Patienten auf die OP vorbereiten
Praxisalltag

Patienten auf die OP vorbereiten

Die Vorbereitung eines Patienten auf eine Operation erfordert Einfühlungsvermögen, Fachkenntnisse und organisatorische Fähigkeiten. Als Medizinische Fachangestellte (MFA) spielen wir eine wichtige Rolle, den Patienten gut zu informieren, Ängste zu lindern und sicherzustellen, dass alle notwendigen Schritte vor der Operation eingeleitet werden. 

In diesem Blog-Artikel möchte ich euch Schritt für Schritt einen Überblick geben, wie ihr als MFA euren Patienten auf eine Operation vorbereiten könnt.

Kommunikation und Aufklärung

  • Verständliche Aufklärung: Erklärt eurem Patienten den geplanten Eingriff, seine Notwendigkeit und den Ablauf in verständlicher Sprache, ohne übermäßig viele medizinische Fachbegriffe zu verwenden. Um eine informierte Einwilligung (sog. informed consent) zu erzielen, solltet ihr umfassend über Vor- und Nachteile des Eingriffs sowie mögliche Alternativen aufklären. 
  • Informationsmaterial: Gebt dem Patienten schriftliche Materialien oder Broschüren, die den geplanten Eingriff und einen eventuell erforderlichen Krankenhausaufenthalt erklären und bestenfalls gut visualisieren.
  • Ablauf des Operationstags: Erklärt dem Patienten, was er am Tag der Operation erwartet, einschließlich Nüchternheitsregeln, Medikamenteneinnahme, auch dem eventuellen Einstellen oder Pausieren einer Dauermedikation vor dem Eingriff, wann er sich bei euch in der Praxis einfinden und ob er in Begleitung kommen sollte.

Selbstkompetenz des Patienten stärken

  • Ermutigung: Ermutigt eure Patienten, sich, vorbereitend auf eine OP, um ihre körperliche Fitness zu kümmern. Eine gestärkte Muskulatur, ein kräftiges Herz-Kreislauf-System und eine gesunde Lunge tragen dazu bei, dass eure Patienten besser auf die OP vorbereitet sind. 
  • Fragen beantworten: Stellt sicher, dass euer Patient die Möglichkeit hat, Fragen zu stellen. Klärt Unklarheiten und bietet Unterstützung bei der Suche nach weiteren Informationen an (siehe unten). 

Mögliche Fragen eurer Patienten

Die Patienten-Universität hält Checklisten für Patienten vor, die dabei helfen sollen, den Besuch beim Arzt zu strukturieren. Ihr könnt eure Patienten auf diese Checklisten als Hilfestellung hinweisen und dazu ermutigen, alle Fragen zu klären. Hier gebe ich euch einen Auszug nützlicher Fragen, die die Patienten-Universität empfiehlt, im Gespräch vor einer Operation zu klären1:

  • Was für eine Art der Operation ist es?
  • Wie wird die Operation durchgeführt?
  • Was sind die Vorteile und die Risiken der Operation?
  • Gibt es Alternativen zu einer Operation?
  • Haben Sie die Operation schon einmal durchgeführt?
  • Verursacht die Operation Schmerzen?
  • Brauche ich eine Narkose?
  • Wie wird die Narkose durchgeführt und wie verläuft sie in der Regel?
  • Welche Risiken ergeben sich bei dem Narkoseverfahren?
  • Wie lange dauert die Operation in der Regel?
  • Wer operiert mich?
  • Wer haftet im Schadensfall?
  • Was passiert bei einem Notfall oder Zwischenfall?
  • Wie lange wird es dauern, bis ich wieder gesund bin?
  • Was wird nach der Operation passieren?
  • Übernimmt meine Krankenkasse die Operationskosten?

Einwilligung und Dokumentation

  • Einwilligung zur Operation: Der Patient muss eine schriftliche Einwilligung zur Operation geben. Dies bedeutet, dass er die Art des Eingriffs, potenzielle Risiken und alternative Behandlungsoptionen versteht. Es ist eure Aufgabe, sicherzustellen, dass der Patient den Aufklärungsbogen verstanden hat und freiwillig zustimmt.
  • Einwilligung zur Narkose: Falls eine Anästhesie erforderlich ist, muss der Patient auch eine separate Einwilligung geben. Informiert den Patienten über die verschiedenen Arten von Anästhesie und deren Risiken.
  • Einwilligung zur Bluttransfusion: Wenn während einer (größeren) Operation Bluttransfusionen erforderlich sein könnten, muss der Patient auch seine Einwilligung zur Verwendung von Blutkonserven geben.

Alle Einwilligungen müssen in der Patientenakte entsprechend dokumentiert und gespeichert werden. 

Vorbereitung am Operationstag

  • Nüchternheit: Vergewissert euch, dass euer Patient gemäß den Anweisungen nüchtern ist. Dies ist wichtig, um das Risiko von Komplikationen während der Anästhesie zu minimieren.
  • Medikation: Vergewissert euch, dass euer Patient gemäß Medikationsplan etwaige Dauermedikation vor dem Eingriff ausgesetzt bzw. pausiert hat. Das kann vor allem (aber nicht nur) Gerinnungshemmer, kardiovaskuläre Medikamente oder Antidiabetika betreffen.
  • Begleitung: Klärt vorab, ob der Patient eine Begleitperson benötigt, ob er nach der OP noch verkehrstüchtig ist und welche Abläufe am Operationstag zu beachten sind.
  • Einfühlungsvermögen: Zeigt Empathie und, falls euer Patient dafür empfänglich ist, ein wenig Humor, um die Situation aufzulockern und angenehmer zu machen. 

Angstbewältigung

  • Einfühlungsvermögen: Zeigt Empathie für die Ängste des Patienten und ermutigt ihn, darüber zu sprechen.
  • Ablenkung: Bietet Ablenkungsmöglichkeiten, wie das Gespräch über persönliche Interessen oder Entspannungsübungen.
  • Beruhigung: Erläutert dem Patienten, dass er von qualifizierten Fachkräften betreut wird und alle erforderlichen Schritte zur Gewährleistung seiner Sicherheit unternommen werden. Eventuell könnt ihr einem besonders unruhigen Patienten vorab schon ein Beruhigungsmittel verordnen oder verabreichen.
  • Spritzenangst: Hierzu habe ich einen Blog-Artikel für euch verfasst und ihr findet mehr Informationen hier: Angst vor Spritzen
Patientenkommunikation

Nachsorgeplanung

  • Entlassung und Nachsorge: Informiert den Patienten über den geplanten Zeitpunkt der Entlassung und die erforderliche Nachsorge. Bereitet bei Bedarf einen neuen Medikationsplan vor und erklärt, wann eventuell ein Verbandswechsel erforderlich ein wird. Plant den erforderlichen Nachsorgetermin schon jetzt und erinnert daran. 

Die Vorbereitung eines Patienten auf eine Operation erfordert nicht nur medizinisches Wissen, sondern auch einfühlsame Kommunikation und organisatorische Fähigkeiten. Durch eine umfassende Betreuung und Unterstützung könnt ihr dazu beitragen, dass der Patient die Operation sicher und möglichst stressfrei durchsteht.

Welche Tipps habt ihr noch, um eure Patienten bestmöglich auf eine Operation vorzubereiten? Wie nehmt ihr euren Patienten die Angst?

Viele Grüße

Eure Steffi

Die Autorin Steffi, MFA/Wundexpertin (ICW)
Steffi Blog

Nach der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten in einer dermatologischen Praxis für 5 Jahre im Praxisalltag als MFA, seit 2014 bei Dr. Ausbüttel (DRACO®). Wundexpertin (ICW) und bloggende MFA mit Leidenschaft.

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