Was ist Wundexsudat?
Wundexsudat ist eine gelbliche bis klare und geruchlose Flüssigkeit, die vom Körper in allen Phasen der Wundheilung produziert wird.
Andere Begriffe dafür lauten Wundflüssigkeit, Wundsekret oder Wundwasser. Der Körper stellt Wundexsudat durch Filtration aus Blut her.
Was sind exsudierende Wunden?
Exsudierende Wunden sind Wunden, die eine übermäßige Menge an Wundflüssigkeit, auch Exsudat genannt, absondern. Diese Flüssigkeit besteht aus Wasser, Proteinen, Zelltrümmern und gelegentlich Bakterien. Exsudierende Wunden erfordern eine spezielle Wundversorgung, um die überschüssige Flüssigkeit zu kontrollieren, das Infektionsrisiko zu minimieren und ein optimales Heilungsmilieu zu schaffen.
Warum exsudieren Wunden?
Für eine erfolgreiche und schnelle Wundheilung ist die Produktion von Wundsekret bzw. -exsudat notwendig: Exsudierende Wunden spülen tote Zellen und Abfallprodukte aus, die Wunde bleibt durch die Exsudation feucht, Immunabwehrzellen werden zur Wunde transportiert, ebenso Zellen und Nährstoffe für den Zellstoffwechsel, durch die Gewebe repariert und wiederaufgebaut wird.
Wundexsudat ist ein normaler Bestandteil der Wundheilung. Problematisch wird es erst dann, wenn z. B. durch eine Entzündung oder bei einem Lymphödem zu viel von der Wundflüssigkeit produziert wird. Aber auch zu trockene Wunden heilen langsamer, die Narbenbildung kann sich verschlechtern.
Woraus besteht Wundexsudat?
Wundexsudat besteht aus unterschiedlichen Bestandteilen, die für die Wundheilung notwendig sind:
- Wasser: Transportmedium für die festen Bestandteile, hält die Wunde feucht.
- Fibrin: Sorgt für die Blutstillung.
- Glukose: Liefert Energie für die Zellen.
- Lymphozyten und Makrophagen: Immunabwehr, produzieren Wachstumshormone damit neues Gewebe wachsen kann.
- Blutplättchen (Thrombozyten): Sorgt für die Blutstillung.
- Proteine, wie Albumin, Fibrinogen und Globuline: Transportmedium für andere Moleküle, antientzündliche Wirkung, blutstillende Wirkung und Immunabwehr.
- Wachstumsfaktoren: Stimulieren die Neubildung von Zellen und Gewebe.
- Mikroorganismen: Alle Wunden enthalten grundsätzlich unterschiedliche Mikroorganismen.
- Tote Zellen (Debris/Detritus): Abfallprodukte nach Wundentstehung.
Wie viel Exsudat können Wunden produzieren?
Die untenstehende Liste zeigt, dass die Menge an Wundsekret sehr unterschiedlich sein kann.
Dies ist kein Anlass zur Beunruhigung. Der Wundtherapeut sollte allerdings die Auswahl der Wundauflage an die zu erwartende Exsudatmenge anpassen, um dessen Beurteilung und Regulierung entsprechend vornehmen zu können. Diesen Vorgang nennt man Exsudatmanagement.
- Wundtypen und ihre Exsudatproduktion in g/cm2/24 Std.
- Ulcus cruris: 0,17-0,63
- Granulierende Wunden: 0,51
- Spalthautentnahmestellen (Eigenhautentnahme): 0,42
- Verbrennungswunden (unterschiedliche Grade): 0,34-0,86
Verändert sich das Wundexsudat bei schlecht heilenden Wunden?
Es kann durchaus vorkommen, dass einige Bestandteile des Exsudats in schlecht heilenden Wunden vermehrt oder vermindert gebildet werden.
Entzündungsfördernde Enzyme und solche, die Wachstumsfaktoren abbauen (Matrixmetalloproteasen), werden zwischen 10 bis 25 Mal häufiger gebildet. Fibroblasten, die für den Zellbau zuständig sind, sowie Wachstumsfaktoren sind hingegen wesentlich seltener zu finden. Infolge dieser Über- bzw. Unterversorgung mit gewissen Exsudatbestandteilen kommt es zu Wundheilungsverzögerungen, anders gesagt: die Wundheilung stagniert.
Der Behandelnde sollte stets eine Wundauflage wählen, die diesem Ungleichgewicht gezielt entgegenwirkt, und z.B. gegen zu viel Matrixmetalloproteasen wirksam ist.
In diesem Fallbeispiel geht es um eine stark exsudierende Wunde. Der Wundverlauf und die Fotos dokumentieren die Behandlung und den Heilungsfortschritt.
Fallbeispiel lesenExsudatmanagement in der Wundversorgung – der DRACO® Videoblog
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Von welchen Faktoren ist die Produktion von Exsudat abhängig?
Zum einen ist die Produktion von Exsudat abhängig von der Wundheilungsphase, in der sich die Wunde gerade befindet.
In der Exsudationsphase wird die größte Menge an Sekret gebildet. In der Granulations- und Epithelisierungsphase nimmt die Exsudatbildung hingegen ab bzw. kann sogar zum völligen Stillstand kommen bis die Wunde verschlossen ist.
Außerdem ist die Exsudation abhängig von Wundgröße, -tiefe und -position: größere und tiefere Wunden produzieren in der Regel mehr Exsudat als kleinere und flachere. Grundkrankheiten wie Lymphödeme, bestimmte Karzinomarten und systemische Infektionen produzieren zudem sehr viel mehr Wundsekret als bei normalen Wunden üblich ist.
- Wundheilungsphase
- Wundgröße
- Wundtiefe
- Wundposition
- Grunderkrankungen
Was ist zu tun?
Grundsätzlich sollte der Wundtherapeut bei jedem Verbandwechsel feststellen, ob sich Menge, Farbe, Konsistenz oder Geruch des Exsudates verändert haben. Seine Beobachtungen sind im Rahmen der Wunddokumentation festzuhalten. Ein aufgeweichter Wundrand (Mazeration) oder eine lokale oder systemische Entzündung können Anzeichen für die Veränderung des Wundsekrets sein.
Bei einer Verschlechterung des Exsudats sollte man sich zudem fragen, ob die Wunde beim letzten Verbandwechsel ausreichend gereinigt und ob die richtige Wundauflage ausgewählt wurde. Produkte, die sich bei einem hohen Exsudataufkommen eignen, sind Saugkompressen, Schaumstoffe, Alginate, Hydrofasern oder auch Superabsorber.
Wenn sich das Exsudat verändert, kann dies unter anderem ein Anzeichen für eine beginnende Infektion, die Verschlechterung der Durchblutung oder die Auswahl einer falschen Wundauflage sein. Die Wundtherapie ist durch den behandelnden Arzt nochmals zu überprüfen.