Fallbeispiel: Chronische Wunde durch falsche Wundversorgung nach Ablederung

Nach jahrelanger Cortisoneinnahme und kurz zurückliegender Chemotherapie war die Haut eines 81-jährigen Patienten sehr fragil.

Eine Ablederung der Altershaut (Skin Tears) chronifizierte sich nach anfänglich falscher Behandlung der Wunde. Die folgende Wundversorgung mit modernen Wundauflagen unter Einbeziehung der Angehörigen führte zum vollständigen Abheilen der anfangs schmerzhaften und mit Biofilm belegten Wunde. Anamnese, Behandlungs- und Heilungsverlauf sind folgend dokumentiert.

Geschlecht

Mann

Alter

81 Jahre

Führende Wundursache

Trauma bei Transfer

Diabetes mellitus

nein

Risikofaktoren

zuvor jahrelange Cortison-Behandlung, kürzlich durchgeführte Chemotherapie

Lokalisation der Wunde

Unterarm rechts

Infizierte Wunde?

ja, Entzündungszeichen (Rötung, starke Schmerzen) und diagnostizierter Biofilm

Wundart

chronisch

Wundgrund

Biofilm

Wundumgebung

trocken, schuppig, multiple Läsionen

Wundrand

stellenweise mazeriert

Exsudation

mäßig

Abstrichentnahme

nein

Ausgangssituation

Herr P. ist ein 81-jähriger Mann, der aufgrund einer rheumatischen Erkrankung lange Jahre Cortison eingenommen hatte. Vor zwei Jahren erkrankte er zudem an Darmkrebs, der operativ entfernt werden konnte. Die damit einhergehende Gewichtsabnahme und nachfolgende unterstützende Chemotherapie hat Herrn P. körperlich so geschwächt, dass er seit etwa einem Jahr auf einen Rollstuhl angewiesen ist und in allen Bereichen der Grundpflege Unterstützung benötigt. Seine 10 Jahre jüngere Ehefrau, die noch sehr vital und rüstig ist, übernahm die Pflege und wird zurzeit an den Wochenenden von ihrem gemeinsamen Sohn unterstützt. Herr P. erholt sich sehr langsam und ist vor allem psychisch wieder ganz guter Dinge. Für die Ehefrau war es zeitweise sehr schwierig, ihren körperlich sehr geschwächten Ehemann vom Rollstuhl ins Bett oder auf die Toilette und zurück umzusetzen.

Bei einem dieser mühsamen Transfervorgänge sackte er plötzlich zusammen. Seine Ehefrau versuchte, ihn an den Armen fest zuhalten. Da Herr P. aufgrund der langjährigen Cortisoneinnahme und seines fortgeschrittenen Alters unter einer sehr fragilen Pergamenthaut leidet, löste sich dabei am rechten Unterarm die Oberhaut ab. Die Familie versorgte die Wunde auf Anraten eines Bekannten, der im Bereich der Wundversorgung arbeitet, zunächst selbst mit (unsteriler) Kochsalzlösung zur Wundreinigung, einem Silikondistanzgitter und einer Schaumstoffwundauflage. Die Verbandstoffe wurden mit unsterilen Scheren zugeschnitten und die Reste der Verbandstoffe wurden für den nächsten Verbandwechsel verwahrt. In den nächsten Monaten heilte die Wunde allerdings nicht ab und so bat die Ehefrau nun um Unterstützung.

Anamnese

Diagnose

Therapie

Wundversorgung: Angehörige Schritt für Schritt anleiten

Wie schnell eine chronische Wunde heilt, hängt auch davon ab, wie die Betroffenen und Angehörigen bei der Therapie mitwirken. Hier erfahren Sie, wie Sie betroffene Personen kompetent anleiten können.

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Dokumentierter Wundverlauf

Nach etwa einem Monat war kein Biofilm mehr vorhanden, Schmerzen gab Herr P. nicht mehr an. Es waren noch einzelne Areale der ursprünglichen Wundfläche vorhanden, der größte Teil bestand aus Epithelgewebe und ein paar Verkrustungen. Damit ist ein deutlicher Therapieerfolg zu erkennen. Die Umgebungshaut war sehr trocken und teilweise schuppig (Foto 2). Die Versorgung erfolgte nun mit einer Wundspüllösung zur Wundreinigung und weiterhin mit der Polyurethanschaumstoffwundauflage mit Silikon-Haftrand.

Einen weiteren Monat später waren nur noch ein paar wenige Krusten auf der alten Wundfläche zu sehen (Foto 3). Die Haut des Unterarms war weiterhin sehr trocken und an den Seiten etwas schuppig. Der Patient und seine Ehefrau wurden deshalb zum Thema Hautpflege bei Altershaut gründlich beraten. Bei der Pflege dieser Haut ist ein besonderes Fingerspitzengefühl gefragt. Trockene Haut benötigt pflegende und feuchtigkeitserhaltende Faktoren, die häufig in Cremes zu finden sind. Die Cremes lassen sich häufig aber nicht ohne einen gewissen Druck auf der Haut verteilen, was beim Eincremen zu neuen Verletzungen führen kann.

Lotionen sind zwar flüssiger und lassen sich leichter verteilen, entziehen aber oft eher die Feuchtigkeit und trocknen die Haut weiter aus. Hier sollte auf einen Mittelweg geachtet werden, z.B. mit einer etwas cremigeren Lotion mit Panthenolanteilen oder sehr niedrig dosiertem Urea. Beim Eincremen muss sich das Produkt ohne Druck aufbringen und gut verteilen lassen. Eine weitere Alternative könnten Schaumsprays oder Cremeschaum sein, die sich ebenfalls leicht verteilen lassen.

Bei der nächsten Vorstellung im folgenden Monat war die Wunde vollständig abgeheilt. Man konnte erkennen, dass die Hautpflege vom Patienten und der Ehefrau sehr gut umgesetzt wurde (Foto 4). Herr P. wird weiterhin langsam kräftiger und übernimmt wieder große Teile seiner Körperpflege selbst. In der Wohnung ist er inzwischen mit einem Rollator unterwegs, seine Frau muss ihn nicht mehr beim Toilettengang unterstützen. Beide sind guter Dinge, dass sie zukünftig die Hautpflege gut durchführen und das Verletzungsrisiko richtig einschätzen und minimieren können.

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Foto 1: Beginn der Versorgung (Tag 1)
Foto 2: nach einem Monat (Tag 27)
Foto 3: Nach 2 Monaten (Tag 58)
Foto 4: Abgeheilt (Tag 72)
Wundversorgung bei fragiler Haut

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Bitte beachten Sie, dass es sich hier um ein konkretes Fallbeispiel handelt, das nur eine mögliche Behandlungsoption darstellt.