Psychische Gesundheit im Winter
Die dunkle Jahreszeit kann für viele Menschen eine Herausforderung darstellen. Diese Herausforderung haben auch Medizinische Fachangestellte (MFA), da wir täglich mit hohen Belastungen konfrontiert sind und auch unsere Patienten unterstützen wollen. Dieser Artikel bietet euch Einblicke in aktuelle Forschungsergebnisse und praktische Tipps, um eure eigene und die mentale Gesundheit eurer Patienten im Winter zu stärken.
Wissenschaftliche Erkenntnisse
Unser Organismus ist auf einen 24-stündigen Zyklus eingestellt, der sich nach dem natürlichen Licht- und Dunkelheitsrhythmus richtet. Fehlende Lichtexposition in den Wintermonaten kann die sogenannte „Winterdepression“ verursachen. Dabei handelt es sich um eine saisonale affektive Störung (seasonal affective disorder). Insgesamt treten psychische Störungen im Winter häufiger auf als im Sommer. Die Symptome der saisonalen affektiven Störung scheinen durch eine Veränderung des Melatonin-Rhythmus verursacht zu werden. (Bedrosian & Nelson, 2017)
Diese Erkenntnisse unterstreichen die Wichtigkeit, besonders in der kalten Jahreszeit auf unsere psychische Gesundheit zu achten.
Praktische Tipps für den Alltag
Lichttherapie nutzen
Der Lichtmangel im Winter spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Winterdepressionen. Was ihr für euch tun könnt:
- Nutzt eure Mittagspause für einen Spaziergang im Freien, selbst bei bewölktem Himmel
- Erwägt die Anschaffung einer Tageslichtlampe, die nachweislich prophylaktisch wirken kann
Bewegung und Ernährung
Regelmäßige, moderate Bewegung wirkt Wunder auf den Stimmungshaushalt. Wohl gemerkt: moderate Bewegung und kein exzessives, überambitioniertes Sportprogramm, das unseren Körper mehr stresst, als erholt:
- Integriert regelmäßige Bewegung in euren Tagesablauf, da sie nachweislich stimmungsaufhellend wirkt.
- Achtet auf eine ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren.
Stressmanagement
Jeder von uns reagiert anders auf Stress. Auch die Entspannungswege können sehr unterschiedlich sein und reichen von Ausruhen auf der Couch bis hin zu ausgedehnten Wanderungen.
- Versucht euch an Entspannungstechniken wie Meditation oder tiefem Atmen. Vielleicht reicht es sogar schon, langsamer zu gehen und nicht sofort und schnell zu reagieren, sondern eine kurze Pause einzulegen.
- Setzt klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, um Burnout vorzubeugen.
Maßnahmen für mentale Gesundheit
Soziale Kontakte pflegen
Gerade in der dunklen Jahreszeit ist es wichtig, soziale Verbindungen aufrechtzuerhalten:
- Plant regelmäßige Treffen mit Freunden oder Familie.
- Nutzt zur Not digitale Plattformen, um in Kontakt zu bleiben.
Selbstfürsorge priorisieren
Ein gutes Maß an Egoismus ist absolute Grundvoraussetzung, um mental gesund durch den Alltag zu gehen.
- Etabliert eine Routine für guten Schlaf und regelmäßige Mahlzeiten.
- Gönnt euch regelmäßige Auszeiten zur Erholung.
Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Zögert nicht, euch Unterstützung zu suchen, wenn ihr folgende Symptome bei euch bemerkt:
- Anhaltende gedrückte Stimmung
- Starke Antriebslosigkeit
- Schwierigkeiten, den Alltag zu bewältigen
Unterstützung für Patienten
Auch eure Patienten könnt ihr in den Wintermonaten unterstützen, gesund und stabil durch die kürzeren Tage zu kommen.
Praxisatmosphäre verbessern
- Warme Beleuchtung installieren
- Gemütliche Sitzgelegenheiten anbieten
- Leise, beruhigende Hintergrundmusik abspielen
Kommunikation fördern
- Aktives Zuhören praktizieren
- Offene Fragen stellen, z.B. "Wie kommen Sie mit der dunklen Jahreszeit zurecht?"
- Gesprächstermine anbieten, bei Bedarf telefonisch
Psychische Gesundheit überwachen
- Bei Verschlechterung umgehend den behandelnden Arzt informieren
- Screening-Fragebögen für Depression anbieten (z.B. den Patientenfragebogen zur Erfassung depressiver Störungen PHQ-9)
- Notfallnummern für psychische Krisen bereithalten (z.B. das Info-Telefon Depression 0800 334 4533)
Praktische Unterstützung leisten
- Bei der Terminkoordination mit anderen Fachärzten helfen
- Informationen zu Transportmöglichkeiten zur Praxis bereitstellen
- Hilfe beim Ausfüllen von Formularen anbieten
Besondere Unterstützung für Patienten mit chronischen Wunden
Motivation zur Behandlung aufrechterhalten
- Erinnerungen an Termine per SMS oder Anruf versenden
- Bedeutung der regelmäßigen Wundversorgung betonen
- Kleine Fortschritte in der Wundheilung hervorheben und loben
Ganzheitliche Betreuung anbieten
- Zusammenhang zwischen Wundheilung und psychischem Wohlbefinden erklären
- Tipps zur Stressreduktion geben (z.B. progressive Muskelentspannung)
- Ernährungsberatung für wundheilungsfördernde Ernährung anbieten
Durch diese strukturierte und empathische Herangehensweise könnt ihr als MFA einen bedeutenden Beitrag zur Unterstützung eurer Patienten mit depressiven Episoden oder auch mit der besonderen Herausforderung chronischer Wunden während der Wintermonate leisten.
Selbstfürsorge ist keine Selbstsucht, sondern eine Notwendigkeit, für euch selbst zu sorgen, besonders in der Winterzeit. Als MFA sehen wir uns täglich mit teilweise herausfordernden und belastenden Situationen konfrontiert. Indem ihr aktiv Maßnahmen ergreift, um eure eigene psychische Gesundheit zu stärken, könnt ihr nicht nur euch selbst, sondern auch euren Patienten besser helfen.
Was macht ihr, um für eure eigene mentale Gesundheit zu sorgen? Welche Tipps habt ihr für die dunklen Tage, um in keine „Winterdepression“ zu fallen? Ich bin gespannt über eure Erfahrungen.
Viele Grüße
Eure Steffi