Organspende: Sachliche Aufklärung ist wichtig
Als MFA solltet ihr euren Patienten umfassende Informationen über das Thema Organspende geben, damit jeder für sich eine informierte Entscheidung treffen kann – egal, welche Entscheidung das am Ende sein mag.
Hier gebe ich euch einen neutralen Überblick darüber, wie Organspende funktioniert und wie ihr eure Patienten am besten aufklärt.
Wie funktioniert Organspende?
Organspende ist der Prozess, bei dem Organe von einem Spender entnommen und einem Empfänger transplantiert werden. Die Organe können von einem lebenden oder verstorbenen Spender stammen. In Deutschland ist die Organspende nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Spenders oder seiner Angehörigen erlaubt (sog. Entscheidungslösung – siehe unten).
Wie die Organspende in Deutschland funktioniert:
- Postmortale Organspende: Die postmortale Organspende ist die häufigste Form der Organspende in Deutschland. Dabei werden Organe von verstorbenen Spendern entnommen und an Empfänger transplantiert. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) koordiniert die Organspende in Deutschland und arbeitet eng mit den Entnahmekrankenhäusern zusammen.
- Lebendspende: Bei der Lebendspende spendet eine Person zu Lebzeiten ein Organ oder Gewebe an einen Empfänger. Dies ist z.B. bei einer Nierenspende möglich. Die Lebendspende ist in Deutschland gesetzlich geregelt und unterliegt strengen Voraussetzungen.
- Alloplastische Transplantation: Eine Alternative zur postmortalen Organspende ist die alloplastische Transplantation. Hierbei werden künstliche Organe eingesetzt, um die Funktion des betroffenen Organs zu übernehmen. Diese Methode befindet sich jedoch noch in der Entwicklung.
- Xenotransplantation: Bei der Xenotransplantation werden tierische Organe für die Transplantation genutzt. Diese Methode ist ebenfalls in der Entwicklung und zugleich ethisch umstritten.
Eurotransplant vermittelt Spenderorgane
In Deutschland erfolgt die Zuteilung von Spenderorganen über Eurotransplant.
Der Eurotransplant Verbund ist eine internationale Organisation, die sich auf die Vermittlung von Spenderorganen spezialisiert hat. Der Verbund umfasst acht europäische Länder: Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Ungarn und Slowenien. Eurotransplant koordiniert die Verteilung von Spenderorganen an Patienten auf der Warteliste mit einem Einzugsgebiet von circa 137 Millionen Menschen.1
Zustimmungsmodelle der Organspende
Bei der Einwilligung in eine Organspende gibt es verschiedene Varianten, die in den Ländern sehr unterschiedlich zum Einsatz kommen.
- Zustimmungslösung: Bei der engen Zustimmungslösung können nur dann Organe und Gewebe entnommen werden, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten einer Organspende zugestimmt hat. Liegt keine Zustimmung vor, dürfen keine Organe oder Gewebe entnommen werden. Die enge Zustimmungslösung gibt es innerhalb des Eurotransplant-Verbunds nicht. Teilweise gilt die sogenannte erweiterte Zustimmungslösung. Das heißt, dass auch eine Zustimmung über Gespräche mit Angehörigen ermittelt wird oder eine stillschweigende Zustimmung z.B. durch das Tragen eines Organspendeausweises oder eines Tattoos als Erkennungssymbol2 als Zustimmung gewertet werden kann.
- Entscheidungslösung (in Deutschland umgesetzt): Die Entscheidungslösung ist eine Abwandlung der erweiterten Zustimmungslösung. Hierbei müssen die Bürgerinnen und Bürger regelmäßig mit neutralen und ergebnisoffenen Informationen und Aufklärungsmaterialien verpflichtend versorgt werden, damit sie eine sichere Entscheidung für oder gegen die Organ- und Gewebespende treffen können. Die Entscheidung wird dann in einem Organspendeausweis dokumentiert.
- Widerspruchslösung: Bei der Widerspruchslösung können Organe und Gewebe entnommen werden, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen hat. In einigen Ländern haben die Angehörigen das Recht, einer Organentnahme bei der verstorbenen Person zu widersprechen, sollte keine Entscheidung der verstorbenen Person vorliegen.
Wie kann man Patienten am besten aufklären?
Als MFA kann man Patienten am besten aufklären, indem man ihnen umfassende Informationen über das Thema gibt. Hier sind einige Tipps:
- Broschüren und Informationsmaterialien: Es gibt zahlreiche Broschüren und Informationsmaterialien zur Organspende, die man dem Patienten zur Verfügung stellen kann. Diese können z.B. von der DSO bezogen werden.
- Persönliche Aufklärungsgespräche: Als MFA kann man auch persönliche Aufklärungsgespräche mit dem Patienten führen, um ihm die Angst vor dem Thema zu nehmen und ihm alle notwendigen Informationen zu geben.
- Fortbildung als MFA: Es gibt ein kostenloses Online-Fortbildungsprogramm der DSO über den Ablauf der Organspende. Das Programm richtet sich an medizinisches Fachpersonal und ist eventuell für den einen oder die andere von euch auch interessant.
Was muss der Patient beachten?
Wenn der Patient sich für eine Organspende entscheidet, muss er dies in einem Organspendeausweis dokumentieren. Liegt keine Dokumentation vor, wird die Entscheidung – im Falle einer postmortalen Spende - auf die nächsten Angehörigen übertragen, was offene Gespräche innerhalb der Familie zu Lebzeiten voraussetzt. Es ist wichtig, dass der Patient seine Entscheidung freiwillig und informiert trifft und wir als MFA keinesfalls in irgendeine Richtung lenken.
Fazit
Organspende ist ein wichtiges Thema, das in unserem Alltag nicht selten der fehlenden Zeit zum Opfer fällt. Dennoch können wir wesentlich zur Aufklärung beitragen, indem wir unseren Patienten umfassende, neutrale Informationen geben, Einfühlungsvermögen zeigen und ihnen bei der Entscheidungsfindung zur Seite stehen.
Wie geht ihr in eurer Praxis mit dem Thema Organspende um? Fühlt ihr euch gut informiert, um auch eure Patienten aufklären zu können? Ich bin gespannt, wie ihr zu dem Thema steht.
Viele Grüße
Eure Steffi