Richtig IGeLn Teil 2 – Gespräch führen
Die Beratung unserer Patienten über Vor- und Nachteile angebotener Individueller GesundheitsLeistungen (IGeL) verlangt Augenmaß, Fingerspitzengefühl und auch einen sensiblen Gesprächsansatz.
Die Grundsätze im Umgang mit IGeLn hatte ich in einem anderen Blogbeitrag schon für euch zusammengefasst.* Nun möchte ich euch ein paar Impulse für die Patientengespräche geben. Unsere Patienten sind heutzutage gut informiert, allerdings fehlt ihnen das ganzheitliche medizinische Fachwissen, um die Informationen aus dem Internet sicher einordnen zu können.
Wir MFA haben daher auch die Aufgabe, unsere Patienten über die angebotenen IGeL aufzuklären. Dies ist einerseits erforderlich, da es sich um Leistungen handelt, die die Patienten aus eigener Tasche zahlen müssen. Andererseits deshalb, weil wir unseren Patienten helfen sollten, den Nutzen und die potenziellen Risiken einer angebotenen IGeL abzuwägen.
Fragen zu IGeL, die ihr als MFA euren Patienten beantworten solltet:
- Habe ich dem Patienten erklärt, warum die IGeL im individuellen Fall notwendig oder empfehlenswert ist?
- Habe ich den Patienten informiert, welche Erfahrung es bislang zu der Leistung gibt, also ob und inwiefern der Nutzen der IGeL wissenschaftlich belegt ist?
- Habe ich den Patienten verständlich (heißt: in einfachen, klaren Worten) zum Nutzen und möglichen Risiken und Nebenwirkungen beraten?
- Habe ich sachlich informiert?
- Habe ich über Alternativen zur angebotenen Leistung informiert?
- Habe ich dem Patienten das Gefühl vermittelt, sich frei für oder gegen eine vorgeschlagene IGeL entscheiden zu können?
- Habe ich dem Patienten eine angemessene Bedenkzeit gegeben?
- Habe ich den Patienten informiert, dass er sich jederzeit eine Zweitmeinung einholen kann?
Weitere Services, die ihr als Praxis euren Patienten zu IGeL anbieten solltet:
- Eine schriftliche Entscheidungshilfe mit weiterführenden Hinweisen zur IGeL unterstützt die Entscheidung für den Patienten.
- Eine schriftliche Vereinbarung zur geplanten IGeL und den erwartbaren Kosten gibt dem Patienten Sicherheit.
- Nach erfolgter Behandlung: Eine nachvollziehbare, transparente Rechnung, die mit dem Kostenvoranschlag übereinstimmt, ist ein Muss. Es gibt dem Patienten auch das Gefühl, dass er sich auf die Informationen eurer Praxis verlassen kann.
Aber wie kann man angemessen mit einem Patienten darüber sprechen? Ich habe euch ein paar Beispiele gegenübergestellt, welche Worte ihr in einem Gespräch über IGeL besser nicht wählen solltet und wie ihr es besser machen könntet.
Falsche und richtige Kommunikation im Gespräch über IGeL
Falsch | Richtig |
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Wenn Sie diese IGeL nicht in Anspruch nehmen, verschlechtert sich bald Ihr Allgemeinzustand. | Mit dieser IGeL schaffen Sie gute Voraussetzungen, Ihren Allgemeinzustand verbessern zu können. |
Bislang weiß man wenig über diese IGeL. | Bislang ist der Nutzen dieser IGeL wissenschaftlich nicht gut belegt, zugleich sind keine wesentlichen Risiken bekannt. |
Die IGeL hat kaum Nebenwirkungen. | Die IGeL wird von den meisten Patienten gut vertragen. |
Das weiß ich nicht. / Keine Ahnung. | Frau Doktor beantwortet Ihnen gleich Ihre weiteren Fragen. |
Das kostet aber... / Die Krankenkasse übernimmt das nicht. / Das müssen Sie aus eigener Tasche zahlen. | Wichtig für Sie zu wissen ist, dass diese IGeL keine Leistung Ihrer Krankenkasse ist. |
Welche Erfahrungen habt ihr in den Aufklärungsgesprächen zu IGeLn bislang gemacht? Was läuft bei euch gut und was vermeidet ihr in der Kommunikation mit euren Patienten? Oder gehört ihr zu den Praxen, die gänzlich auf IGeL verzichten? Warum habt ihr das so entschieden? Ich bin gespannt über eure Erfahrungen und Einblicke.
Hier der Link zum ersten Blog-Beitrag: Richtig IGeLn – gar nicht so einfach
Viele Grüße
Eure Steffi