Charcot-Fuß
Der Charcot-Fuß ist eine schwerwiegende Sonderform des diabetischen Fußsyndroms. Infolge einer Polyneuropathie kommt es zu Brüchen von Fußknochen oder Deformationen des Fußes.
Im schlimmsten Fall droht eine Amputation der Gliedmaße, weshalb der Charcot-Fuß immer ein medizinischer Notfall ist.
Weiterführende Inhalte
- Mediathek: Diabetisches Fußsyndrom
- Schnellratgeber: Diabetisches Fußsyndrom
Was ist ein Charcot-Fuß?
Der Charcot-Fuß, auch diabetisch-neuropathische Osteoarthropathie (DNOAP) oder Charcot-Arthropathie genannt, ist in der Regel eine Folgeerkrankung eines langjährigen Diabetes mellitus. Dabei kommt es zu einer nicht-infektiösen Zerstörung von Knochen und Gelenken im Fußbereich.
Die Erkrankung entsteht meist infolge einer durch den Diabetes verursachten Nervenschädigung (Polyneuropathie). Am häufigsten sind die Gelenke zwischen Fußwurzel und Mittelfußknochen betroffen (60 Prozent). Danach folgen die Gelenke zwischen Zehen und Mittelfußknochen (20 Prozent) und die Sprunggelenke (10 Prozent). Personen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes erkranken gleichermaßen häufig. Daneben führen in seltenen Fällen auch andere angeborene oder erworbene Neuropathien zu einer Charcot-Arthropathie.
Wie kann der Charcot-Fuß behandelt werden?
Die ersten Behandlungsmaßnahmen bei einem Charcot-Fuß sind völlige Druckentlastung und Ruhigstellung bis zur Abheilung.
Ein Charcot-Fuß ist immer ein medizinischer Notfall, dessen Behandlung in die Hände von Fachpersonal gehört. Die Therapie gliedert sich, in Abhängigkeit vom Schweregrad, in mehrere Phasen:
Therapiemaßnahmen im akuten Stadium: Ruhigstellung durch Rollstuhl oder Gips
Zu den ersten Maßnahmen zur Wiederherstellung eine Charcot-Fußes gehören die absolute Druckentlastung und Ruhigstellung des Fußes über 4 bis 5 Monate. Dadurch wird einem weiteren Zerbrechen bzw. Zusammenfallen der Knochen vorgebeugt. Die Ruhigstellung kann durch Verwendung eines Rollstuhls und/oder Anfertigung eines speziellen Unterschenkelgipses (dem Total Contact Cast) oder eines industriell gefertigten Aircasts erfolgen. Die Gabe von Medikamenten kann ggf. die Remineralisierung des Fußes unterstützen. In Abhängigkeit von der Therapieadhärenz der Patientin oder des Patienten kann in einigen Fällen eine Abheilung und Rekonstruktion des Fußes erreicht werden. Schwerwiegende, schon bestehende Deformierungen sind unter Umständen durch eine alleinige Ruhigstellung nicht rückgängig zu machen und müssen im Anschluss operiert werden.
Nachsorge: Maßschuhe, Operationen und engmaschige medizinische Kontrollen
Nach der langfristigen Ruhigstellung können übergangsweise Gipsschienen oder Zwei-Schalen-Orthesen zum Einsatz kommen. Langfristig wird der Fuß mit einem über den Knöchel gefertigten Maßschuh und diabetes-adaptierten Einlagen versorgt. Bei Vorliegen eines Ulkus erfolgt eine Wundbehandlung und bei Vorliegen einer Infektion ggf. eine antimikrobielle Therapie. In einigen Fällen ist eine operative Rekonstruktion des Fußes angezeigt, auch um Fußulzerationen und ihre möglichen Folgen zu vermeiden. Wird im Krankheitsverlauf das Knochen- und Weichteilgewebe des betroffenen Fußes massiv zerstört, droht schlimmstenfalls eine Amputation von Fuß oder Bein.
Es ist wichtig, dass Betroffene ein Leben lang unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle bleiben und der Diabetes mellitus optimal behandelt wird, um weitere Folgeschäden der Erkrankung zu verhindern.
Polyneuropathien sind generalisierte Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Zum peripheren Nervensystem gehören alle außerhalb des zentralen Nervensystems liegenden Teile der motorischen, sensiblen und autonomen Nerven. Die Polyneuropathien werden unter anderem nach den betroffenen Systemen – autonom oder senso-motorisch - unterschieden.
Welche Ursache hat der Charcot-Fuß?
Der Charcot-Fuß ist meist Folge einer angeborenen oder erworbenen Neuropathie.
Die genaue Ursache der Charcot-Arthropathie ist noch nicht hinreichend geklärt. Der Charcot-Fuß ist in 95 % der Fälle eine Folgeerkrankung des Diabetes mellitus und der mit ihm erworbenen Neuropathien. Eher selten geht die Erkrankung auf andere angeborene oder erworbene Neuropathien mit einer gestörten Schmerzwahrnehmung zurück, dazu gehören unter anderem die Syringomyelie, Lepra, Syphilis oder Spina bifida.
Wie entsteht ein Charcot-Fuß?
Wahrscheinlich entsteht ein Charcot-Fuß aus einer Kombination aus einer verminderten Knochendichte, muskulärer Imbalanz und kleinsten Verletzungen.
Ein Zusammenspiel der folgenden drei Faktoren bewirkt die beim Charcot-Fuß beobachtete Zerstörung von Weichteil- und Knochenstrukturen:
- Eine autonome Neuropathie führt zu einer lokal verstärkten Durchblutung (Hyperperfusion) des Knochens, was eine Entmineralisierung und Minderung der Knochendichte (Osteopenie) zur Folge hat. Der Knochenstoffwechsel ist gestört und der Substanzverlust der Knochenmasse lässt die Knochen brüchig werden.
- Muskuläre Dysbalance als Folge von Fehlbelastung und einer motorischen Neuropathie.
- Unbemerkte kleinste Verletzungen (Mikrotraumen) entstehen schnell, da die Schmerzempfindung, die natürliche Warnfunktion des Körpers, durch eine sensible Neuropathie oft reduziert ist.
Symptome der Charcot-Arthropathie
Geschwollene, leicht gerötete und schmerzunempfindliche Füße gehören zum Krankheitsbild eines Charcot-Fußes.
An eine akute Charcot-Arthropathie sollte besonders bei Personen mit Diabetes gedacht werden, wenn diese einen geschwollenen, leicht geröteten Fuß haben und gleichzeitig an einer Neuropathie leiden. Auffällig an einem Charcot-Fuß ist, dass Betroffene bei Krankheitsbeginn keine oder nur geringe Schmerzen verspüren, obwohl teils massive Knochenbrüche und Deformierungen vorliegen.
Nicht selten läuft eine betroffene Person über einen längeren Zeitraum auf einem zerbrochenen Fußgewölbe umher. Hierdurch wird die Entwicklung weiterer Fußfehlstellungen, besonders unter der Fußsohle (Wiege-/Schaukelfuß, siehe Foto), oder Ausrenkungen (Luxationen) begünstigt. An den Fußsohlen Betroffener sind oftmals Druckstellen mit ausgeprägten Hyperkeratosen sowie Ulzerationen zu finden.
Symptome des akuten Charcot-Fußes
- Bestehen einer Polyneuropathie
- Leichte Rötung
- Schwellung
- Überwärmung
- Schmerz bzw. Schmerzunempfindlichkeit
- Unterschied in der Hauttemperatur zwischen gesundem und erkranktem Fuß
Symptome des chronischen Charcot-Fußes
- Fußdeformitäten, Ausrenkungen (Luxationen)
- Ulkus
Wie wird ein Charcot-Fuß diagnostiziert?
Klinische Zeichen und Bildgebung sind entscheidend für die Diagnose eines Charcot-Fußes.
Neben dem Vorhandensein eines klinischen Beschwerdebilds ist die Bildgebung für die Diagnosestellung des Charcot-Fußes entscheidend. Üblicherweise dienen hierfür eine Röntgenaufnahme und die Magnetresonanztomographie (MRT), sowie alternativ eine Knochenszintigraphie.
In der Literatur existieren verschiedene Systeme zur Klassifikation und Stadieneinteilung der diabetischen neuropathischen Osteoarthropathie. Der Unterschied zwischen den verschiedenen Systemen beruht darauf, ob und welche radiologischen und/oder klinischen Parameter einbezogen werden.
Nach Levin (1997) lässt sich der Verlauf eines Charcot-Fußes beispielsweise in vier Stadien einteilen, die allein durch das klinische Erscheinungsbild charakterisiert sind:
- Stadium I: Vorliegen eines akuten Charcot-Fußes mit Schwellung, Überwärmung und Rötung
- Stadium II: Knochen- und Gelenkveränderungen
- Stadium III: Fußdeformitäten
- Stadium IV: zusätzliche Fußulzerationen