Fallbeispiel: Nekrose bei Neuropathie und pAVK
Dieses Fallbeispiel begleitet den 66-jährigen Herrn O., dem aufgrund einer nekrotischen Wunde die Amputation des großen Zehs droht. Lesen Sie jetzt nach, wie der Zeh durch eine geeignete Wundversorgung, die Mitwirkung des Patienten und die Unterstützung seines Umfelds schließlich gerettet werden kann.
Lesedauer: ca. 6 Minuten
Geschlecht
männlich
Alter
66 Jahre
Wundursache
Durchblutungsstörung
Diabetes mellitus
ja
Risikofaktoren
Polyneuropathie
Lokalisation der Wunde
großer Zeh (D1) am linken Fuß
Wundart
chronisch
Wundgrund
trockene Nekrose
Wundrand
nekrotisch
Exsudation
keine
Ausgangssituation
Herr O. leidet seit Jahren an einem Diabetes mellitus Typ 2 und einer pAVK. Dadurch kommt es immer wieder zu Wunden an seinen Füßen. Nachdem sich vor Kurzem ein Gefäßverschluss in seinem linken Bein entwickelt hatte, kam es zu einer Nekrose am großen Zeh (D1), sodass ihm neben einer Bypassoperation auch eine Amputation des Zehs empfohlen wurde. Diese lehnte Herr O. allerdings ab. Einige Zeit nach der erfolgten Bypassoperation wurde Herr O. schließlich aus dem Krankenhaus entlassen. Um die nekrotische Wunde an seinem Zeh behandeln zu lassen, sucht er nun eine auf die Wundversorgung spezialisierte Praxis auf.
Anamnese
Diagnose
Der Wundverlauf auf einen Blick
Wundversorgung und Heilungsverlauf
Die Wunde zeigt sich zu Beginn der Behandlung mit einer Länge von 3,4 cm und einer Breite von 3 cm (Foto 1). Es ist klar eine trockene Nekrose zu erkennen. Die Wunde exsudiert nicht und weist keine Infektionszeichen auf. Herr O. gibt keinerlei Schmerzen an und ist sehr motiviert, den Wundheilungsprozess zu unterstützen, seit er im Krankenhaus auf die Bedeutung von Bewegung und Ernährung hingewiesen wurde. Seinen Zeh möchte er unbedingt behalten.
Wundversorgung:
- Auftragen einer PHMB-haltigen Salbe
- Autolytisches Débridement: es wird eine angefeuchtete Hydrofaser auf die Wunde aufgebracht
- PU-Schaum, fixiert mittels Fixierfolie
- Schließlich wird eine Filztechnik genutzt, um eine Druckentlastung zu erreichen
- Verbandwechsel alle 2 Tage in der spezialisierten Praxis
Erste Behandlungserfolge
Nach 6 Wochen zeigt die Behandlung erste Erfolge. Die Nekrose ist deutlich befeuchtet und es ist eine erste vorsichtige Auflösung, beginnend am Wundrand, erkennbar (Foto 2). Die Größe der Wunde ist allerdings noch unverändert. Inzwischen hat eine leichte Exsudation eingesetzt, die teilweise schleimig ist. Die Behandlung wird wie bisher fortgesetzt.
Etwa einen Monat später hat sich die Wunde auf eine Länge von 3,4 cm und eine Breite von 2,7 cm verkleinert (Foto 3). Am Tag vor der Behandlung war Herr O. bei seiner Diabetologin, die den Nekrosenrand weggeschnitten hat. Dort weist die Wunde nun Fibrinbeläge auf. Der Wundrand ist leicht mazeriert und die Exsudation hat zugenommen. Zudem zeigt sich am Wundrand Granulationsgewebe.
Wundversorgung:
- Die Versorgung wird wie bisher beibehalten
- Zusätzlich wird jedoch zwecks Wundrandschutz ein Hautschutzfilm aufgetragen
Frustration und Unzufriedenheit des Patienten
Zwei Wochen später ist die Wunde noch 2,8 cm lang und 1,5 cm breit (Foto 4). Nach der Wundreinigung zeigt sich die Nekrose deutlich verkleinert und es sind Fibrin und Biofilm erkennbar, wo zu Beginn der Behandlung auch die Nekrose war. Die Exsudation ist unverändert. Der Wundrand ist weiter leicht mazeriert. Zudem haben sich durch eine vermehrte Belastung des Fußes Hyperkeratosen gebildet, die abgetragen werden.
Wundversorgung:
- Die Hydrofaser wird nicht mehr befeuchtet, da die Exsudation der Wunde nun ausreichend Feuchtigkeit spendet
- Ansonsten bleibt die Versorgung unverändert
Herr O. äußert inzwischen zunehmende Unzufriedenheit und Frustration über die Behandlungsdauer. Im Gespräch zeigt sich, dass er die Hautpflege und Druckentlastung zuletzt nicht konsequent durchgeführt hat. Daraufhin wird auch seine Schwester mit einbezogen, um die Situation wieder zu optimieren. Herr O. kann schließlich davon überzeugt werden, dass die Heilung zwar langsam voranschreitet, aber angesichts der ursprünglich angeratenen Amputation des Zehs dennoch einen Erfolg darstellt, da es inzwischen realistisch ist, dass eine Amputation vermieden werden kann. Herr O. geht somit neu motiviert aus diesem Gespräch.
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Erneutes Voranschreiten der Wundheilung
Zwei Monate nach diesem Gespräch zeigen sich neue Erfolge. Die Wunde ist zu diesem Zeitpunkt noch 1,8 cm lang und 1,4 cm breit (Foto 5). Die noch vorhandene Nekrose ist etwa 0,6 cm lang und 0,4 cm breit. Der Wundgrund zeigt Granulationsgewebe, darauf ist Fibrin erkennbar. Teilweise ist bereits Epithelisierung sichtbar. Hyperkeratosen finden sich nicht mehr und auch die Hautsituation der Wundumgebung hat sich gebessert. Bei einem kürzlich erfolgten Termin in einer Gefäßambulanz zeigte sich eine ausreichende Durchblutungssituation. Durch die Bewegung im Alltag haben sich zudem bereits Kollateralen im Unterschenkelbereich gebildet.
Einen weiteren Monat später ist die Wundheilung fast abgeschlossen. Die Wunde ist noch 0,7 cm lang und 0,5 cm breit (Foto 6). Die Epithelisierung ist inzwischen deutlich fortgeschritten, die Exsudation kaum noch vorhanden. Die Wundversorgung erfolgt mit dem noch vorhandenen PU-Schaum, der mittels Fixiervlies fixiert wird. Das Verbandwechselintervall wird dabei auf 3 Tage verlängert.
Wundversorgung:
- Die nur noch sehr kleine Wunde wird ab jetzt mit dem noch vorhandenen PU-Schaum versorgt
- Fixierung mittels Fixiervlies
- Weiterhin Filztechnik zur Druckentlastung
- Verbandwechsel alle 3 Tage
Erfolgreiche Heilung der Wunde
Nur 6 Tage später ist die Wunde vollständig abgeheilt. Herrn O. wird empfohlen, aufgrund seiner Polyneuropathie in Kombination mit der pAVK individuell angepasste Maßschuhe zu tragen, um der Entstehung neuer Wunden vorzubeugen. Bis zur Auslieferung der Schuhe stellt sich Herr O. einmal wöchentlich zur Kontrolle in der Spezialpraxis vor. Zudem wird bis dahin die Anwendung der Filztechnik zwecks Druckentlastung fortgesetzt.
Herr O. wird sich zukünftig regelmäßig in der Gefäßsprechstunde und bei seiner Diabetologin vorstellen und hat angefangen, regelmäßige Spaziergänge im nahegelegenen Stadtpark zu unternehmen. Auch zu Hause führt er Bewegungsübungen durch. Zudem ist er nun deutlich aktiver, da sich ein reger Kontakt zu der Familie seiner Schwester und zur örtlichen Kirchengemeinde entwickelt hat.
Bitte beachten Sie, dass es sich hier um ein konkretes Fallbeispiel handelt, das nur eine mögliche Behandlungsoption darstellt. Beachten Sie zudem, dass wir nicht gewährleisten können, dass in den von uns dargestellten Fallbeispielen ausschließlich Produkte von DRACO® zur Anwendung gekommen sind.