsgruppen gehören z.B. Imker/innen, Obst- und Bäckereifachverkäufer/innen, Waldarbeiter/innen, Gärtner/innen oder Landwirte und Landwirtinnen.

Mücken treten besonders in der Dämmerung zwischen Frühjahr und Herbst in Gewässernähe in großer Zahl auf. In der Nähe von Pferden oder Kühen halten sich ebenfalls blutsaugende Insekten, wie Bremsen oder Hirschlausfliegen, auf. Deshalb birgt der Umgang mit diesen Tieren ein erhöhtes Risiko auf einen Insektenstich. Gegen Stiche von Stechmücken hilft lange Kleidung, besonders an Gewässern oder im Wald. Außerdem halten Insektenschutzsprays blutsaugende Insekten fern.

Stechmücke beim Blutsaugen
Stechmücke beim Blutsaugen

Behandlung und Therapie

Im Allgemeinen werden Insektenstiche symptomatisch behandelt. Falls die Stiche durch Läuse, Wanzen oder Flöhe versursacht wurden, muss auch der Befall bekämpft werden. Denn diese Insekten leben entweder auf ihrem Wirt oder in der direkten Umgebung.

Nach einem Bienenstich muss vor weiteren Maßnahmen der Stachel entfernt werden, um eine weitere Abgabe des Giftes zu verhindern. Insektenstiche sollten schnell mit feuchten Tüchern gekühlt werden. Dadurch können Juckreiz und Schwellung meist minimiert werden. Sollte die Haut nach einem Insektenstich dennoch anschwellen, jucken oder schmerzen, kann man Hydrocortison-haltige Salben auftragen. Wenn die Einstichstelle offen ist, sollte der Stich mit einem geeigneten Pflaster, z.B. DracoPlast Classic oder DracoPlast Soft abgedeckt werden. Auf keinen Fall sollte an juckenden Insektenstichen gekratzt, mit dem Mund „das Gift ausgesaugt“ oder mit eiskalten Kühlakkus gekühlt werden.

Bei heftigeren Reaktionen auf einen Insektenstich sollte unbedingt eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Wenn die Schwellung der Haut mehr als 10 cm Umfang annimmt, spricht man von einer gesteigerten örtlichen Reaktion, die ärztlich untersucht und behandelt werden sollte. Allgemeinreaktionen, wie Fieber, Herz-Kreislauf-Beschwerden bis hin zur Ohnmacht müssen schnell ärztlich versorgt werden. Die Reaktionen werden symptombezogen mit Glukokortikoiden lokal oder systemisch behandelt. Dazu kann die Gabe von Antihistaminika sowie Prednisolon notwendig sein.

Personen mit Insektenstichallergien sollten den Kontakt mit den verursachenden Insekten vermeiden und ein Notfallset mit sich führen. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt verordnet die Notfallmedikamente. Dazu gehören Adrenalin-Autoinjektoren, Antihistaminika und Kortison-Präparate. Vorbeugend kann besonders bei Wespen- oder Bienenstichallergien eine Hyposensibilisierung helfen. Dabei wird das Immunsystem an das Insektengift gewöhnt, ohne dass es zu heftigen Reaktionen kommt.

Floh auf Menschenhaut - Parasiten, Insektenstiche
Floh auf Menschenhaut - Parasitenbefall

Wie verläuft die Heilung von Insektenstichen?

Unter idealen Bedingungen sind Insektenstiche schon am selben Tag fast wieder verschwunden.

Kleinere Schwellungen der Haut, die unter 10 cm im Umfang haben, sollten innerhalb eines Tages bereits wieder abschwellen. Spätestens zwei bis drei Tage nach dem Stich sollte die Schwellung wieder komplett abgeklungen sein. Eventuelle Schmerzen oder Juckreiz sollten dann ebenfalls nicht mehr zu spüren sein. Die Heilung von Stichen mit gesteigerten Reaktionen und einem Umfang von mehr als 10 cm kann bis zu einer Woche dauern.

Welche Komplikationen können bei Insektenstichen auftreten?

Allergische Reaktionen gehören zu den schwerwiegendsten Komplikationen auf Insektenstiche in Mitteleuropa.

Besonders gefährlich ist der anaphylaktische Schock als allergische Reaktion auf einen Bienen- oder Wespenstich. Durch extreme Reaktionen des Immunsystems weiten sich die Blutgefäße, was zu einem schlagartigen Abfall des Blutdrucks führt. Dadurch wiederum werden die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Atemstillstand oder Herz-Kreislauf-Versagen sind häufige Todesursachen. Diese lebensbedrohliche Reaktion muss umgehend in einer Klinik behandelt werden.

Insektenstiche im Mund-Rachen-Raum durch Wespen und Hornissen können ebenfalls schwerwiegende bis tödliche Folgen haben. Durch den Stich kann die Luftröhre so stark zuschwellen, dass die Atmung stark eingeschränkt wird. Auch dann ist sofort ein Krankenhaus aufzusuchen.

Wenn man sich Insektenstiche selbst aufkratzt oder das Insekt beim Zustechen Keime in die Haut bringt, kann sich der Stich entzünden. Schmerzen, Überwärmung, starke Schwellungen, Eiter oder Fieber sind Anzeichen für eine Entzündung. Dann sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.

Während Komplikationen durch Insektenstiche in Mitteleuropa üblicherweise keine übertragbaren Krankheiten beinhalten, werden in den Tropen sehr gefährliche Krankheiten durch Insekten übertragen. Dazu gehören die Krankheiten Malaria, Dengue-Fieber oder Gelbfieber, die durch Stechmücken übertragen werden. Die Sandfliege und die Tsetsefliege übertragen die Schlafkrankheit sowie Leishmaniose.

Literatur

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.