Die Fourniersche Gangrän (auch Fournier-Gangrän)

Die Fourniersche Gangrän ist eine Sonderform der nekrotisierenden Fasziitis und betrifft vorwiegend den Leisten- und Genitalbereich. Sie beginnt meist mit einer bakteriellen Infektion im Urogenitalsystem und breitet sich entlang der Faszienräume weiter aus. 

Die Fourniersche Gangrän stellt eine seltene, aber äußerst gefährliche Erkrankung dar, die trotz radikaler Behandlung eine hohe Letalität aufweist. Eine rasche Diagnose und sofortige Intervention sind entscheidend, um das Fortschreiten der Infektion und potenziell tödliche Komplikationen zu verhindern.

Symptome und Verlauf

Das Krankheitsbild beginnt akut mit unspezifischen Beschwerden wie starker Schmerzempfindung, Rötung und Ödembildung im betroffenen Bereich sowie erhöhte Entzündungsparametern. Auffällig ist eine Diskrepanz zwischen geringen anfänglichem Lokalbefund und der späteren raschen Verschlechterung. Unbehandelt breitet sich die Infektion entlang der Faszienräume aus, was zu einer Sepsis und Organversagen mit Todesfolge führen kann.

Diagnostik und Therapie

Die Diagnose ist aufgrund der anfänglich unauffälligen Symptome oft schwierig. Eine frühzeitige körperliche Untersuchung und die Erhebung der Entzündungsparameter sind essenziell, um die Krankheit rechtzeitig zu erkennen.

Die Therapie erfordert ein schnelles, radikales Vorgehen:

  • Chirurgisches Débridement: Entfernung des gesamten nekrotischen Gewebes, einschließlich der betroffenen Faszien.
  • Antibiotische Behandlung mit Breitspektrumantibiotika in Maximaldosierung
  • Wundmanagement: Reinigung, Spülung und ggf. plastische Rekonstruktionen. In schweren Fällen kann eine Amputation notwendig sein, um die Ausbreitung der Infektion einzudämmen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Fourniersche Gangrän wird meist durch Mischinfektionen mit aeroben und anaeroben Bakterien, insbesondere Enterobacteriaceae, verursacht. Risikofaktoren umfassen:

  • Chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, periphere Durchblutungsstörungen, Lymphabflussstörungen oder Immundefizienzen.
  • Traumata oder chirurgische Eingriffe, die eine Eintrittspforte für Infektionen bieten.
  • Geschlechtsspezifische Häufigkeit: Das Fournier-Gangrän tritt überwiegend bei Männern, häufig ab einem Alter von etwa 52 Jahren, auf, kann jedoch auch Frauen betreffen.

Literatur

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.