Fallbeispiel: Nagelbettentzündung

Eine 29-jährige Patientin litt unter einer Nagelbettentzündung am rechten großen Zeh. Nach einer Operation wurde die Wunde zunächst erfolglos mit sterilen Pflastern versorgt. Ein Wechsel der Wundversorgungsstrategie brachte schließlich den erwünschten Behandlungserfolg. Wie wichtig es ist, auch Post-OP-Wunden sicher und steril zu versorgen, zeigt sich im dokumentierten Wundverlauf. Lesen Sie hier alles zu Anamnese, Diagnose, Therapie und Heilungsverlauf dieser OP-Wunde.

Geschlecht

Frau

Alter

29 Jahre

Führende Wundursache

Nagelbettentzündung nach Pediküre

Diabetes mellitus

nein

Risikofaktoren

nein

Lokalisation der Wunde

großer Zeh, rechts

Wundart

OP-Wunde, akut

Wundgrund

Fibrin

Abstrichentnahme

nein

Ausgangssituation

Die 29-jährige Patienten verletzte sich bei einer selbst durchgeführten Pediküre. Nach kurzer Zeit entwickelten sich starke, mit einer Zehenrötung und Schwellung einhergehende Schmerzen (Bild 1). Im weiteren Verlauf der Woche nahmen die Schmerzen erheblich zu, so dass der Betroffenen das Gehen fast unmöglich wurde. Gemeinsam mit ihrem Mann entschied sie, in die Notaufnahme zu fahren. Dort wurde die bereits eiternde Wunde eröffnet (Bild 2) und auf eine Kontrolle beim Hausarzt hingewiesen. Eine passende Nachsorge der nun offenen Wunde wurde nicht besprochen. Die Abdeckung erfolgte mit einem sterilen Pflaster. Im Folgenden zeigte der Zeh erneut Entzündungszeichen und die Patientin suchte nach Absprache mit dem Hausarzt eine chirurgische Praxis auf. Nach einer Nagelbettinzision verschlimmerte sich der Zustand des Zehs weiter, da auch hier keine professionelle Versorgung der postoperativen Wunde erfolgte.

Anamnese

Diagnose

Therapie

Dokumentierter Wundverlauf

Die 29-jährige Patientin litt zu Beginn an einer Nagelbettentzündung am großen Zeh des rechten Fußes (Bild 1). Starke Schmerzen bewegten sie dazu, die Notaufnahme aufzusuchen, wo entzündetes Gewebe entfernt wurde (Bild 2). Später wurde in einer chirurgischen Praxis eine Operation (Nagelbettinzision) durchgeführt und die Wunde anschließend genäht (Bild 3).

Nach der Eröffnung der eitrigen Wunde wurde diese zunächst mit sterilen Pflastern versorgt. Nachdem nach einigen Tagen keine Besserung eingetreten war, wurde beim Hausarzt eine Überweisung, mit der Bitte zur zeitnahen Vorstellung in einer chirurgischen Praxis, ausgestellt. Von Fußbädern zur Unterstützung der Wundheilung rieten sowohl die Ärzte im Krankenhaus als auch der Chirurg, der die Inzision durchgeführt hatte, zu diesem Zeitpunkt ab. Wenig später sprach der behandelnde Chirurg dann allerdings doch die Empfehlung aus, täglich fünfminütige Fußbäder mit einer Kamillenlösung durchzuführen. Diesem Rat folgte die Patientin und begann vier Tage nach der OP mit Fußbädern, die über mehrere Wochen fortgesetzt wurden (Bild 4 & 5). Zudem empfahl der Chirurg, die Wunde mithilfe einer Einmalzahnbürste zu reinigen, was die Patientin aufgrund von Zweifeln an dieser Behandlungsoption jedoch nicht umsetzte. Es wurde keine ausreichende Patientenedukation durchgeführt. Das Prinzip und die Wirkung eines mechanischen Débridements wurden nicht erklärt und auch nicht auf die Wichtigkeit einer sterilen Behandlung hingewiesen. Es wurde zudem keine professionelle Wundreinigung während der Nachsorgetermine vorgenommen. 

Nagelbettentzündungen gehören zu den häufigsten Infektionen an Zehen und Fingern. Durch kleine Verletzungen bei Maniküren oder Pediküren können Bakterien, Viren und Pilze leicht eindringen und eine Entzündung hervorrufen. Erfahren Sie in unserem Artikel, woran Sie eine Nagelbettentzündung erkennen und wie Sie sie behandeln können.

Nagelbettentzündung

Auch vermeintlich kleine OP-Wunden benötigen eine gute Nachsorge. Ausgebildete Wundexperten wissen, wie schnell aus einer kleinen Verletzung eine chronische Wunde werden kann. Die fachgerechte Versorgung und regelmäßige Kontrolle der Wunde hätten eine Wundsituation dieser Art vermeiden können. 

Nach einigen Wochen endeten die Nachsorgetermine in der chirurgischen Praxis, obwohl die Wunde immer noch mit Fibrin belegt war und eine Wundheilung sich bisher nicht einstellen konnte. Die Praxis verwies die Betroffene an eine medizinische Fußpflegepraxis. Auch dort konnte und durfte ihr nicht geholfen werden, denn medizinischen Fußpflegeeinrichtungen ist es nicht gestattet, Wunden zu versorgen.

In ihrer Verzweiflung wandte sich die Patienten an einen Bekannten, der selbst im Bereich Wundversorgung tätig ist. Dieser erklärte ihr und ihrem Mann das Prinzip eines mechanischen Débridements mit sterilen Kompressen und empfahl die Versorgung mit einer Schaumstoffwundauflage, die speziell für die Versorgung am Zeh entwickelt wurde. Mit diesem Wissen traute die Patientin sich die Wundreinigung zu (Bild 7) und es zeigte sich schnell eine Verbesserung. Erst die Zehenkappen, mit denen die Therapie nun fortgesetzt wurde, sowie Tipps für die Wundversorgung, welche die Patientin aus ihrem Bekanntenkreis erreichten, halfen ihr schließlich. 

In den folgenden Wochen schritt die Wundheilung deutlich voran und die Wunde wurde stetig kleiner. Inzwischen ist die vollständige Heilung eingetreten (Bild 8).

Fußbäder bei Nagelbettentzündungen?

In der Regel können Fußbäder dann durchgeführt werden, wenn keine offene Wunden vorliegen. Ansonsten können Keime eintreten und die Infektionsgefahr erhöhen. Liegt wie zum Anfang dieses Fallbeispiels eine geschlossene Nagelbettentzündung vor, so sind Fußbäder mit Kernseife bei 35 Grad für fünf bis sieben Minuten möglich. Längere Fußbäder sind nicht zu empfehlen, da sie die Haut aufweichen und die Infektionsgefahr erhöhen können. Sobald aber eine offene Wunde vorliegt, sollte ein Fußbad unbedingt vermieden werden.

Fallbeispiel Nagelbettentzündung
Bild 1: Ausgangssituation mit lokaler Infektion (Tag 1)
Nagelbettentzündung, Eiter nach Entfernung entzündeten Gewebes
Bild 2: Situation nach der Entfernung entzündeten Gewebes (Tag 2)
Nagelbettentzündung nach Nagelinzision
Bild 3: Zustand nach der Nagelinzision (Tag 10)
Nagelbettentzündung, 3 Tage nach Behandlungsbeginn mit Fußbädern
Bild 4: Wunde nach 3 Tagen der Behandlung mit Fußbädern (Tag 17)
Nagelbettentzündung, nach OP stark mit Fibrin belegt
Bild 5: zweieinhalb Wochen nach der OP (Tag 28)
Zehenkappe, Behandlung einer Nagelbettentzündung nach Inzision
Bild 6: Anwendung der Zehenkappe
Wundzustand nach Fibrinentfernung, Inzision einer Nagelbettentzündung
Bild 7: Wundzustand nach der Fibrinentfernung (Tag 67)
Abgeheilte Wunde nach Nagelbettentzündung und Inzision
Bild 8: abgeheilte Wunde (Tag 135)