Ewald Lienen im Interview über seine Verletzung 1981

Ewald Lienen im Interview über seine Verletzung 1981

In unserem DRACO Studio begrüßte Moderatorin Jennifer von Klonczynski den ehemaligen Bundesliga-Stürmer Ewald Lienen und sprach mit ihm über eine der spektakulärsten und wohl bekanntesten Wunden im deutschen Fußball. 

1981 erlitt er durch ein Foul eine massive Risswunde im rechten Oberschenkel. Im Gespräch verriet er: Was war sein erster Gedanke nach dem Foul? Wie lief die Wundversorgung damals im Stadion, aber auch im Krankenhaus ab? Und welche Rolle spielen Wunden in seinem Alltag heute? 

Jennifer von Klonczynski: Es ist jetzt schon einige Jahre her, als 1981 bei einem Spiel eines der bekanntesten Bilder der deutschen Fußballgeschichte entstanden ist.

Ich muss gestehen, ich kannte weder das Bild noch das Spiel. Aber ich habe das Internet befragt und als ich einen Zusammenschnitt gesehen habe, war mein erster Gedanke: Meine Güte muss das wehgetan haben. Der nächste Gedanke war, man sieht, was Adrenalin mit einem macht. Ich sah einen Mann mit einem aufgeschlitzten Oberschenkel, der aber sofort wieder vom Platz aufsprang und nicht auf dem Boden liegen blieb.

Wie haben Sie diesen Moment für sich erfahren?

"An Schmerzen kann ich mich gar nicht erinnern"

Ewald Lienen: Ja, also das war wie ein Schock für mich. Das ist 1981 passiert und ich bin 1974 Profi geworden, war also schon sieben Jahre unterwegs. Drei Jahre bei Arminia Bielefeld, vier Jahre bei Borussia Mönchengladbach und habe das schon öfter erlebt, dass zu dem Zeitpunkt wirklich sehr aggressiv gespielt wurde. Wir hatten uns öfter beschwert über solche Dinge, die uns selbst passiert sind, aber auch anderen. Aber ich hatte keine Vorstellung davon, was das jetzt für mich bedeutet, weil ich das nicht überblicken konnte. Ich war einfach schockiert und dann ging es schon weiter. 

Jennifer von Klonczynski: Man hat in diesem Moment keine Gedanken daran, wie es jetzt mit meiner Karriere weitergehen wird? Also ich hätte auch gedacht, es sind unheimliche Schmerzen in dem Moment, die einen auch erstmal fesseln. 

Ewald Lienen: Also an Schmerzen kann ich mich überhaupt gar nicht erinnern. Natürlich schaust du auf das Bein und das ist so blitzartig durch den Kopf geschossen: Was bedeutet das jetzt für mich? Aber das, was mir danach sofort durch den Kopf schoss, war die Erinnerung daran, dass zwei, drei Minuten vorher der Trainer der gegnerischen Mannschaft, von Werder Bremen, der Otto Rehagel, diesen Spieler, den Norbert Siegmann, an den Spielfeldrand geholt und ein paar aggressive Gesten gemacht hat. Er hat ihn rangeholt und hat dann ein paar Mal so in seine Faust reingeschlagen, ohne dass ich jetzt mitbekommen habe, was er da gesagt hat. Spieler, Kollegen von mir, die bei uns auf der Bank gesessen haben, haben dann hinterher ausgesagt, der hätte gesagt „Packe ihn dir mal, beim nächsten Mal.“

Fakt ist auf jeden Fall, dass ich diese Szene gesehen habe und zwei Minuten später liege ich auf der Nase und habe den Oberschenkel auf. Für mich habe ich sofort die Verbindung hergestellt: Moment mal, was hat der ihm da erzählt und hat er ihn heiß gemacht? Deswegen bin ich dann aufgesprungen und bin zu ihm gerannt.

"Aber der Grund, warum das dann zu dieser Wunde führte, war sicherlich der, dass Norbert in mich hineingesprungen ist und dann so eine Kickbewegung gemacht hat. Das kann man auf den Bildern sehr gut sehen, wo sein Bein fast in meinem Oberschenkel steckt. Der springt in mich hinein, was damals üblich war."

(Ewald Lienen im Interview)

Jennifer von Klonczynski: Man hat gesehen, wie aufgebracht Sie in dem Moment waren und als wäre diese Wunde da in dem Moment gar nicht. […]

Zur Erklärung muss man vielleicht noch dazu sagen, dass es damals so war, dass mit Metallstollen gespielt wurde, richtig? Also für mich ist heute mit den Plastikstollen, mit denen heute gespielt wird, gar nicht so richtig vorstellbar, wie so eine dramatische Wunde entstehen kann.

Ewald Lienen: Ja, das stimmt. Vor allem Abwehrspieler hatten 18 Millimeter Alustollen. Natürlich war auch der Weg zum Stadion und auch der Boden in den Kabinen nicht so weich wie das heutzutage der Fall ist. Das war Steinboden und ich kann mich daran erinnern, wie das immer so klackte, wenn die Spieler auf dem Weg ins Stadion waren. Und dann wurden die Stollen auf dem Weg ins Stadion auch noch mal ein bisschen angeschärft und wahrscheinlich war an den Stollen irgendwo ein kleiner scharfer Grat. Aber der Grund, warum das dann zu dieser Wunde führte, war sicherlich der, dass Norbert in mich hineingesprungen ist und dann so eine Kickbewegung gemacht hat. Das kann man auf den Bildern sehr gut sehen, wo sein Bein fast in meinem Oberschenkel steckt. Der springt in mich hinein, was damals üblich war. 

„Bei der Ballannahme müsst ihr drauf sein.“ Das haben die Trainer den Spielern immer gesagt. Dass wir gar nicht erst den Ball kontrollieren sollen und wenn du den Ball bekommst und jemand attackierte dich, dann hat der Schiedsrichter gesagt, das ist in Ordnung.

Also der hat mich angesprungen und in dem Moment, wo er mich berührt, hat er so eine Kickbewegung nach oben gemacht. Das hat diesen Schnitt verursacht und deswegen sah das so spektakulär aus.

Ewald Lienen zu aggressivem Spiel
Ewald Lienen: "Die Trainer haben damals den Spielern gesagt, du geh richtig drauf..."

"Diese Zeiten damals waren abenteuerlich"

Jennifer von Klonczynski: Ja, das Bild, das durch alle Zeitungen und durch die ganze Presse ging, ist ja auch sehr spektakulär und wenn man drauf schaut und auch wenn man sich das Video anschaut, muss man sich selbst erstmal so ein bisschen sortieren und überlegen, wo gehört welches Bein hin.

Als ich mir das Video angeguckt habe, musste ich oft zurück spulen, um für mich zu verstehen, was da gerade passiert ist. Einfach, weil es so unglaublich schnell gegangen ist. Die Verletzung an sich ist dann offensichtlich.

Sie haben in ihrer Autobiografie geschrieben: „Ich starre in meinen offenen Oberschenkel auf etwas Weißes, das aussieht wie eine eingelegte Ananas-Scheibe.“ Das finde ich einen sehr plakativen Gedanken, der mir auch ganz häufig in meinem Alltag mit Patientinnen und Patienten immer wieder begegnet. Also, dass da Vergleiche in einer ganz bildhaften Sprache verwendet werden, um solche eigentlich unfassbaren Situationen zu beschreiben. Betroffene, die sagen: „Mein Bein sah aus, als hätte mir ein Hai da ein Stück rausgebissen."

Ich als Versorger von solchen Wunden habe sofort den Ablauf im Kopf: Was muss jetzt alles getan werden? Also ich habe dieses Bild gesehen und habe sofort gedacht, so jetzt muss das und das und das passieren. Ich dachte beispielsweise an Tetanusimpfung und sterile Abdeckung. Wie ist die Versorgung vor Ort gelaufen und wie haben Sie das für sich wahrgenommen?

Ewald Lienen: Das ist eine sehr gute Frage, die ich umfassend nicht beantworten kann, weil ich so unter Adrenalin stand und nur im Kopf hatte, ich muss den Trainer attackieren. Diese Zeiten damals waren abenteuerlich.

Die Spieler sind zwar nicht rausgegangen mit der Idee „Jetzt trete ich mal meinen Gegenspieler kaputt“, aber du konntest dich als Abwehrspieler nur halten, wenn du deinen Gegner ausgeschaltet oder es zumindest versucht hast. Das war auch, was die Trainer den Spielern gesagt haben. Und wie ich schon gesagt habe, bei der Ballannahme „drauf“ sein.

Ich habe andere Fotos in meiner Autobiografie, wo Wolfgang Sidka damals, der bei Hertha spielte, mir hinten in die Kniekehle springt und du siehst überhaupt gar keinen Ball. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass der vom Platz geflogen ist, oder dass ein Foul gepfiffen wurde. Das war gang und gäbe. Du bekommst den Ball, die springen dir hinten rein und das war ein Thema, was ich zu dem Zeitpunkt schon häufig erlebt hatte. Über Jahre hinweg in der zweiten Liga und dann auch teilweise nicht mehr so schlimm in der ersten Liga.

Deswegen war ich sensibilisiert und habe gesagt, „Ich muss da was zu sagen. Ich kann mich nicht einfach wie ein Opfer hier hinlegen und sagen, ja gut, jetzt ist es mir halt passiert.“ Es gibt Gründe dafür. Also habe ich den Trainer attackiert, weil der den Spieler heiß gemacht hat.

Natürlich ist das immer die Entscheidung des Spielers, aber die Trainer haben damals den Spielern gesagt, du geh richtig drauf und in dem Fall halt zwei Minuten vorher auch nochmal. Norbert Siegmann musste man nicht heiß machen. Das war ein harter Abwehrspieler, aber da ist er komplett übers Ziel hinausgeschossen und ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht, was jetzt passiert. Ich bin nur zum Otto Rehagel gerannt.

Und dann kamen alle angestürzt. Mein Trainer und mein Co-Trainer haben ja gar nicht gewusst was passiert ist. Die wollten mich davon abhalten, den Otto Rehagel zu verprügeln. Und dann sieht mein Trainer Horst Franz diese Wunde und in dem Moment dreht er sich um und läuft weg. Sowas hat es noch nicht gegeben, dass man so etwas sieht. 

MediathekDie Fußballwunde von Ewald Lienen: Verheilt, aber nicht spurlos

Eine besonders spektakuläre Risswunde: Im Jahr 1981 erlitt Ewald Lienen die wohl bekannteste Wunde im Fußball. Im Interview spricht er mit Jennifer von Klonczynski über die Wundversorgung, das Foul, den Umgang damit und die Reaktionen darauf. 

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Wundversorgung und der lange Weg ins Krankenhaus

Irgendwann hatte ich mich dann beruhigt und dann ist unser Vereinsarzt gekommen und der hat mich dann da irgendwo hingelegt. Ich weiß gar nicht, ob da eine Trage war. Auf jeden Fall lag ich dann auf der Erde und habe immer noch die Faust geschüttelt. Was er genau gemacht hat, habe ich nicht wahrgenommen.

Auf dem Bild sieht man, dass ich einen weißen Verband um den Oberschenkel habe. Ich denke, dass er die Wunde desinfiziert, dann mit einer sterilen Kompresse abgedeckt und dann den Verband angelegt hat. 

Jennifer von Klonczynski: Die erste Versorgung erfolgte dann also noch direkt auf dem Platz und dann ging es für Sie weiter. Wir sprechen hier von einer akuten Wunde. Da hat man die Möglichkeit, die Wunden primär zu verschließen mit einer Naht, was bei chronischen Wunden, mit denen wir es ganz häufig in unserem Alltag zu tun haben, nicht geht. Das heißt, sie sind dann direkt ins Krankenhaus gebracht worden? 

Ewald Lienen: Ja, das habe ich auch gedacht, dass ich direkt ins Krankenhaus komme. Das Ganze hat ja in Bremen stattgefunden und direkt neben dem Stadion gab es das Krankenhaus Links der Weser. Dr. Franz Böhmert war nicht nur Präsident von Werder Bremen, sondern auch Chef von diesem Krankenhaus. Die haben mich dann auf dieser Trage rausgeschleppt und dann habe ich gedacht, naja, jetzt geht es im Krankenwagen ins Krankenhaus, das muss ja um die Ecke sein.

Nein, es ging runter in die Umkleidekabine. Mein Arzt war nicht mehr da, der hat sich offensichtlich weiter um die Leute da draußen gekümmert, denn das Spiel ging ja weiter. Der Vereinsarzt von Werder Bremen war bei mir, wobei der ja eigentlich auch bei seiner Mannschafft hätte bleiben können. 

Auf jeden Fall haben die mich in die Kabine geschleppt, mich auf eine Massagebank gelegt und da strotzte es nur so vor Dreck.

Zeitgemäße Versorgung bei akuten Wunden

"Das muss genäht werden!"

Auf jeden Fall hat dieser Dr. Wiedemann tatsächlich diesen weißen Verband von unserem Vereinsarzt entfernt, um sich die Wunde in den dreckigen Katakomben noch einmal anzusehen und sagte dann den bahnbrechenden Satz „Ja, das muss genäht werden!". Und dann hat er das wieder zugemacht und erst dann haben sie mich ins Krankenhaus gebracht. 

Da habe ich mir nie mehr Gedanken darüber gemacht, aber das war schon eine absolute Unverschämtheit, mich da unten reinzuschleppen und sich das noch mal anzugucken, obwohl er draußen die ganze Zeit dabei war. Er hat gesehen, dass ich einen offenen Oberschenkel hatte. Ich weiß nicht, was das sollte.

Jennifer von Klonczynski: Ja und dann sind Sie aber im weiteren Verlauf ins Krankenhaus gekommen und da wurde das Ganze dann genäht, nehme ich an. 

Ewald Lienen: "Die Wunde ist ein bisschen versteckt."

Ewald Lienen: Genau. Das ist dann am gleichen Abend passiert. Auf dem Tisch bekam ich eine Spritze zur Betäubung in die offene Wunde. Da kann ich mich dran erinnern. Dann haben Sie eine Drainage reingelegt aus Kunststoff, aber heute sehe ich das gar nicht mehr. 

Wenn mich da nicht jeder alle fünf Minuten dran erinnern würde, dann vergesse ich die Wunde schon mal, weil ich die Narbe im Alltag nicht sehe. Die ist ein bisschen versteckt. Ich weiß, dass hier in der Mitte des Oberschenkels irgendwo so eine Stelle ist, wo damals diese Drainage raushing, um die Wundflüssigkeit ablaufen zu lassen. 

Ich war einfach froh, als die Wunde verschlossen war und ich war heilfroh, dass es im Grunde genommen eine harmlose Verletzung für mich war. Obwohl das vielleicht die spektakulärste Verletzung im Fußball hier in Deutschland war. Zumindest waren es die spektakulärsten Bilder, aber es war zum Glück für mich eine harmlose Verletzung. Nichts desto trotz hat uns die Wunde die Möglichkeit gegeben, etwas zu unternehmen und zu sagen, dass es so nicht weitergehen kann. Niemand kann mir sagen, dass er mich absichtlich oberhalb des Knies getroffen hat. Es hätte genauso gut zehn Zentimeter tiefer passieren können und mit dieser Wucht, mit der er mich angesprungen hat und mit dieser Streckung des Beins, hätte er mir mein gesamtes Kniegelenk zerfetzen können. Beim damaligen Stand der Operationstechnik, gehe ich mal davon aus, dass es nicht so leicht gewesen wäre für mich, dann wieder auf den Fußballplatz zurückzukommen.

Und so war ich vier, fünf Wochen später schon wieder im Einsatz. Es war eine reine Fleischwunde. Es war zumindest einer der Endpunkte einer Entwicklung, die man über lange Jahre hat kommen sehen. Denn das hätte jedes Wochenende passieren können. Norbert Siegmann hat einfach Pech gehabt, dass es ihm passiert ist.

Jennifer von Klonczynski: Und sie natürlich auch.

Ewald Lienen: Ja, aber wie gesagt, war ich einfach froh, dass es so glimpflich für mich abgegangen ist. Als die Wunde dann zugewachsen war, habe ich tatsächlich noch ein paar Monate gebraucht. Mein Trainer hat mich irgendwann mal ausgewechselt und hat gesagt, „Du hast ja Angst.“ Und er hat recht gehabt. Das hat ein, zwei Monate gedauert. Ich habe zwar wieder gespielt, aber ich bin da rumgehüpft wie so ein Känguru und habe wahrscheinlich mehr darauf geachtet, ob irgendein Verstörter angeflogen kommt, der mich umtreten will, als dass ich auf den Ball geachtet hätte. Wenn du den Ball kontrollieren und gut offensiv spielen willst, dann musst du ja darauf fokussiert sein und darfst nicht ängstlich sein, was um dich herum passiert.

Jennifer von Klonczynski: Ja, das war eine Frage, die ich mir gestellt habe, ob man nach so einem Erlebnis anders spielt. Also Sie haben gerade schon gesagt, Sie haben nach vier Wochen schon wieder gespielt. Wie lange waren Sie im Krankenhaus? 

Ewald Lienen: Das ist eine gute Frage. Freitagabend bin ich operiert worden. Am Sonntagmittag haben sie mich nach Bielefeld gebracht. Da war ich dann sicherlich noch einige Tage im Krankenhaus. Ich kann mich daran erinnern, dass ich immer wieder Besuch bekommen habe von allen möglichen Leuten dort in Bielefeld. Also vielleicht war es sogar eine Woche, was für mich eigentlich normal war. Aber ich habe jetzt gehört, dass das heutzutage gar nicht mehr so üblich ist, Leute mit so einer zugenähten Wunde so lange im Krankenhaus zu lassen.

Jennifer von Klonczynski: Ja, das hat sich in den letzten Jahren durchaus geändert. Nicht nur bei akuten Verletzungen, sondern auch bei chronischen Wunden. Es gab bestimmt noch weitere Therapien im Krankenhaus. Haben Sie dort Physiotherapie bekommen? Gerade für Sie war es natürlich auch wichtig, dass Sie schnell wieder mobil sind. Oder hat man da erst einmal auf die Wundheilung gesetzt und hat Sie ein bisschen zur Ruhe kommen lassen?

Ewald Lienen: Das Letztere. Also ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, dass irgendjemand gemeint hat, er müsste mit mir jetzt irgendwas machen. Alle waren einfach froh, dass ich diese Attacke halbwegs überstanden habe und man hat darauf gewartet, dass es zu wächst. 

"Mein Trainer hat mich irgendwann mal ausgewechselt und hat gesagt, „Du hast ja Angst.“ Und er hat recht gehabt. Das hat ein, zwei Monate gedauert."

(Ewald Lienen im Interview)

"Ich hatte wahnsinniges Glück!"

Jennifer von Klonczynski: Ja, und dieser Gedanke, wie viel Glück man eigentlich gehabt hat in dem Moment, dass es nicht zehn Zentimeter tiefer war. Kam diese Gedanken direkt als Sie noch im Krankenhaus waren oder erst später im Verlauf des Lebens, als Sie sich weiter mit dem Thema auseinandergesetzt hatten? 

Ewald Lienen: Ich denke schon, dass mir das damals schon klar war. Meine Frau ist an dem Tag mit unserem kleinen Sohn und einer befreundeten Familie Richtung Südfrankreich in den Urlaub gefahren. Sie war schwanger mit unserer Tochter und ich habe dann am nächsten Morgen angerufen und habe dann gesagt: „Na ja, also ich musste ausgewechselt werden. Ich habe mich verletzt, aber es ist nichts Schlimmes. Es ist ein bisschen was aufgeritzt, das hat man zugenäht und damit ist es gut.“ Also das war mir schon klar, dass ich wahnsinnig Glück gehabt habe. Auch in den Jahren vorher hat es ganz andere Verletzungen gegeben. Verletzungen, wegen denen Leute ihre Karriere beenden mussten, aber die Verletzungen waren nicht spektakulär. Bei mir konnte jeder sehen, was passiert ist, aber es gibt Verletzungen, wo du nichts siehst. Wenn er mich am Knie getroffen hätte, dann hätte alles kaputt sein können: Kreuzbänder, Menisken, Knorpel. Aber du siehst es wahrscheinlich nicht. Ich habe Verletzungen gesehen oder erlebt von Spielern, die das ganze Fußgelenk komplett zerfetzt hatten, aber du siehst es nicht, weil der Fuß nicht daneben hängt und es keine offene Wunde gibt. Aber das ist wesentlich schlimmer und es war mir schon klar, dass ich damals richtig Glück gehabt habe und weitermachen konnte.

Jennifer von Klonczynski: Sie haben gerade gesagt, die Tatsache, dass diese Verletzung so spektakulär war, hatte das Potenzial, dass sich was ändert im Fußball. Ist das passiert? Hat sich nach diesem Foul was geändert?

Ewald Lienen: Zum Teil. Es sind danach noch ein, zwei Dinge weiter passiert, aber es war eine Diskussion, die immer mehrere Wochen ging. Natürlich hat die Boulevardpresse das damals ausgeschlachtet. Schon Jahre vorher, 1977, bevor ich nach Mönchengladbach ging, hatten wir mit Arminia Bielefeld ein Spiel gegen 1860 München und da sind wir in München so zusammengetreten worden. Und dem Schiedsrichter war das völlig egal. Leute sind verletzt worden. Das war ganz übel, sodass man wirklich den Eindruck hatte, der Schiedsrichter ist bezahlt und der guckt extra weg. Und damals habe ich schon einen offenen Brief an den DFB geschrieben mit Unterschriften von allen Spielern. Wir haben Protest eingelegt und das hat trotzdem nichts bewirkt. 1981 ist das mit mir passiert. Es hat danach noch zwei ganz schlimme Dinge gegeben. Jürgen Gelsdorf war mein Mitspieler früher, war dann bei den Leverkusen und ist mit dem Bum-Kun Cha, der damals noch bei Eintracht Frankfurt spielte, in den Rücken gerutscht mit dem Knie. Das war eine ganz gefährliche Rückenverletzung. Und dann gab es noch Emanuel Günther vom Karlsruher SC. Ein Mittelstürmer, der sehr körperbetont spielte. Ein Abwehrspieler von Braunschweig wollte den Ball wegschießen und er ist dann mit gestrecktem Bein davor und das durchschwingende Bein ist in die offenen Stollen geflogen. Und er hat einen Schienen- und Wadenbeinbruch erlitten. Das waren dann so die letzten Tropfen, die das Fass letztlich zum Überlaufen gebracht haben. Erst danach fing man an umzudenken. Denn bis dahin haben die Schiedsrichter gesagt, das ist im Kampf um den Ball. Es gab ja auch keinen Videobeweis - Der Schiedsrichter entschied auf dem Platz. 

Wir haben 1981 versucht, die Strafwürdigkeit eines solchen Verhaltens festzuhalten, indem wir Strafantrag bei der Staatsanwalt gestellt haben in Bremen. Aber dort sagte man, das sei nur eine leichte Regelverletzung. Du hast ja eingewilligt in diesen Sport, und der Boxer, der einen Schlag ins Gesicht bekommt, kann nicht mit einer Strafverfolgung des Gegners rechnen. Der Staatsanwalt hat unseren Sport mit dem Boxsport verglichen, wo das Ziel darin besteht, den anderen kampfunfähig zu schlagen. Ich habe dann öffentlich gesagt: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass der Sinn meiner Sportart darin besteht, mich kampfunfähig treten zu lassen." Und dann haben wir Beschwerde beim Generalstaatsanwalt eingelegt. Aber der ist dabei geblieben und hat gesagt, das sei keine Regelverletzung.

Wenn ich die Regeln grob fahrlässig verletze, dann ist es zumindest eine fahrlässige Körperverletzung mit bedingtem Verletzungsvorsatz. Das ist so, als wenn ich mit 100 km/h durch die geschlossene Ortschaft fahre. Da habe ich es nicht unter Kontrolle und wenn dann was passiert, werde ich bestraft. Und dann tritt der Generalstaatsanwalt auf den Plan. Im Fußball haben sie gesagt ist das Sache des DFB. Dagegen haben wir argumentiert, dass mein Gegner mit hohem, gestrecktem Bein in mich hineingeflogen ist. Dennoch sei das eher eine leichte Regelverletzung, und außerdem hätte ich ja eingewilligt. Laut Generalstaatsanwalt war hier also im Grunde genommen von einer durch Einwilligung des Opfers gerechtfertigten Körperverletzung auszugehen. 

Das ist abenteuerlich und hat sich dann zum Glück im Laufe der Zeit gewandelt. Bis vor kurzem hatten wir sogar die Situation, dass Abwehrspieler sich gar nicht trauen, in irgendeinen Zweikampf zu gehen. Ich habe damals immer so ein bisschen übertrieben gesagt, ein Menschenleben hat nicht viel gezählt. Das kann man heute so nicht mehr sagen, aber es war wirklich so, dass es war völlig egal war und im Kampf um den Ball konnten die Abwehrspieler machen, was sie wollen. Da sind wir gegen angegangen und das ist letztendlich besser geworden. 

"Der Staatsanwalt hat unseren Sport mit dem Boxsport verglichen, wo das Ziel darin besteht, den anderen kampfunfähig zu schlagen."

(Ewald Lienen im Interview)

Ärzteteams in der Bundesliga damals

Jennifer von Klonczynski: Sie haben gerade gesagt, dass Sie zunächst von Ihrem Vereinsarzt betreut wurden, dann im Verlauf von dem anderen, also jeder Verein hat seinen eigenen Betreuungsstab. Besteht das nur aus einem Arzt, oder sind da noch mehr dabei, die da unterstützen? Gibt es da vielleicht sogar MFA oder Krankenschwestern oder Rettungssanitäter? Wer gehört alles zu so einem Betreuungsstab?

Ewald Lienen: Naja, das ist heutzutage natürlich viel weiter als damals. Damals hatten wir jeder hatte einen Arzt, in der Regel war das aber ein Chirurg oder ein Orthopäde. Dann war noch ein Masseur dabei, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass es dann auch immer ein ausgebildeter Physiotherapeut war. Das ist im Laufe der Jahre immer besser geworden. Ich habe dann irgendwann mal gesagt ich brauche einen Orthopäden, aber ich brauche vor allen Dingen auch einen Internisten. Also jemand, der in der Lage ist zu sagen, was wir machen, um Krankheiten zu vermeiden. Was wir machen wir, damit Spieler sich besser ernähren. Wir brauchen Spezialisten, um die Fitness zu verbessern. Mittlerweile sind es mehrere Leute, die auf den Platz laufen und es sind immer auch ein oder zwei Ärzte bei jeder Mannschaft und auch ausgebildete Physiotherapeuten. Allerdings weiß ich nicht, inwiefern die in der Lage wären, mit Wunden umzugehen. Dabei habe ich es schon öfter erlebt, dass eine offene Wunde getackert wird und die Spieler dann wieder auf den Platz geschickt werden. 

Jennifer von Klonczynski: Ja, ich meine, dass ich tackern oder kleben auch schon gesehen habe. Das sind Erstmaßnahmen, die bei so kleineren Verletzungen natürlich funktionieren. In Ihrem Fall brauchte man da aber doch eine etwas umfassendere Versorgung.

Ewald Lienen: Aber das ist schon wesentlich besser geworden. Gerade bei Wunden am Kopf, die entstehen weil Spieler zusammengestoßen sind. Das passiert immer wieder: Zwei Spieler steigen zum Kopfball hoch, einer kommt ein bisschen zu spät, der andere hat den Ball schon weggeköpft und dann geraten die Köpfe gegeneinander. Früher hat man das oft genäht oder getackert und hat die Leute dann direkt wieder auf den Platz geschickt. Das ist wahnsinnig gefährlich. Das macht man heute nicht mehr. Gerade bei solchen Zusammenstößen mit dem Kopf sind die Schiedsrichter sowieso angehalten, das Ganze zu unterbrechen. Auch die Ärzte wissen, dass diese Spieler aus dem Spiel genommen werden müssen. Die Gefahr von Folgeschäden ist einfach zu groß. Der Spieler denkt vielleicht, ich kann weitermachen, aber das geht einfach nicht. Das ist zu riskant.

"Dabei habe ich es schon öfter erlebt, dass eine offene Wunde getackert wird und die Spieler dann wieder auf den Platz geschickt werden."

(Ewald Lienen im Interview)

Was die Wunde mit mir machte

Jennifer von Klonczynski: Sie haben gesagt, Sie konnten nach vier Wochen wieder auf dem Feld stehen und Sie werden wahrscheinlich immer wieder mal im Laufe Ihres Lebens auf diese Situation, auf diese Wunde angesprochen. Würden Sie persönlich für sich sagen, das hat was mit Ihnen gemacht, so eine weitreichende Verletzung zu haben? Auch wenn die Wunde Sie jetzt nicht spielunfähig gemacht hat, aber sie war ja dennoch sehr groß. Hat es was mit Ihrem Blick auf solche Situationen, auf Wunden verändert?

Ewald Lienen: Na ja, es ist natürlich eine Erfahrung, die man nicht vergisst. Auch wenn ich es manchmal gar nicht mehr im Kopf habe, das habe ich ja schon gesagt. Ich sehe die Wunde nicht, also beispielsweise wenn ich dusche. Da müsste ich hinter mir stehen, weil die Wunde schräg hinten ist. Insofern habe ich da nicht immer dran gedacht. Aber ich habe immer mal wieder Verletzungen gehabt. Ich habe gerade an diesem rechten Oberschenkel nicht nur das gehabt, sondern gab es  auch noch eine Schnittwunde. Da ist mir etwas von einer Kaffeetasse abgebrochen, womit ich mir die Mitte des Oberschenkels aufgeschlitzt habe. Das musste dann 3-4 cm genäht werden. Oder ich habe jetzt vor ein paar Monaten eine neue Hüfte bekommen und ist auch an der rechten Seite. Da habe ich so eine 12 cm lange Wunde, die aber geklammert worden ist. Und irgendwann mal nach 10-14 Tagen, sah die auch abenteuerlich aus. 

Damals habe ich eine Zeit lang gebraucht, nicht um mich von der Wunde zu erholen, sondern um den Kopf wieder frei zu bekommen für das eigentliche Spiel. Ohne darauf zu achten, kommt da jetzt irgendjemand angeflogen, der dich treten will. Also ich habe einige Erfahrungen gemacht mit diesen Wunden und kann damit umgehen. Ich muss das nicht unbedingt bei anderen sehen. Bei mir selber, das ist ja oft so, habe ich kein Problem damit.

Jennifer von Klonczynski: Wobei viele es eher genau anders herum beschreiben und sagen, Patienten zu versorgen, damit komme ich klar, aber bei mir selber gucke ich lieber weg. Ich habe noch eine Frage an Sie: Sie haben ja jetzt Erfahrungen von damals, 1981, und die Erfahrungen, die Sie jetzt gemacht haben. Haben Sie das Gefühl, in der Behandlung hat sich was geändert?

"Damals habe ich eine Zeit lang gebraucht, nicht um mich von der Wunde zu erholen, sondern um den Kopf wieder frei zu bekommen für das eigentliche Spiel."

(Ewald Lienen im Interview)

Meine Wunde heute: Es hat sich viel geändert

Ewald Lienen: Ja logisch. Also es hat sich so wahnsinnig viel geändert. Unser ganzes Leben hat sich verändert, auch gerade im medizinischen Bereich. Ich habe diese ganze Palette ja miterlebt, die neuen Operationstechniken in den 80er Jahren. Bevor das mit den Arthroskopien losging, habe ich ganz aufgeschnittene Beine gesehen, die wie eine Schweinehälfte auseinandergeklafft haben, um dann am Knie irgendetwas zu operieren.

Und heute macht man das minimal-invasiv. Zum Glück musste ich am Knie noch nie operiert werden. Aber es hat sich so wahnsinnig viel verändert. Und ich bin sehr dankbar, dass es all diese Möglichkeiten gibt, alleine mit meiner Hüfte. Ich bin jetzt zwei Jahre rumgelaufen mit Schmerzen und habe gar nicht gewusst, dass es die Hüfte ist. Mir haben der Rücken, die Knie und die Adduktoren wehgetan, bis mir ein Arzt gesagt hat “Du hast ein Hüftproblem.” Und dann habe ich innerhalb von ein paar Monaten eine neue Hüfte bekommen. Das ist eine Sensation, auch wenn das natürlich eine Zeit lang braucht, bist du dich daran gewöhnt hast. Ich hatte zwar ein sehr großen Bluterguss über den ganzen Oberschenkel, aber das kam daher, dass ich blutverdünnende Medikamente nehme, die man dann nicht absetzen darf. Die Operationswunde war allerdings wirklich top versorgt. Dazu gab es dann noch jeden Tag eine Thrombose Spritze und es wurde nach dem Allgemeinzustand geschaut.

Da kann ich mich damals nicht daran erinnern, aber die werden auch geguckt haben. Der Fokus meiner Wahrnehmung lag einfach woanders. Aber ich glaube, dass wir wirklich dankbar sein können für all die Entwicklungen. 

Jennifer von Klonczynski: Ja, der Fokus liegt im Grunde ja auch für jeden Patienten mit seiner Wunde immer ein bisschen anders. Damals hatten sie ganz viele andere Dinge im Kopf, die sich jetzt vielleicht gar nicht so direkt um die Wunde gedreht haben.

Wenn es dann die Hüfte ist, dann hat man vielleicht dann auch wieder nochmal andere Gedanken. Wie klappt das hinterher mit dem Laufen? Wie sieht es mit den Schmerzen aus, weil auch das ja ein Punkt ist, der einen im Leben ja weitreichend begleiten und verändern kann, wenn man chronisch Schmerz betroffen ist. Und ich glaube, wenn Sie hinterher sagen können, dass diese Schmerzen weg sind, dann ist das ja auch erstmal ein erster Teilerfolg, den man erzielt hat auf diesem Behandlungsweg.

Ewald Lienen: Ich habe mit so vielen Ex-Spielern gesprochen, die ein neues Knie oder eine neue Hüfte bekommen haben. Dann habe ich immer gedacht: Wahnsinn, wieso ist so etwas nötig? Ich habe nie gedacht, dass mir das mal passieren wird. Und die Wunde, die mir zugefügt wurde, um die neue Hüfte einzusetzen, das war mit meiner Einwilligung. Insofern, wenn der Staatsanwalt heute sagen würde, eine durch Einwilligung des Betroffenen gerechtfertigte Verletzung, das stimmte in diesem Fall. Aber man hat es halt aufgeschnitten, um mir dort eine sensationelle Kurzschaftprothese einzusetzen. Und nach zwei, drei Tage im Krankenhaus und noch vier Wochen, vier, fünf Wochen Reha, konnte ich anfangen, ohne Krücken zu laufen. Ohne die Schmerzen in den Knien zu haben, ohne die Schmerzen in den Adduktoren zu haben und ohne Schmerzen im Rücken zu haben. 

Also im Endeffekt bin ich sehr dankbar für diese Wunde nach der Hüft-OP. Ich habe mich zwar geärgert, dass da so ein großer Bluterguss war, aber die Wunde selber war für mich immer ein Symbol dafür, wie dankbar ich sein kann, dass es so etwas gibt. Denn so etwas wäre in der Form früher nicht möglich gewesen. Und da bin ich wirklich sehr dankbar und ich habe eine völlig andere Lebensqualität. Und deswegen habe ich eine grundsätzlich positive Haltung, Wunden gegenüber, bei deren Zustandekommen ich zugestimmt habe.

"Also im Endeffekt bin ich sehr dankbar für diese Wunde nach der Hüft-OP. Ich habe mich zwar geärgert, dass da so ein großer Bluterguss war, aber die Wunde selber war für mich immer ein Symbol dafür, wie dankbar ich sein kann, dass es so etwas gibt."

(Ewald Lienen im Interview)

Jennifer von Klonczynski: Das kann ich mir vorstellen. Das Gefühl, was man mit so einer Wunde verbindet, verändert dann natürlich auch die Gesamtsituation für die Betroffenen. Hat sich Ihr persönlicher Umgang mit Wunden verändert? Haben Sie in Ihrem Umfeld auch Kontakt zu Patienten oder Betroffenen, die vielleicht auch eine chronische Wunde haben?

"Chronische Wunden gehen mir nahe"

Ewald Lienen: Ja, in der Familie, da habe ich Berührungspunkte mit einem diabetischen Fuß, wo auch immer Wunden entstehen durch Reibung. Das ist nicht so schön, weil ja, das ist etwas anderes, als was ich erlebt habe. Ich habe erlebt, dass es eine Wunde ist, die spektakulär, aber relativ harmlos ist. Man näht sie zu, aber diese Wunden beim Diabetischen Fuß mit Durchblutungsproblemen und Problemen bei der Wundheilung oder dem Charcot-Fuß flammen sie immer wieder auf. 

Und das ist eine ganz andere Geschichte, als ich sie erlebt habe. Ich habe nur Wunden erlebt, die relativ harmlos waren oder die notwendig waren, um etwas gerade zu rücken. Das ist eine ganz andere Geschichte. Bei mir selber kann ich damit umgehen, aber ich habe natürlich auch noch keine anderen Wunden gehabt, die viel schlimmer waren oder die nicht mehr zu gehen.

Jennifer von Klonczynski: Ja, Sie haben da im Grunde gerade schon sehr schön den Unterschied zwischen einer akuten und einer chronischen Wunde zusammengefasst, dass eben die akute Wunde ein einmaliges Ereignis ist und man die Wunde an sich behandeln kann, wohingegen man bei chronischen Wunden halt einen kausalen Zusammenhang hat, eine kausale Therapie benötigt und das Ganze viel herausfordernder ist.

Die Moderatorin Jennifer von Klonczynski

Jennifer von Klonczynski ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Wundexpertin ICW. Nach einer 10-jährigen Tätigkeit in der Hautklinik des Universitätsklinikums Essen, arbeitet sie seit 2021 als Wundexpertin in einer allgemeinmedizinischen Praxis. Für Dr. Ausbüttel ist sie seit 2018 als Moderatorin im Rahmen der Fortbildungen der modernen Wundversorgung tätig.

Der Autor Ewald Lienen

Ewald Lienen ist ehemaliger Bundesliga-Fußballspieler und -trainer. Bis Ende 2020 war er Technischer Direktor des FC St. Pauli. Heute tritt er als Podcaster, Redner und Fußballexperte auf. Für DRACO nahm er im Juni 2024 an einem Online-Gespräch zu einer bekannten Fußballwunde teil.