Umgang mit älteren Patienten
Der Anteil der älteren Patientinnen und Patienten, die unsere Praxen besuchen, nimmt weiter zu. Die Ansprüche an ihre Gesundheit sind hoch und viele sind tatsächlich auch sehr aktiv und gesundheitsbewusst. Während der Coronapandemie haben einige Praxen „Seniorensprechstunden“ eingeführt, um den besonderen Ansprüchen zu begegnen.
Aber wer sind eigentlich „die alten Patienten“? Es gibt die Senioren, die noch sehr aktiv sind, diejenigen mit beeinträchtigenden akuten oder chronischen Krankheiten, diejenigen, die eher im häuslichen Umfeld bleiben und teilweise auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen können und auch diejenigen, die alleinstehend leben und auf sich gestellt sind. Wir können also im Grunde nicht so einfach verallgemeinern.
Dennoch habe ich einige Tipps und Ideen aus Gesprächen mit anderen MFA gesammelt, was den Umgang mit älteren Patienten besonders macht und wie wir darauf eingehen können.
Ruhiger Rahmen
Laute Hintergrundgeräusche, grelles Licht und Hektik dürften für viele von uns sowieso schon unangenehm sein. Für ältere Menschen ist es noch viel schwieriger. Schafft eine ruhige und beruhigende Atmosphäre und haltet den Augenkontakt im Patientengespräch. Eine ruhige Atmosphäre ist natürlich auch für unsere Arbeit als MFA gut…
Viel Verständnis
Zeigt Verständnis für besondere Bedürfnisse und versucht, euch so verständlich mitzuteilen, wie es geht. Wichtiger, als lautes Sprechen ist dabei langsames und deutliches Sprechen. Besonders mit dem Mundschutz fällt es vielen Patienten sowieso schon schwerer, uns zu verstehen. Das Gleiche gilt auch umgekehrt.
Freundlich einlenken
Fängt der Patient bei „Adam und Eva“ an, seine Krankengeschichte zu erzählen? Es hilft alles nichts: Ihr müsst ihn unterbrechen und darum bitten, die Gesundheitsthemen mit der Ärztin zu besprechen. Das ist zwar eine Problemverlagerung, aber sonst bekommen wir unsere Arbeit einfach nicht geschafft. Verweist auf die anderen Patienten in der Praxis, um die ihr euch auch kümmern müsst. Ein freundliches: „Es tut mir leid, Frau Meier, bitte erzählen Sie ihren Krankheitsverlauf Frau Doktor. Ich kümmere mich gerne um Ihre Terminplanungen“, kann helfen, das Aufnahmegespräch zu verkürzen, ohne der Patientin auf den Schlips zu treten.
Geeignete Termine
In der Terminvergabe für ältere Patienten sollten wir auch auf etwaige Pflege- oder Alltagsroutinen Rücksicht nehmen. Vielleicht gibt es auch bestimmte Zeitfenster am Tag, in denen ihr keine akuten Fälle aufnehmt, bei denen es immer ein gewisses Infektionsrisiko gibt? Oder es gibt Zeitfenster, die nur für feste Termine zur Verfügung stehen, in denen es insgesamt etwas ruhiger in der Praxis zugeht? Dann könnten sich diese Zeitfenster gut für Termine anbieten.
Allgemeine Aspekte
Neben den o.g. Tipps, die sich eher auf den Umgang mit den Patienten konzentrieren, gibt es natürlich allgemeine Dinge, auf die ältere Patienten besonderen Wert legen. Dazu gehört natürlich ein gewisses Maß der Barrierefreiheit, aber auch das Einhalten einer akzeptablen Wartezeit. Eine Wartezeit von maximal 45 Minuten wird als akzeptabel toleriert. Und wenn wir wirklich mal die Extra-Minute Zeit haben, dann fragt nach etwas Persönlichem: wie geht es der Tochter oder dem jungen Enkel? Wie war der letzte Urlaub?
Besonders die persönliche Ebene sorgt dafür, dass sich unsere Patienten wohl bei uns fühlen. Insbesondere das Eingehen auf die Bedürfnisse unserer älteren „Kunden“ sorgt dafür, dass sie unserer Praxis lange die Treue halten.
Was ist euch im Umgang mit älteren Patienten besonders wichtig? Wie geht ihr damit um, wenn ein Patient sehr umständlich über sein Leid berichtet? Was macht ihr, damit sich eure Patienten gut in eurer Praxis aufgehoben fühlen? Ich freue mich auf eure Ideen!
Viele Grüße
Eure Steffi