Palliative Versorgung: Ein Leitfaden für Medizinische Fachangestellte
„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Dieses berühmte Zitat stammt von einer englischen ‚Krankenschwester‘ und Ärztin, die die Begründerin der modernen Hospizbewegung und eine Pionierin der Palliativmedizin war: Cicely Saunders. In diesem Artikel möchte ich euch einen Überblick über verschiedene Formen der Palliativversorgung geben und euch dabei unterstützen, nicht nur eure Patienten zu begleiten, die in einem palliativen Stadium sind, sondern auch deren Angehörige.
Arten der Palliativversorgung
Die palliative Versorgung lässt sich in zwei Hauptkategorien unterteilen:
- Allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV):
Diese Form der Versorgung wird von Hausärzten und ambulanten Pflegediensten geleistet und richtet sich an Patienten mit einer nicht heilbaren, fortschreitenden Erkrankung.
- Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV):
Diese intensivere Form der Betreuung wird von spezialisierten Teams durchgeführt und ist für Patienten mit komplexeren Symptomen oder Bedürfnissen vorgesehen.
Belastungen für Patienten und Angehörige
Die palliative Situation stellt sowohl für Patienten als auch für Angehörige eine enorme Herausforderung dar.
Patienten erleben oft:
- Angst vor Schmerzen und dem Sterbeprozess
- Gefühle von Hilflosigkeit und Kontrollverlust
- Sorge um zurückbleibende Angehörige
Angehörige hingegen kämpfen häufig mit:
- Überforderung durch die Pflegesituation
- Trauer und Verlustängsten
- Schuldgefühlen und Unsicherheit
Unterstützung durch MFAs
Als MFA könnt ihr eine wichtige Stütze für Patienten und Angehörige sein:
- Empathische Kommunikation: Hört aktiv zu und zeigt Verständnis für die Situation.
- Informationsvermittlung: Stellt Informationen über Unterstützungsangebote und Anlaufstellen bereit.
- Praktische Hilfe: Unterstützt bei der Kontaktaufnahme zu Palliativteams, Organisation von Hilfsmitteln oder Terminen.
- Entlastungsgespräche: Bietet regelmäßige Gesprächstermine an, besonders für alleinstehende Patienten.
Unterstützungsangebote für Patienten und Angehörige
Es gibt zahlreiche Angebote, auf die ihr Patienten und Angehörige hinweisen könnt:
- Ambulante Hospizdienste
- Palliativnetzwerke
- Psychosoziale Beratungsstellen
- Selbsthilfegruppen für Angehörige
Verweist eventuell auch auf folgende Gesprächsmöglichkeiten:
- Seelsorgerische Betreuung
- Psychologische Beratung
- Trauergruppen
- Ehrenamtliche Begleiter von Hospizdiensten
Angemessene Reaktionen auf den Tod eines Angehörigen
Mitgefühl ausdrücken:
- "Es tut mir sehr leid, von Ihrem Verlust zu hören."
- "Mein aufrichtiges Beileid für Sie und Ihre Familie."
Aktives Zuhören:
- Nehmt euch, wenn möglich, einen Moment Zeit, um dem Patienten zuzuhören.
- Ein kurzes, mitfühlendes Gespräch kann sehr tröstlich sein.
Praktische Unterstützung anbieten:
- "Möchten Sie, dass ich Ihnen bei der Terminplanung helfe?"
- "Kann ich Ihnen die Rezepte nach Hause schicken?"
Einfühlsame Fragen im medizinischen Kontext
- "Wie kommen Sie im Moment zurecht?"
- "Haben Sie jemanden, der Sie unterstützt?"
- "Möchten Sie mit unserem Arzt/unserer Ärztin über Ihre aktuelle Situation sprechen?"
Was zu vermeiden ist
Zeitdruck:
- Versucht, dem Patienten nicht das Gefühl zu geben, er müsse sich beeilen.
Persönliche Vergleiche:
- Auch wenn ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt, konzentriert euch auf den Patienten.
Unterstützende Maßnahmen in der Praxis
Informationen bereitstellen:
- Haltet Informationen zu Trauerberatung und lokalen Unterstützungsgruppen bereit.
Flexibilität zeigen:
- Seid, wenn möglich, flexibel bei Terminen und Wartezeiten.
Kontinuität der Versorgung:
- Stellt sicher, dass wichtige Informationen im Team weitergegeben werden, um eine konsistente Betreuung zu gewährleisten.
Langfristige Begleitung
Nachsorge:
- Macht eine Notiz für zukünftige Termine, um nach dem Befinden zu fragen.
Aufmerksamkeit für Veränderungen:
- Achtet auf Anzeichen von anhaltender Depression oder anderen gesundheitlichen Problemen.
Vermittlung weiterer Hilfe:
- Informiert die behandelnde Ärztin, wenn ihr den Eindruck habt, dass der Patient zusätzliche Unterstützung benötigt.
Fortbildungsmöglichkeiten für MFAs
Um eure Kompetenzen in der Palliativversorgung zu erweitern, könnt ihr spezielle Fortbildungen absolvieren. Diese vermitteln wichtige Fähigkeiten wie Kommunikation mit Schwerkranken, Symptomkontrolle und psychosoziale Betreuung. Als MFA habt ihr die einzigartige Möglichkeit, Patienten und Angehörige in einer der schwierigsten Lebensphasen zu unterstützen. Durch euer Engagement und eure Fürsorge könnt ihr einen bedeutenden Unterschied im Leben dieser Menschen und Familien machen.
Denkt auch daran, auf eure eigene emotionale Gesundheit zu achten und bei Bedarf Unterstützung im Team zu suchen.
Für detailliertere Informationen zur Palliativmedizin schaut einmal hier: Palliativmedizin.
Wie geht ihr mit Patienten und Angehörigen um, die in einer Palliativsituation sind? Welche Erfahrungen habt ihr bislang gemacht? Ich bin gespannt, eure Geschichten zu lesen.
Viele Grüße
Eure Steffi