Eiter und eitrige Wunden

Eiter und eitrige Wunden

Eiter ist einer der gängigsten Wundbeläge bei chronischen Wunden – neben Biofilm, Fibrin, Nekrose und Detritus.

Eiter ist eine Flüssigkeit, die bei Entzündungen durch eiterbildende Bakterien produziert und vom Körper abgesondert wird. In der Fachsprache wird er auch Pus genannt.

Wozu produziert der Körper Eiter?

Zunächst einmal produziert der Körper selbst keinen Eiter. Es handelt sich dabei meist um eine Reaktion des Körpers auf eine bakterielle Infektion.

Zu den eiterbildenden Bakterien gehören z.B.:

  • Staphylokokken
  • Streptokokken
  • Pneumokokken
  • Gonokokken
  • Meningokokken
  • Pseudomonas aeruginosa

Staphylokokken, Streptokokken und Pseudomonas aeruginosa finden sich häufig im Abstrich bei Wundinfektionen.

Woraus besteht Eiter?

Eiter besteht aus einer Mischung von weißen Blutkörperchen (Leukozyten), etwas Serum und Gewebe, das körpereigene Enzyme zersetzt haben. Diese Auflösung wird auch Einschmelzung des Gewebes genannt. Je nach Erregertyp variiert die Viskosität des Eiters von dünn- bis dickflüssig sowie die Farbe von gelb bis grün. Grünlicher Eiter hat meist Bakterien der Gattung Pseudomonas als Ursache. Oftmals ist Eiter durch einen intensiven Geruch erkennbar.

Welche Wunden produzieren Eiter?

Eiter wird nicht von der Wunde selbst produziert, sondern von einigen Erregern, die die Wunde besiedeln. Generell können sich eiterbildende Bakterien in jeder Wunde ansiedeln und zu einer Entzündung führen.

Eitrige Entzündungen, Sonderformen

Abszesse

Bei Abszessen bildet sich durch Einschmelzung von abgestorbenem Gewebe ein Hohlraum, der durch Staphylokokken mit Eiter gefüllt werden kann. Dieser Hohlraum kapselt sich ab und der Eiter verbleibt im Hohlraum. Abszesse werden chirurgisch geöffnet, so dass der Eiter abfließen kann.

Phlegmonen

Bei Phlegmonen entsteht vor allem durch Streptokokken eine flächenhafte eitrige Entzündung. Anders als bei Abszessen kapselt sich der Entzündungsherd nicht ab. Deshalb ist ein Phlegmon als gefährlicher einzustufen, weil sich die Entzündung schnell in das umgebende Gewebe verbreiten kann. Um das zu verhindern, müssen Antibiotika gegeben und die entsprechende Stelle gekühlt werden. Wenn möglich, sollte das Gewebe auch chirurgisch geöffnet und der Eiter abgesaugt werden.

Empyemen

Bei Empyemen siedeln sich eiterbildenden Bakterien in bereits vorhandenen körpereigenen Hohlräumen an. Die Kieferhöhle oder der Pleuraspalt können solche Hohlräume sein. Hier empfiehlt sich das identische Vorgehen wie bei Phlegmonen.

Furunkel am Ellbogen, sichtbare Eiterherde
Furunkel am Ellbogen, sichtbare Eiterherde
Nekrosen an Zehen, Eiter bei einem diabetischen Fußsyndrom
Nekrosen an Zehen, Eiter bei einem diabetischen Fußsyndrom

Von welchen Faktoren ist die Entstehung von Eiter abhängig?

Ein geschwächtes Immunsystem und das Vorliegen von chronischen Krankheiten wie Diabetes begünstigen die Besiedlung von Wunden auch mit eiterbildenden Erregern. Situationsabhängig kann daraus eine Wundinfektion mit Eiterbildung entstehen.

Eiternde Wunden versorgen und behandeln

Ein Abstrich hilft, die Erreger zu identifizieren und ein passendes Antibiotikum zu verordnen. Eiternde Wunden müssen zudem sorgfältig gereinigt und versorgt werden. Neben einer intensiven Reinigung der Wunde kann eine antimikrobielle Wundauflage, zum Beispiel DracoFoam Infekt, die Therapie unterstützen. Bei Abszessen lässt sich der Abfluss des Eiters durch eine Drainage sicherstellen. Der betroffene Körperteil muss ruhiggestellt und womöglich gekühlt werden. Klagt der Patient über Schmerzen, helfen Schmerzmittel.

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.